Fragen an die Geschäftsführer Eberhard A. Baunach und Uwe-Michael Sauer.

Herr Baunach, was sind die Highlights im Jubiläumsjahr 2012?
EB: Wir sind dabei, die extremste Ausführung auf Basis des Porsche 911, welche Kremer Racing je gebaut hatte, den Porsche 935 K 4 von 1981 zu rekonstruieren. Von diesem Typ gab es nur zwei Stück. Das dritte Exemplar bauen wir jetzt. Wir haben den Rohrrahmen mit Hilfe der Fachhochschule Köln digitalisiert und mit heute aktuellen Konstruktions- und Produktionsmethoden neu erstellt. Die nächsten Schritte sind der Einbau der technischen Komponenten, danach die Karosserie. Auch früher nicht übliche Windkanaltests werden dann durchgeführt. Dieses Leuchtturmprojekt stellt unser eigenes Geburtstagsgeschenk zum 50-jährigen Jubiläum 2012 dar und soll die ultimative Waffe für den historischen Motorsport werden.

Und wo ist Kremer Racing im Rennsport aktiv?
EB: Hauptaugenmerk liegt wie im erfolgreichen Vorjahr auf der VLN Langstreckenmeisterschaft und natürlich dem 24 Stunden Rennen auf dem Nürburgring. Hier sind wir mit zwei Porsche GT3 am Start. Außerdem werden wir zweimal bei Veranstaltungen zum Porsche Sports Cup antreten, um weitere potentielle Kunden für Kremer Racing zu interessieren. Im historischen Sport sind bei uns vorbereitete Fahrzeuge in diversen Klassen und Meisterschaften vertreten. Sowohl Kunden als auch wir selbst bringen die bei den Fans extrem beliebten Boliden vom Schlag eines 935 K3 oder ähnliche an den Start. So möchte ich schon jetzt alle Zuschauer zur zweiten Porsche Kremer Nacht der Legenden während des Eifelrennens am 9. Juni einladen. Selbst bei der Rallye Köln-Ahrweiler oder bei klassischen Oldtimerrallies sind wir mit unserem Partner Hanhart Uhren vertreten.
Sind das immer Porsche Rennwagen?
EB: Meistens ja, aber nicht ausschließlich. Kremer Racing ist durch seine erfahrene Mannschaft und seine hochmoderne Werkstatt mit einem der leistungsfähigsten Prüfstände in Deutschland in der glücklichen Lage, Fahrzeuge aller Hersteller so vorzubereiten, dass sie für Siege gut sind. So hat Wolfgang Kaufmann mit einem bei uns vorbereiteten Ford Escort RS 1600 einen Gesamtsieg beim Preis der Stadt Stuttgart in Hockenheim erreicht. Und auch die von mir selbst pilotierte Corvette C2 hat dort Divisionssiege bei FHR Läufen erzielt.
Wie kamen Sie eigentlich zum Motorsport?
EB: Das Autofahren hat mich schon immer fasziniert. Nach der Teilnahme an verschiedenen Sportfahrertrainings wurde mir der Sicherheitsaspekt zu dominant, ich habe mich eigentlich immer nur noch auf das freie Fahren am Ende der Lehrgänge gefreut. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich verschiedene Dinge ausprobieren wollte: Rundstrecke, Bergrennen, Rallyefahren, zum Beispiel die herrliche Rallye Köln-Ahrweiler. Mittlerweile bin ich aber auch schon diverse VLN Läufe im aktuellen GT3 gefahren und bestreite 2012 meine dritten 24 Stunden auf dem Nürburgring.
Wie begründete sich die Verbindung zu Kremer Racing?
EB: Seit 2006 sind alle meine historischen Rennfahrzeuge, meist Porsche vom 911 bis zum 935, aber auch eine Corvette bei Kremer vorbereitet und gewartet worden. Es gab nie technische Probleme, das hat mich von der technischen Kompetenz überzeugt.
Warum haben Sie Kremer Racing dann übernommen?
EB: Ich habe schnell erkannt, welches Potential in diesem Betrieb schlummerte und nicht vollständig ausgeschöpft wurde. Nach dem Tod des Firmengründers Erwin Kremer wollte ich die langfristige Zukunft dieses weltweit bekannten Kölner Rennsportunternehmens erhalten. Das hochqualifizierte Know-How von Kremer Racing wird damit dem expandierenden Rennsport erhalten bleiben. Darüber hinaus wollen wir aber auch „normalen“ Kunden mit ihren Straßenautos ein kompetenter Partner sein.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem „alten“ Team?
EB: Uwe-Michael Sauer hat über lange Jahre als hervorragender Fachmann, aber auch sehr guter Kaufmann die Geschicke von Porsche Kremer Racing geleitet. Mit dem Werkstattgeschäft und dem Renneinsatz von Kundenfahrzeugen hat er dafür gesorgt, dass es das Unternehmen heute noch gibt. Kremer macht bis auf Lackarbeiten alles im eigenen Haus und in Verbindung mit meiner Firma Ebi-Racing , die einen der größten europäischen Leistungsprüf-stände betreibt, ergeben sich Synergien, die Kremer zu dem anerkannten Spezialisten für Aufbau, Vorbereitung und Wartung von Rennautos, aber auch von Straßenfahrzeugen aller Marken machen. Selbstverständlich ist das frühere Kernteam um Uwe-Michael Sauer dabei weiter mit an Bord.
