Um bei der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) in der Klasse der seriennahen Fahrzeuge V2 bis 1850cm³ vorne mitzufahren, brauchen die Teams drei grundlegende Dinge: Ein perfekt abgestimmtes Auto, Fahrer mit reichlich Mumm und ein wenig Fortune. In der laufenden Saison scheint Memminger Motorsport von allen drei Attributen reichlich zu haben – das Team eilt von Klassensieg zu Klassensieg. Neuerlich beim 7. Rennen der VLN am vergangenen Wochenende.

Es herrschte kein Wetter, um Rennen auf der anspruchsvollsten Rennstrecke der Welt, der Nürburgring Nordschleife, zu fahren: Mit strömendem Regen empfing die Eifel gut 200 Protagonisten zum 1,5- stündigen Training am Samstagmorgen. Dennoch mussten alle Teilnehmer wenigstens ihre Pflichtrunden drehen, auch das Team Memminger Motorsport aus München ging wie gewohnt mit dem BMW 318is, auf Regenreifen ins Training. Zunächst versuchte Teamchef und Senior Günter Memminger, eine gute Startposition raus zu fahren, was ihm jedoch nicht glückte. Er haderte mit Strecke, Wetter und Auto, überdies seien immer wieder Unfallstellen zu passieren gewesen, die eine gute Rundenzeit zunichte machten. Insgesamt vier Mal nahm Günter Memminger Anlauf, ehe er völlig entnervt den Wagen an seinen Sohn Stefan übergab. Mit deutlich besseren Verhältnissen konnte Memminger Junior in nur einer Runde die schnellste Zeit im Team sowie die schnellste Zeit in der Klasse einfahren. Mit einem guten Gefühl bereitete sich Memminger Motorsport auf das nun ausstehende 6h-Rennen vor, das pünktlich um 12 Uhr gestartet wurde.
Dem Feld hinterher
Für die erfolgsverwöhnten Münchner kam es jedoch ganz anders: Bei der Ausfahrt aus der Box zur Startaufstellung wurde das Team unabsichtlich von einem anderen Teilnehmer blockiert. Der BMW 318is schaffte es nicht rechtzeitig in die Startaufstellung und musste so aus der Boxengasse starten und dem Feld hinterher fahren. Auch wenn Startfahrer Günter Memminger als letzter der gut 200 Teilnehmer das Rennen aufnahm, konnte er trotzdem davon profitieren. Kurz vorm Rennbeginn wechselten die Mechaniker letztmalig die Reifen: Memminger ging nicht wie viele der Konkurrenten auf Regenreifen ins Rennen, sondern auf profilierten Slicks und war damit deutlich im Vorteil. Wie von Sinnen stürmte Memminger durch die gesamte dritte Startgruppe und nahm sich einen Klassengegner nach dem anderen vor und wurde nur wenige Runden nach dem Start auf Platz eins der Klasse V2 geführt. In Runde 12 setzte extrem heftiger Regen ein, Günter Memminger steuerte die Box an, um den Wagen mit Regenreifen auszustatten und voll tanken zu lassen. Als er wieder ins Renngeschehen eingriff, nach wie vor auf Rang eins liegend, ließen die Regenschauer nach und Memminger steuerte erneut die Box an. Diesmal ließ er sich profillose Slicks montieren und fuhr ab dann der Konkurrenz auf und davon. In seiner schnellsten Runde fuhr Memminger 40 Sekunden schneller als der auf Platz zwei liegende Wagen – in der kleinsten Serienwagenklasse der Meisterschaft sind das Welten.
Nach 23 Runden steuerte Memminger Senior erneut die Box an, um den Wagen an seinen Sohn Stefan zu übergeben. Ebenfalls auf Slicks unterwegs lieferte Stefan Memminger ein tadelloses Rennen ab, auch er war pro Runde immer einige Sekunden schneller als der Rest der Klasse V2. Als kurz vor Rennende extrem heftiger Regen einsetzte, entschied sich die Rennleitung zum Abbruch, um die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten. Memminger Motorsport beendete einmal mehr ein Rennen der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring auf dem ersten Platz der Klasse V2. In der Gesamtwertung der 200 gestarteten Teams überquerte das Vater-Sohn-Gespann Memminger auf Rang 98 die Ziellinie. In der Meisterschaftswertung liegt Günter Memminger auf Rang 43 von mehr als 1.000 (!) gelisteten Startern der noch laufenden Saison.
Warum läuft es 2011 so gut?
Günter Memminger versteckt sich nicht hinter seiner Leistung und erklärt offen das Geheimnis seines Erfolges, auf den er in dieser Saison offenbar ein Abonnement hat: „Unser Auto ist einfach perfekt abgestimmt. Motor, Fahrwerk und Chassis harmonieren derart gut, dass es uns möglich ist, immer einen Hauch schneller als die Konkurrenz unterwegs zu sein. Gleichzeitig mussten wir feststellen, dass die Rundenzeiten im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen sind, sprich: Wir sind alle etwas langsamer geworden. Wir lassen unseren Wagen von einem Mitarbeiter des Teams Hoffmann Motorsport vorbereiten, der regelkonform das letzte aus dem Auto rauskitzelt. Überdies werden wir während der einzelnen Rennen vom Team Hoffmann betreut. Das gesamte Team mit Chef Conny Hoffmann verfügt über reichlich Erfahrung, von der Memminger Motorsport profitiert. Nicht zuletzt muss ich sagen, dass unser Team ein harmonisches ist. Wir betreiben den Sport aus Freude, wollen selbstverständlich gewinnen, wissen aber gleichzeitig, dass keiner von uns jemals Weltmeister wird. Daher sehen wir alles recht locker, gehen mit Spaß zu Werke, wodurch die Erfolge von alleine kommen.“
Wer ist Günter Memminger?
Der 57 jährige, selbständige Heizungsbauer betreibt seit über 40 Jahren Motorsport. Angefangen hat er 1972 im Slalomsport, wechselte aber alsbald in die Rundstrecke und gab 1980 sein Nürburgring-Debüt in der Langstreckenmeisterschaft – auf einem Porsche 944 Turbo. Memminger wollte mehr im Rennsport erleben und so fuhr er unter anderem auch in verschiedenen Formelklassen in Deutschland Frankreich, England, der Schweiz und Österreich. Auch vor Bergen schreckte Memminger seiner Zeit nicht zurück und so ging er wiederholt bei Bergrennen an den Start und kämpfte dabei gegen den damals noch recht unbekannten Clay Regazzoni. Seit den 80er Jahren ist Memminger ständiger Starter am Nürburgring und auf der Nordschleife: In unzähligen Rennen der Langstreckenmeisterschaft hat der heute 57-jährige Memminger nichts von seinem Kampfgeist eingebüßt. Aber auch er werde ruhiger und müsse heute an Stellen die „Backen“ zusammenkneifen, die er in jungen Jahren grinsend passierte. Den wohl größten Auftritt hatte er in den 80er Jahren beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring. Gemeinsam mit seinem Bruder Georg setzte er damals zwei Porsche 964 ein und erhielt prominente Unterstützung durch keine Geringeren als Walter Röhrl und Roland Kussmaul.

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