Dirk Werner (Kissenbrück) und Chris Mamerow (Castrop-Rauxel) standen beim 9. Lauf der BF Goodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring zum zweiten Mal in Folge ganz oben auf dem Siegertreppchen.


Den zweiten Gesamtsieg in Folge für Mamerow-Racing konnte der 28-jährige Dirk direkt im Anschluss an seinen Titelgewinn in Amerika feiern. Als erster Europäer und Nicht-Amerikaner reichten ihm und seinem Teamkollegen Leh Kenn in der US-Grand-Am-Sportwagenserie ein dritter Platz in Miami, um den Titel mit nach Hause zu nehmen.
Myriam: Wie bewertest Du das vergangene VLN-Rennen? 
Dirk: Mit dem Rennen bin ich sehr zufrieden, vor allem da das Ergebnis so gut ist. Am Samstag ist einfach alles optimal gelaufen. Das Auto kam perfekt vorbereitet zum Rennwochenende an den Nürburgring, da gab es genauso wenig Probleme wie bei den letzten Rennen.
An dieser Stelle muss ich das Team wirklich loben, bei den langen Rennen ist es wirklich wichtig, dass man keine Probleme hat, die einen im schlimmsten Fall weit zurückwerfen könnten. An der Fahrwerksabstimmung wurden vor dem Rennen noch kleine Veränderungen vorgenommen, so dass das Auto sehr schön zu fahren war.
Speziell in meinem Stint hatte ich unwahrscheinlich viel Spaß, zumal die Strecke zu der Zeit trocken und somit nicht so schwierig zu fahren war wie davor und danach. Der Chris hatte da wesentlich mehr Arbeit, da er auf Regenreifen wechseln musste. Für die Slicks waren die Bedingungen auf der Strecke sehr schwierig – gerade zum Schluss, als es angefangen hat, an manchen Stellen der Strecke zu regnen.
Den Sieg haben wir uns absolut verdient, weil wir das ganze Wochenende eine gute Leistung gezeigt haben, sowohl bei den Boxenstopps als auch auf der Strecke. 
Myriam: Du hattest zwischen Qualifying und Rennen Probleme mit Deinem Funk. Hat da pünktlich zum Rennen wieder alles funktioniert? 
Dirk: Ja, zumindest einigermaßen. Das Problem ist, dass ich viele Rennen in Amerika fahre und dort ein anderes Funksystem als in Deutschland verwendet wird. Normalerweise kann man das umbauen, am Samstag war aber kein Fachmann am Start, so dass ich mich dann selbst dran versucht habe, aber wirklich gut habe ich das nicht hinbekommen. Es hat aber zumindest so weit funktioniert, dass wir uns während des Rennens verständigen konnten, von daher hat es zum Glück keine Probleme gegeben. 
Myriam: Was bist Du für ein Typ am Funk? 
Dirk: Generell konzentriere ich mich am liebsten aufs Fahren. Es gibt natürlich einige Sachen, die in jeder Runde durchgegeben werden. Sei es der Benzinverbrauch, von meiner Seite aus vielleicht eine Situation auf der Strecke, die erwähnenswert ist, aber ansonsten erzähle ich da keine Geschichten, Witze oder ähnliches. Mein Teamchef gibt mir eigentlich auch nur die nötigsten Informationen, wie der Abstand zu den Voraus- und Hinterherfahrenden ist und wann ich in die Box kommen soll. Das reicht mir dann auch völlig aus, ich brauche niemanden, der ständig am Funk redet und das gerade in brenzligen Situationen, womöglich noch während einem Überholvorgang im Verkehr – das würde nur stören und von der Konzentration ablenken. 
Myriam: In Deutschland die Langstrecke am Nürburgring, in den USA die Sprintstrecken. Worin liegt der größte Unterschied für Dich? 
Dirk: Ein großer Unterschied ist, dass bei der VLN viele unterschiedliche Fahrzeuge – auch unterschiedlich motorisiert – auf der Strecke sind. Da muss man sehr vorsichtig sein, die anderen Fahrzeuge und Fahrer richtig einschätzen. Man ist in jeder Runde unheimlich damit beschäftigt, andere Fahrzeuge zu überholen oder selbst überholt zu werden.
