Wer in den Rennen der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring um Gesamtsiege fahren möchte, muß einen VLN-Special einsetzen. Sie stellen den größten Teil der Teilnehmer in der VLN-Serie: Die VLN-Specials. Aber sie sind auch breit aufgestellt: Von hubraumkleinen Saugmotoren bis zu Turbomotoren und großvolumigen Saugmotoren mit 500 PS und mehr. Ein Fall für Spezialisten.

In der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring werden die zugelassenen Fahrzeuge in vier Gruppen eingeteilt. In unserer kleinen Reihe „Die Situation in den Fahrzeug-Gruppen der VLN in der Saison 2011“ ging es am 21.07.2011 („Seriendarsteller“) um die VLN-Serienwagen, am 26.07.2011 („Cup der guten Hoffnung“) um die VLN-Cup-Fahrzeuge und am 05.08.2011 („Geschichte ist faszinierend“) um die Gruppe H. Im letzten Teil dreht sich alles um die VLN-Specials.
Die Veranstaltergemeinschaft der VLN sagt im O-Ton dazu: „Das Reglement der 24h-Specials-Fahrzeuge wurde speziell für das 24h-Rennen auf dem Nürburgring ins Leben gerufen, um nahezu jedem Fahrzeug die Teilnahme zu ermöglichen. Hier sind reinrassige Rennfahrzeuge aller Coleur vertreten.“ (Quelle: VLN)
Die Gruppe der VLN-Specials umfaßt Fahrzeuge der Gr. A, Gr.DA und 24h-Spezial, sowie die Klasse E1-XP. Die Gr. A (verbesserte Tourenwagen) ist eine seit 1982 gültige Gruppe gemäß Anhang J des IASG des internationalen Automobilsport-Verbandes FIA. In der gegenüber der Gr.N (Tourenwagen) freizügigeren Gr.A dürfen alle Serienteile bearbeitet werden. Das bedeutet, daß Schwungrad, Pleuel und Kurbelwelle unbegrenzt erleichtert, poliert und durch Wärmebehandlung nachgehärtet werden dürfen. Die Nockenwelle, Kolben und diverse andere Teile sind freigestellt. Das äußere Erscheinungsbild der Fahrzeuge bleibt weitgehend unverändert. Die Kotflügel dürfen umgebördelt aber nicht verbreitert werden. Eine Ausnahme bilden sogenannte Kit-Car-Reglements, bei denen eine Verbreiterung zum Kit (Bausatz) gehört und homologiert ist. Am Fahrwerk ist der Austausch von Stoßdämpfern und Federn erlaubt. Die technischen Ausgangsdaten stehen im Gr.A-Homologationsblatt. Der Vorläufer der Gruppe A war die im davor gültigen Reglement beschriebene Gr. 2 (Spezial-Tourenwagen). Die einzelnen Bestimmungen für die Gr.A stehen im Artikel 255 des Anhang J des IASG.
Die Gr.DA des deutschen Motorsport-Verbandes DMSB umfaßt Fahrzeuge der Gr.A deren Homologation in der FIA-Gr.A abgelaufen ist. Die 24h-Spezial sind quasi die VLN-Specials nach dem Reglement des 24-Stunden-Rennens vom Nürburgring und die Klasse E1-XP umfaßt Sonderfahrzeuge gemäß ausdrücklicher Zulassung durch den DMSB.
Die VLN-Specials unterteilen sich in 21 Klassen: Klasse SP1 (bis 1,4 Liter), SP2 (bis 1750 cm³), SP2T (Turbos bis 1,6 Liter), SP3 (bis 2 Liter), SP3T (Turbos bis 2 Liter), SP4 (bis 2,5 Liter), SP4T (Turbos bis 2,6 Liter), SP5 (bis 3 Liter), SP6 (bis 3,5 Liter), SP7 (bis 4 Liter), SP8 (bis 6250 cm³), SP8T (Turbos bis 4 Liter), SP9 (FIA-Klasse GT3), SP10 (SRO-Klasse GT4), 11/AT (Alternative Treibstoffe), 12/ATG (Gas- und Hybridfahrzeuge), E1-XP (Sonderfahrzeuge), D1T (Diesel bis 2 Liter), D2T (Diesel bis 2,5 Liter), D3T (Diesel bis 3 Liter) und D4T (Diesel bis 6 Liter). Die Klassen definieren sich über Zündung und Gemischbildung (Otto- oder Dieselmotor), Aufladung (Turbo- oder Saugmotor), Hubraum sowie Hybridantrieb oder Erdgas als Treibstoff.
