Die VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring ist entsprechend ihrer Entstehungsgeschichte und Philosophie Breitensport. Auch wenn an der Spitze professionelle Rennstallunternehmen mit Profi-Fahrern in leistungs- und drehmomentstarken Boliden um Gesamtsiege fahren – das Rückgrat der VLN sind die Privatiers. Und das sind in den meisten Fällen Familienunternehmen. Die halbe oder ganze Familie über mehrere Generationen und Verwandtschaftsgrade und fast der ganze Freundeskreis ist mit einbezogen. Das ist noch Motorsport, wie ihn die Älteren von früher kennen. Motorsport zum Anfassen.

Eines dieser kleinen erfolgreichen Familienunternehmen ist das Team Kappeler Motorsport aus Bad Saulgau, einer oberschwäbischen Kur- und Bäderstadt im Landkreis Sigmaringen. Welche Beziehung hat Bad Saulgau mit der rund 430 km oder viereinhalb Autostunden entfernte Nürburgring-Nordschleife in der Eifel? Kappeler Motorsport – „Halbzeitmeister“ der VLN 2011.
Wie bei so vielen Teams in den Nordschleifen-Rennserien (GLP, RCN, VLN) ist auch bei Kappeler Motorsport die Basis ein bodenständiger mittelständischer Kfz.-Betrieb. Auf dieser Grundlage entstanden in den letzten Jahren ein Tuningbetrieb und der Rennstall Kappeler Motorsport. Kappeler Motorsport ist das Team um den 27-jährigen Thomas Kappeler, der bereits mit acht Jahren im Kartsport begann. Dem Kart-Slalom folgten die Rundstreckenrennen im Kart. Im Jahr 2000 als 16jähriger schaffte er den Einstieg in den ADAC VW Lupo Cup. Vizemeister 2001 mit fünf Podesträngen. VW Motorsport und der ADAC unterstützten seine weitere Entwicklung: Einstieg ins Rookie-Team von VW im VW New Beetle Cup 2002. Ein Jahr später stand die DTC Division 2 auf dem Programm und 2004 ein entscheidender Schritt: Ford Fiesta Cup mit dem eigenen Team. Kappeler Motorsport war geboren. Thomas Kappeler wurde in den Jahren 2006 und 2007 Dritter im Ford Fiesta ST Cup.
Seit 2010 startet Kappeler Motorsport regelmäßig in der VLN, nachdem Thomas Kappeler bereits 2008 einzelne VLN-Rennen bei einem anderen Team als Ersatz für einen ausgefallenen etatmäßigen Fahrer absolvierte und auch 2009 für ein anderes Team fuhr. Die Saisons 2008 und 2009 als Miet-Fahrer auf fremden Fahrzeugen bedeuteten für Thomas Kappeler aber auch, daß er relativ wenige Möglichkeiten hatte, Optimierungen am Fahrzeug umzusetzen. Anpassungen am Motor oder am Fahrwerkssetup, um den Wagen individuell anzupassen, sind so nicht möglich.
2008 fuhr Thomas Kappeler an der Seite von Rudi Seher für das Team live-strip.com auf einem BMW M3 E46. 2009 dann mit Marco Schelp und Markus Grossmann und unter der Bewerbung des Teams Rowe mit Marco Schelp und Donald Molenaar in einem BMW M3 E46 in der VLN-Specials Klasse SP6 (bis 3,5 Liter). 2010 dann mit Donald Molenaar und Werner Weiss auf einem BMW M3 E46. Aber jetzt in der Klasse SP5 (bis 3 Liter). Thomas Kappeler begründet das Umrüsten des Fahrzeugs mit der Konkurrenzsituation in der Klasse SP6 und sieht auch im Nachhinein den Wechsel in die hubraumkleinere Klasse als den seinerzeit richtigen Schritt. In der SP5 sei man mit dem M3 E46 deutlich konkurrenzfähiger.