In Amerika sind die Autos in der GT-Klasse, in der ich fahre, fast alle leistungsgleich oder -ähnlich. Es sind verschiedene Fabrikate, die aber trotzdem von den Rundenzeiten her sehr dicht beieinander liegen. Wir haben zwar auch Verkehr mit den Prototypen, die mit uns zusammen in einem Rennen fahren, aber da muss man nur aufpassen, dass die schnelleren Fahrzeuge einen möglichst sicher überholen und man dabei nicht zu viel Zeit verliert.
Ansonsten fährt man ja bei den VLN-Rennen immer auf der Nordschleife, einer sehr besonderen Rennstrecke, die unheimlich viel Spaß macht, aber auch ihre Tücken hat. Da lernt man bei jeder Runde, die man fährt, noch etwas Neues dazu.
In Amerika gibt es auch schöne Strecken, die dann aber wesentlich kürzer und dadurch einprägsamer und damit auch schneller erlernbar sind. 
Myriam: Wie stehst Du zu den Fans und was ist der Unterschied zwischen deutschen und amerikanischen Fans an der Rennstrecke? 
Dirk: Die deutschen Fans sind alle sehr gut informiert und wissen nahezu alles über Autos und Fahrer. Es gibt aber auch amerikanische Fans, die sich gut auskennen und enthusiastisch sind. Die Zuschauerzahlen in den USA sind sehr unterschiedlich. Bei speziellen Rennen, wie zum Beispiel den 24h Daytona oder den 12h Sebring sind sehr viele Fans da, bei kleineren Rennen eher weniger – am Nürburgring sind ja immer viele Fans vor Ort, was mich sehr freut. Genauso schön finde ich es bei den Rennen in Deutschland, dass man auch den ein oder anderen Fahrer wiedertrifft, den man noch von vergangenen Rennen her kennt.
Ich freue mich auch jedes Mal, wenn Fans zu mir kommen und ein Autogramm wollen oder ein Foto mit mir machen möchten. Das bedeutet dann jedes Mal Anerkennung für das, was man leistet und das ist für mich immer ein gutes Zeichen. Wenn keine kommen würden, wäre das sicherlich enttäuschend und würde dementsprechend auch etwas über die eigene Leistung aussagen.
Letztendlich machen wir Fahrer den Motorsport für die Fans, damit die ihren Spaß haben – aber ich selbst habe dabei natürlich auch jede Menge Spaß. Die Fans sind auf jeden Fall ein wichtiger Bestandteil des Motorsports. Umso mehr freut es mich, wenn ich den Fans mit einem Autogramm oder Foto eine Freude machen kann und die eine Erinnerung an ein schönes Erlebnis mit nach Hause nehmen können. 
Myriam: Was würdest Du im Gegenzug gerne mal auf einem Fanplakat am Brünnchen lesen? 
Dirk: Auf jeden Fall Zuspruch. Ich will auf gar keinen Fall lesen, „mach langsamer, bitte ausfallen“ oder ähnliche Sachen. Man hat zwar nicht viel Zeit, darauf zu achten, da müsste man dann mal eine langsamere Runde fahren. Ich vertraue da aber ganz auf die kreativen Fans und hoffe, beim nächsten Rennen etwas lesen zu können. 
Myriam: Kannst Du Deinen Fahrstil mit drei Wörtern beschreiben? 
Dirk: Schnell, konzentriert und auf der Nordschleife sicher – lieber defensiv als offensiv. 
Myriam: Was ist Dein Lieblingsstreckenabschnitt auf der Nordschleife als Zuschauer und als Fahrer? 
Dirk: Als Zuschauer ist es für mich besonders interessant zu schauen, wie andere Fahrer an bestimmten Stellen fahren, was es noch für andere Linien gibt.