Die Klassen SP7 bis SP10 sowie E1-XP
Die gesamtsiegfähigen Fahrzeuge der VLN kommen vorzugsweise aus den Klassen SP7, SP8, SP9, E1-XP und teilweise auch SP8T und SP10. Seit 2009 gilt in der VLN ein sogenanntes BoP- (Balance of Performance-) Reglement. Ziel ist es die durch unterschiedlichste Motorenkonzepte unterschiedlichen Motorleistungen so anzugleichen, daß sich die Fahrleistungen der Top-Fahrzeuge auf der Nürburgring-Nordschleife annähernd auf einem Niveau bewegen. Das soll Chancengleichheit für die Teilnehmer und spannende Rennen für die Zuschauer garantieren. Diesen Einstufungskriterien unterliegen auch die VLN-Cup-Fahrzeuge der Klasse Cup2 (Cup-Porsche). Vor jedem der zehn VLN-Rennen werden durch die VLN Angleichungen der Fahrzeuge vorgenommen. Praktisch erfolgt diese Angleichung durch die Mindestgewichte, den Einsatz von Luftmengenbegrenzern zur Reduzierung der Ansaugluft und damit der Leistung und durch die Größe der Kraftstofftanks. Die Konzeptunterschiede (Limousinen, Coupés und Roadster, Front-, Mittel- und Heckmotor, Front-, Heck- und Allradantrieb, unterschiedliche Zylinderzahlen, freisaugend oder aufgeladen) der stärksten Fahrzeuge im Feld in Einklang zu bringen ist kein leichtes Unterfangen.
Die Motorleistungen der Top-Klassen liegen gemäß BoP-Einstufung je nach Meßverfahren zwischen 420 und 530 PS (auf dem Motor-Prüfstand) bzw. zwischen 440 und 580 PS (auf dem Rollen-Prüfstand). Bei Mindestgewichten zwischen 1150 kg und 1440 kg ergeben sich als bei Sport- und Rennwagen gut geeigneter Vergleichsmaßstab Leistungsgewichte zwischen 2,4 und 2,7 kg/PS. (Zum Vergleich: Die aktuellen DTM-Fahrzeuge haben ein Leistungsgewicht von 2,2 kg/PS und die Fahrzeuge der GT1-WM etwa 2,0 kg/PS. Also nur marginale Unterschiede zwischen diesen Klassen.)
Die Fahrzeuge der Klasse SP9 ergeben sich aus der Homologationsliste der FIA-Klasse GT3 (Cup-GT-Wagen). In der VLN kommen in dieser Saison zum Einsatz: Audi R8 LMS, BMW Z4 GT3, Lamborghini LP560 GT3, Mercedes SLS AMG GT3, Porsche 911 GT3 Cup S und Porsche 911 GT3 R. In der Klasse SP10 ergeben sich die teilnehmenden Fahrzeuge aus der Homologationsliste der SRO-Klasse GT4 (Serien-GT-Wagen). Im bisherigen Saisonverlauf in der VLN am Start: Aston Martin Vantage V8/N24 GT4, BMW M3 GT4, Ginetta G50 und Nissan 370 Z GT4.
Von den durch den DMSB in der Klasse E1-XP zugelassenen Fahrzeugen waren in den bisherigen Saisonrennen BMW M3 GT, N.Technology P4/5 Competizione und Porsche 911 GT3R Hybrid am Start. Zu den Startern in der Klasse SP7 (bis 4 Liter) zählen neben dem „Klassiker“ der SP7, dem Porsche 911 GT3 RSR die diversen Varianten des Porsche 911 GT3 / Cup, der Artega GT, der BMW Z4 und das Hyundai Genesis Coupé. In der Klasse SP8 (bis 6250 cm³) am Start: Aston Martin V12 Zagato, BMW 840i, Ferrari F458 Italia, GM Corvette C6R, Lexus ISF, Lexus LF-A, Nissan 370 Z. Die Klasse SP8T (Turbos bis 4 Liter) sah Audi RS4, Nissan GT-R und VW Golf GT24 am Start.
In den Klassen SP7, SP8 und E1-XP am Start: Fahrzeuge der FIA-Klasse GT2 (GT-Wagen) wie der BMW M3 GT, der Ferrari F458 Italia und der von Manthey Racing reaktivierte Porsche 911 GT3 RSR. Hierbei handelt es sich um die derzeit kompromißlosesten Rennfahrzeuge im Starterfeld.
