Nicht die Hohe Acht. Die Acht-Minuten-Marke. 8 Minuten und 5,783 Sekunden des Trainingsschnellsten beim VLN-Lauf 4 sind eine Ansage. Die „Top“-Fahrzeuge liegen enger beieinander denn je.


Das ständige Streben nach DER optimalen, DER perfekten Runde wurde durch Größen des Automobilsports seit jeher zu einer eigenen Disziplin erhoben. In der Formel 1 zählten zu den Besten dieser „Disziplin“ die Formel 1- Legende Ayrton Senna, gefolgt von ebensolchen Legenden wie Jim Clark oder Gilles Villeneuve und einigen anderen Schnellsten der Schnellen. Auf der Nürburgring-Nordschleife kommt man am Namen Uwe Alzen mit Sicherheit nicht vorbei. Aber auch andere Nordschleifen-Asse beherrschen die Suche nach dem Optimum auf der schönsten aber auch anspruchsvollsten Rennstrecke der Welt. Wenn man wie der Autor dieser Zeilen im Rallyesport das Fahren gegen die Uhr gelernt hat, hat man gehörigen Respekt vor den Kollegen von der Rundstrecke, wenn diese die Ideallinie im Kampf um die perfekte Runde auf der Nordschleife des Nürburgrings suchen. Ein paar Gedanken zu den schnellsten Runden:

Das Siegerfahrzeug des vierten von zehn Saisonläufen der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring, der Audi R8 LMS ultra Klasse SP9 (FIA-Gr.GT3) des Teams Phoenix Racing in der Besetzung Marc Basseng / Frank Stippler fuhr sich im Zeittraining mit einer Rundenzeit von 8 Minuten und 5,783 Sekunden auf P1. Diese Zeit entspricht einem Rundenschnitt von 180,592 km/h.

Schneller war auf der VLN-Streckenvariante (Rundenlänge 24,369 km) bisher nur Marc Lieb. Er brannte beim Saisonfinale der VLN 2011 mit dem gelb-grünen Porsche 911 GT3 R Klasse SP9 (FIA-Gr.GT3) des Teams Manthey-Racing eine Rundenzeit von 8 Minuten und 4,471 Sekunden in den legendären Nordschleifenasphalt. Rundenschnitt 181,081 km/h.

Die Vergleiche zwischen der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring und dem 24-Stunden-Rennen „hinken“ insofern, da in den 10 Läufen der VLN eine auf der GP-Strecke andere Streckenführung gefahren wird (im Bereich Mercedes-Arena und unter Weglassen der Müllenbachschleife auf Grund des Befahrens der Kurzanbindung). Die Rundenlänge der VLN-Streckenvariante ist mit 24,369 km 1,009 Kilometer kürzer als die 24h-Variante. Die Rundenzeiten bei den „Top“-Fahrzeugen differieren dabei um etwa 15 Sekunden. Ein Vergleich ist aber bedingt über die Rundenschnitte möglich.

Im „Top40-Qualfying“ des diesjährigen 24-Stunden-Rennens fuhr Uwe Alzen im BMW Z4 GT3 Klasse SP9 (FIA-Gr.GT3) des BMW Teams Schubert die schnellste Runde in sagenhaften 8 Minuten 18,382 Sekunden. Rundenschnitt 183,315 km/h. Absoluter Rundenrekord auf der aktuellen 24h-Streckenvariante mit der Rundenlänge von 25,378 km.

Allerdings „hinkt“ der Vergleich auch etwas auf Grund der unterschiedlichen Bedingungen zwischen einem Zeittraining „im Verkehr“ und einem „Einzelzeitfahren“.

Über eine Umrechnung der Rundenzeiten des 24-Stunden-Rennens auf die VLN-Streckenvariante ergibt sich ein interessantes Rechenspiel. Rechnet man die 8 Minuten 18,382 Sekunden von Uwe Alzen aus dem 24-Stunden-Rennen auf die VLN-Streckenvariante um, ergibt sich eine rechnerische Rundenzeit von 7 Minuten und 58,566 Sekunden !

Die Dominanz der Klasse SP9 (FIA-Gr.GT3 – Cup-GT-Wagen) in dieser bisherigen Saison (viermal VLN und 24h) ist auf die Tatsache zurückzuführen, daß die „Top“-Teams inzwischen komplett auf Fahrzeuge dieser Klasse setzen. Im Vorjahr kamen noch mehrere Fahrzeuge der FIA-Gr.GT2 (GT-Wagen) in den Klassen SP7, SP8 und E1-XP zum Einsatz. Sicher gibt es per Reglement Unterschiede zwischen diesen beiden GT-Wagen-Gruppen. Aber bereits die letzte Saison hat gezeigt, daß die vermeintlich seriennahen GT3 mittlerweile Rundenzeiten auf dem gleichen Niveau der „reinrassigen“ Rennwagen der Gr.GT2 fahren. Die Vor- und Nachteile der jeweils einen gegenüber der anderen Gruppe zeigen sich auf einzelnen Streckenabschnitten der Gesamtstrecke (GP-Strecke und Nordschleife). In der Summe über eine Runde herrscht dann aber in der Regel Gleichstand.

Bereits 2005 fuhr Uwe Alzen im Alzen-Porsche Turbo damalige Klasse SP8 – dem legendären „Turbinchen“ – 8 Minuten und 6,393 Sekunden. Im Training. Rundenschnitt 180,839 km/h. Damalige VLN-Streckenvariante 24,433 km. Umgerechnet auf die aktuelle VLN-Streckenlänge entspräche das einer Rundenzeit von 8 Minuten und 5,118 Sekunden. Das war vor sieben Jahren. Auf dem Niveau der heutigen „Top“-Zeiten ! Grandios !

Einsam an der Spitze aber nach wie vor: Der unvergessene Stefan Bellof im Zeittraining zum 1000-km-Rennen 1983. In einem geschlossenen Prototypen der Gr.C, einem Porsche 956 Turbo. 6 Minuten und 11,13 Sekunden. Rundenschnitt 202,073 km/h. Damalige Rundenlänge 20,832 km. Auf die heutige Rundenlänge der VLN umgerechnet ergäbe sich theoretisch eine Rundenzeit von 7 Minuten und 14,142 Sekunden. Aber nur theoretisch … Motorsport ist mit einem gewissen Restrisiko verbunden. Insofern ist die Jagd nach Rekorden immer ein „zweischneidiges Schwert“. Der Faszination, die davon ausgeht, kann sich aber wahrscheinlich kaum jemand entziehen, der „Benzin im Blut hat“.


Fotos: Oliver Wegen, Hardy Elis, Björn Schüller, Daniel Eckel

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