Die Passage vom Karussell bis zur Döttinger Höhe hin gefällt mir als Fahrer am meisten. Da sind viele schnelle Kurven, viele Kurvenkombinationen, das ist einfach eine große Herausforderung.
Die meisten Fans stehen ja immer am Brünnchen oder am Pflanzgarten, diese Stellen würde ich jedem zum Zugucken empfehlen. 
Myriam: Wen würdest Du gerne mal als Beifahrer auf einer Runde Nordschleife mitnehmen? 
Dirk: Niemanden, der Angst hat, ansonsten alle aus meinem Familien- und Freundeskreis. Es gibt leider nicht so viele Möglichkeiten, jemanden mitzunehmen. Taxifahrten habe ich zwar auch schon gemacht, aber die sind dann ja meistens für Gäste der Sponsoren. Familie und Freunde würde ich schon gerne mal mitnehmen, wobei ich nicht weiß, ob die auch alle mit mir mitfahren würden. 
Myriam: Hatten Deine Taxigäste beim Aussteigen alle ein Lächeln auf dem Gesicht oder war ihnen eher zum Weinen zumute? 
Dirk: Die meisten Gäste sagen das ja nicht so, speziell die Männer geben es ja nicht zu, wenn sie die Fahrt nicht so angenehm fanden. Während der Fahrt sind die meisten Leute still, andere schreien auch mal. Generell hat es bisher aber allen gefallen, bis auf eine Frau, die meinte, „dass muss ich nicht nochmal haben“. Aber das kann ich voll und ganz verstehen, ich würde auch nicht gerne als Beifahrer bei jemandem mitfahren. 
Myriam: Das klingt interessant, würdest Du auch nicht bei Deinem Teamkollegen Chris Mamerow mitfahren? 
Dirk: Ich vertraue ihm da, dass er das alleine ganz gut macht, und das tut er ja auch. Aber ich selbst würde generell mit niemandem gerne mitfahren, das hat nichts mit meinem Teamkollegen zu tun. Vielleicht eine langsame Runde, da könnte man nochmal drüber reden. 
Myriam: Mit welchem Gefährt würdest Du gerne mal eine Runde Nordschleife drehen?
a) Bobbycar
b) Ferngesteuertes Auto
c) Segway
Dirk: Ich würde mit dem Segway fahren. Da muss man sich nicht anstrengen und das wäre dann glaube ich am besten. Ich ziehe dann vorsichtshalber meinen Sturzhelm und Knieschützer an, dann macht es mir auch nichts aus, wenn ich mal runterfalle, falls ich das Gleichgewicht verliere. 
Myriam: Eines Deiner Hobbys ist Musik, spielst Du ein Instrument oder singst Du? 
Dirk: Ein Instrument spiele ich leider nicht und singen kann ich auch nicht. Ich höre gerne Musik und singe während der Autofahrt mal das ein oder andere Lied mit. So lange es keiner hört, ist das vertretbar und die Musik drehe ich dann auch so laut, dass ich mich selbst nicht hören kann. Von daher wird keiner verletzt. 
Myriam: Ein anderes Hobby von Dir ist das Kartfahren – worin liegt Deine Leidenschaft, beim Kartfahren oder in einem Porsche Rennen zu fahren? 
Dirk: Komfortabler ist natürlich das Auto, aber meine Leidenschaft liegt bei beiden Dingen. Mit dem Kart habe ich im Motorsport angefangen und es dann neun Jahre lang gemacht, wo ich auch viel für die heutigen Rennen gelernt habe. Ich bevorzuge den Automobilrennsport, weil es er schneller ist und mehr Spaß macht. 
Myriam: Wohin soll Dein Weg im Motorsport noch gehen? Was ist noch ein Traum von Dir? 
Dirk: Die 24h von Le Mans würde ich auf jeden Fall gerne fahren, das ist für mich das größte Autorennen überhaupt. Bisher hatte ich dazu nicht die Möglichkeit, aber es wäre schön, wenn das noch klappen würde. 
Myriam: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die letzten Rennen 2009! 
 
 
Text: Myriam Stein
Fotos: Oliver Wegen und Hardy Elis

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