Bei dem Fahrzeug handelt es sich von der Basis her um einen Wagen, der früher in der Tourenwagen-WM von Marc Hennerici unter der Bewerbung des Teams Wiechers Sport gefahren wurde. Dort galt das Reglement der FIA-Gruppe A (verbesserte Tourenwagen) Klasse Super 2000 mit 4-, 5- oder 6-Zylinder-Saugmotoren bis 2 Liter. Für den Einsatz in der VLN-Serie wurde der Wagen dann gemäß dem Reglement der VLN-Specials umgebaut und mit einem 3-Liter-Motor nun in der Klasse SP5 (bis 3 Liter) eingesetzt. Der Umbau erfolgte bei der auf Rennfahrzeuge auf BMW-Basis spezialisierten Firma KK Automobile GmbH in Düderode in der Nähe des Harzes.
Der BMW M3 E46 von Kappeler Motorsport hat einen S54-Motor mit 3 Liter Hubraum. Diese Motoren wurden von der BMW M GmbH im M3 der Baureihe E46 eingeführt. Es ist ein hochdrehender Reihen-6-Zylinder-Saugmotor mit einer Leistung von über 300 PS und einem maximalen Drehmoment von über 300 Nm. Das Getriebe stammt von Drenth in den Niederlanden. Zum Einsatz kommt ein Intrax 4-Weg Fahrwerk. In Zug- und Druckstufe voll einstellbar und somit ein ultimatives Rennfahrwerk.
Die Saison 2011 verlief bisher sehr erfolgreich. Beim Saisonauftakt fuhren Thomas Kappeler, Harald Hennes aus Eschweiler und Thomas Gerling aus Uchte auf den 23. Gesamtrang und zum Klassensieg in der SP5. Die schnellste Rennrunde wurde in 9 Minuten und 4,555 Sekunden gefahren. Lauf 2 brachte den 27. Gesamtrang und einen weiteren Klassensieg sowie die schnellste Rennrunde in 9 Minuten und 2,348 Sekunden. Lauf 3 mit Rang 21 im Gesamtklassement, Rang 2 in der Klasse sowie die schnellste Rennrunde in 9 Minuten und 0,429 Sekunden. Lauf 4 mit Rang 26 im Gesamtklassement, Rang 2 in der Klasse sowie der schnellsten Rennrunde in 9 Minuten 1,793 Sekunden. Und bei Lauf 5 wurde es ein sensationeller 11. Rang im Gesamtklassement und damit der Klassensieg. Die schnellste Rennrunde wurde in 8 Minuten und 58,898 Sekunden gefahren.
Im Zeittraining zu Lauf 4 wurde eine Rundenzeit von 8 Minuten und 57,435 Sekunden auf der VLN-Streckenvariante mit einer Rundenlänge von 24,369 km gefahren. Das entspricht einem Rundenschnitt von 163,235 km/h.
Thomas Kappeler hat bislang sechs Klassensiege in der VLN-Serie erkämpft.
Im stark besetzten 24-Stunden-Rennen Ende Juni fuhr Thomas Kappeler im Team live-strip.com auf einem BMW 330i M gemeinsam mit Fabian Plentz, Tobias Neuser und Rudi Seher. Nach P74 im Zeittraining wurde es im Rennen der 29. Gesamtrang und der Klassensieg in der SP5.
Motorsport ist Mannschaftssport. Das zeigt sich auch im Fall des Teams Kappeler Motorsport. Neben seinen Eltern (Vater Karl-Heinz Kappeler ist neben Thomas Kappeler der Teamchef) sowie seiner Schwester Tanja sind es vor allem gute Freunde, die in ihrer Freizeit am Rennboliden schrauben und mit dem Team die Rennwochenenden in der Eifel verbringen. Vor allem diese Teamarbeit und der freundschaftliche Zusammenhalt der Fahrer, Mechaniker und Helfer haben die sehr guten Ergebnisse von Kappeler Motorsport in dieser Saison möglich gemacht. Und damit ist Kappeler Motorsport genau eines dieser erfolgreichen kleinen Familienunternehmen, die den Geist der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring ausmachen. Das ist gelebter Motorsport.

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