Die schnellsten der Schnellen fahren auf der 24,369 km langen VLN-Streckenvariante – der Kombination aus Nordschleife und Kurzanbindung der GP-Strecke - Rundenzeiten im Zeitfenster zwischen 8 Minuten und 10 Sekunden und 8 Minuten und 30 Sekunden je nach Witterungs- und Fahrbahnverhältnissen und Asphalttemperaturen. In der SP10 (SRO-Klasse GT4) umrunden die Schnellsten die VLN-Streckenvariante mit Rundenzeiten von etwa 8 Minuten und 55 Sekunden.
Die schnellste Runde im Zeittraining in den bisherigen sechs von insgesamt zehn Saisonläufen: 8 Minuten und 13,730 Sekunden (Rundenschnitt 177,685 km/h) gefahren vom Team Mamerow/Rowe mit Chris Mamerow und Armin Hahne im AMG-Mercedes SLS aus der VLN-Specials-Klasse SP9 (Klasse GT3) in Lauf 2. Die schnellste Rennrunde im bisherigen Saisonverlauf ging in Lauf 4 an das Audi Sport Team Phoenix mit Marc Basseng, Marcel Fässler und Mike Rockenfeller im Audi R8 LMS ebenfalls aus der Klasse SP9. 8 Minuten und 16,805 Sekunden (Rundenschnitt 174,978 km/h).
Das schnellste der bisherigen sechs Saisonrennen war Lauf 4. Die Sieger, das Porsche Team Manthey mit Marco Holzer, Patrick Long und Richard Lietz im Porsche 911 GT3 Hybrid Klasse E1-XP fuhr 28 Runden (682,33 km) in 4 Stunden, 3 Minuten und 43,969 Sekunden. Streckenschnitt 167,936 km/h.
Die Sieger im bisherigen Saisonverlauf: Jörg Müller, Augusto Farfus und Uwe Alzen im BMW M3 GT Klasse E1-XP von BMW Motorsport in Lauf 1. Mamerow/Rowe Racing mit Chris Mamerow und Armin Hahne im Mercedes SLS AMG GT3 Klasse SP9 in Lauf 2. Marco Seefried und Jaime Melo jr. im Ferrari F458 Klasse SP8 vom Hankook-Team Farnbacher in Lauf 3. Marco Holzer, Patrick Long und Richard Lietz im Porsche 911 GT3 R Hybrid Klasse E1-XP vom Porsche Team Manthey in Lauf 4. Mattias Ekstöm, Timo Scheider und Frank Stippler im Audi R8 LMS Klasse SP9 vom Audi Sport Team Phoenix in Lauf 5 und Michael Zehe, Alexander Roloff und Roland Rehfeld im Mercedes SLS AMG GT3 Klasse SP9 von Rowe Racing in Lauf 6. Ausgewogenheit in den Top-Klassen sowohl bei den Gesamtsiegen als auch bei den Podiumsplatzierungen, den Trainingsbestzeiten und den schnellsten Rennrunden sind das Markenzeichen der VLN-Saison 2011. Drei Siege für Fahrzeuge der Klasse SP9, zwei für Fahrzeuge der Klasse E1-XP und einen für ein Fahrzeug der Klasse SP8. Acht Podestplätze für Fahrzeuge der Klasse SP9, fünf für Fahrzeuge der Klasse E1-XP, drei für die Klasse SP7 und je einen für die Klassen SP8 und Cup2. Zwei Siege für AMG-Mercedes und je einen für Audi, BMW, Ferrari und Porsche. Bei den Podien: Porsche achtmal auf dem Podium, BMW viermal, Audi dreimal und Ferrari einmal. Dabei spielt natürlich auch die Anzahl der Fahrzeuge einer Klasse oder einer Marke eine Rolle. Porsche ist traditionell weitaus stärker präsent als beispielsweise Ferrari. Die stärksten Teams an der Spitze: Phoenix und Abt (beide Audi), Schnitzer, Schubert und Dörr (alle BMW), Farnbacher (Ferrari), Mamerow, Rowe, Black Falcon, Heico und Horn (alle AMG-Mercedes), Manthey, Frikadelli, Twin-Busch, Pinta und Falken (alle Porsche). Mit Ausnahme von Schnitzer-BMW Kundensportprogramme, auch wenn so mancher von verkappten Werkseinsätzen spricht. Man sollte aber genau hinschauen: Werkseinsätze im üblichen Sinne sind es tatsächlich nicht (siehe „Wenn Kunden Sport treiben“ am 08.07.2011).
Die Klassen SP1 bis SP6 sowie die SP11
In der Klasse SP11 (Alternative Treibstoffe) kamen im bisherigen Saisonverlauf bis zu vier Fahrzeuge, wie die erdgasbetriebenen VW Scirocco und Chrysler Viper von Titus und Julius Dittmann zum Einsatz Die Schnellsten fahren Rundenzeiten um die 9 Minuten. In der Klasse SP6 (bis 3,5 Liter) kamen in den ersten sechs Saisonläufen zwei bis sechs Fahrzeuge wie BMW M3 und Z4 (wie der von Dörr) sowie Porsche 911 GT3 zum Einsatz. Die schnellsten der Klasse SP6 fahren Rundenzeiten von etwa 8 Minuten und 45 Sekunden. Fünf bis zehn Autos waren in dieser Saison bisher in der Klasse SP5 (bis 3 Liter) am Start, darunter BMW M3 / 325 / 130i. Sie fahren Rundenzeiten knapp unter 9 Minuten. Das Halbzeitmeister-Team Kappeler Motorsport oder auch die BMW von live-strip.com mit Neuser und Plentz zählen dazu. Das Team der FH Köln startet mit einem Ford Focus RS in der Klasse SP4T (Turbos bis 2,6 Liter). Auch in dieser Klasse am Start der Raeder-Audi TT RS. Die Rundenzeiten liegen um 8 Minuten und 35 Sekunden und damit fast auf dem Rundenzeiten-Niveau der SP7/SP8/SP9/E1-XP. In der Klasse SP4 (bis 2,5 Liter) mit bis zu vier Autos liegen die schnellsten Rundenzeiten bei 9 Minuten und 45 Sekunden. Fahrzeuge: BMW 325i. Etwa 8 Minuten und 45 Sekunden. Nah dran an den Rundenzeiten der Top-Fahrzeuge. Das sind die schnellsten Rundenzeiten in der Klasse SP3T (Turbos bis 2 Liter). Die Fahrzeuge: Audi A3, Audi TT, Opel Astra OPC, Seat Leon, VW Golf, VW Scirocco. Dominant der Scirocco von LMS Engineering. Mit zwischen 15 und 22 Autos ist diese Klasse sehr stark besetzt. Zwei bis sieben Fahrzeuge wie BMW Z4 und Honda Civic Type-R und S2000 sind die Protagonisten in der Klasse SP3 (bis 2 Liter) bei Rundenzeiten um etwa 9 Minuten und 15 Sekunden. Fugel / Wächtler mit ihrem Civic Type-R und Mario Merten und Wolf Silvester mit ihrem Z4 fuhren Klassensiege ein. In der Klasse SP2T (Turbos bis 1,6 Liter) mit drei bis sechs Autos kämpfen Minis gegen Fiat 500 und Peugeot 207 RC bei Rundenzeiten um etwa 9 Minuten. Das Team Alpecin-Schirra-Motoring mit seinem Mini fährt hier um Klassensiege. In der Klasse SP2 (bis 1750 cm³) am Start ein Citroen Saxo und ein Ford Fiesta Cup. Rundenzeiten von etwa 10 Minuten und 30 Sekunden. In der Klasse SP1 (bis 1,4 Liter) am Start ein VW Polo. Die Rundenzeiten liegen bei etwa 12 Minuten und 50 Sekunden.
Zum Vergleich mit den VLN-Specials die Rundenzeiten der anderen Fahrzeuggruppen: Die schnellsten der 430 PS starken Cup-Porsche der Klasse Cup2 fahren Rundenzeiten von etwa 8 Minuten 25 Sekunden, also fast die Zeiten der Klassen SP7 bis SP9. Die Schnellsten der Gr.H benötigen knapp unter 9 Minuten für eine VLN-Runde. Die schnellsten VLN-Serienwagen (mit Turbo-Diesel-Motoren) fahren Rundenzeiten von knapp über 9 Minuten. Die stärksten der Serienwagen-Gruppe haben etwa 340 PS.
Etwa 110 bis 130 VLN-Specials gehen in den Rennen mit Starterfeldern von etwa 170 bis 200 Fahrzeugen an den Start. Damit sind die VLN-Specials die zahlenmäßig stärkste Fahrzeuggruppe im Feld und zugleich die Gruppe, die üblicherweise die Gesamtsieger der Rennen stellt. Damit stehen die VLN-Specials auch im Zentrum des Interesses der Fans und der Medien.

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