Warum jetzt auch noch moderner Motorsport?
EB: Wir wollten das zweifellos große vorhandene Know-How im Motorsport dieses Traditionsrennstalls einfach noch weiter nutzen. Die Beteiligung an Rennen mit aktuellen Autos ist ein zweites Standbein für Kremer Racing.. Wir haben die Expertise, obwohl uns bewusst ist, dass hier niemand auf uns gewartet hat. Aber wir sind planmäßig unterwegs: 2011 haben wir erste wichtige Erfahrungen gesammelt, 2012 werden die Aktivitäten ausgebaut, das 50-jährige Jubiläum gefeiert und 2013 dann überprüft, welche unserer Entscheidungen zum Erfolg geführt haben.
Herr Sauer, wie waren Ihre Empfindungen beim Roll-Out eines Kremer Rennwagens 2011, also rund 15 Jahre nach dem letzten großen Erfolg bei den 24 Stunden von Daytona?
US: Eigentlich war es das gleiche Gefühl wie immer. Wenn man so lange Rennsport auf höchstem Niveau betrieben hat, sind die Abläufe schnell wieder präsent. Die Autos waren neu, es gibt heute sehr viel mehr Elektronik und Telemetrie, für die man Spezialisten benötigt, aber die Vorgehensweise ist die Gleiche: konsequent und strukturiert Probleme abarbeiten und das Optimum anstreben! Das hat man bei Porsche Kremer immer so gemacht.
Ist die Historie hilfreich oder eine Bürde?
US: Natürlich schauen alle auf uns, Kremer hat einen großen Namen auch bei heutigen Motorsportfans. Aber mit der Mischung aus einigen Mitarbeitern von „damals“, neuen Kräften und der Unterstützung langjähriger Partner wie Yokohama und Bilstein werden wir alles dran setzen, die Tradition fortzuführen und erfolgreich zu sein.
Kremer – die Erfolgsgeschichte - 1962 – 2012 : 50 Jahre und aktiv wie nie zuvor
1962 gründeten die Brüder Erwin und Manfred Kremer in Köln die gleichnamige Firma. Man spezialisierte sich schnell auf die Marke Porsche und brachte als erstes Team den neuen „911“ auf die internationalen Rennstrecken. So wurde der Name Porsche Kremer zum Synonym für erfolgreichen Motorsport mit Fahrzeugen aus Stuttgart-Zuffenhausen.
Während die ersten Autos noch recht seriennah waren, wurde das Basisprodukt zunehmend stärker verändert über die legendären Kremer Porsche K 1 von 1976 bis zum Rohrrahmen K 4 von 1981. In dieser Zeit wurden vier Europameisterschaften, 1979 die deutsche Rennsportmeisterschaft und mehrere Porsche Cups gewonnen. Höhepunkt war sicher der Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans 1979 mit dem Eigenbau Kremer Porsche 935 K 3.
Nach dem Ende der extrem freizügigen Gruppe 5 verlegte man sich auf die Sportwagen der Gruppe C. Die sieggewohnten Porsche 956 und 962 entwickelte Kremer in Eigenregie weiter zu den Versionen CK 1 bis CK 6.
1984 wurden die zahlreichen Erfolge vom Porsche-Werk mit dem Status eines offiziellen Händlers belohnt, seinerzeit eine einzigartige Entscheidung. Kremer war der erste und einzige Porsche-Händler in Deutschland, der die Marke exklusiv vertrat.
Nachdem man bereits seit 1973 einen modernen Betriebsneubau errichtet hatte, dem 1983 ein repräsentatives Verkaufs- und Verwaltungsgebäude folgte, stand man 1990 vor der Entscheidung, außerhalb Kölns ein neues Porsche-Zentrum zu errichten und den Motorsport aufzugeben. Die Kremer-Brüder entschlossen sich, dem Sport verpflichtet zu bleiben – das Porsche-Zentrum wurde nicht gebaut.
Kremer konzentrierte sich mit allem Nachdruck auf die Sportwagen-Weltmeisterschaft, die 24 Stunden von Le Mans und die Interserie, natürlich mit Porsche-Fahrzeugen. Die zahlreichen Erfolge machten den Rennstall zum besten Privatteam weltweit.
1994 bestritt Kremer Racing das 24 Stunden-Rennen von Le Mans mit einem selbst konstruierten Kremer K 8 Spyder in den legendären Gulf-Farben und belegte den 6. Platz. 1995 gewann das Kölner Team mit dem Porsche Spyder K 8 die 24 Stunden von Daytona und bestritt im Auftrag und mit voller Unterstützung des Porsche-Werks die 24 Stunden von Le Mans, wobei erneut der 6. Platz erzielt wurde.
In den bis dahin über 30 Jahren aktiven Rennsports traten über 200 Fahrer aus mehr als 20 Nationen auf allen Kontinenten dieser Erde auf Kremer-Rennboliden an. Zu den eingeschriebenen Fahrern bei Kremer Racing gehörten Fahrergrößen wie Bob Wollek, Klaus Ludwig, Mario Andretti, Keke Rosberg, Hans-Joachim Stuck, Derek Bell, Prinz Leopold von Bayern, Rolf Stommelen, Hans Heyer, Manfred Winkelhock, um nur einige zu nennen.
Mit dem Tod von Firmen-Mitgründer Erwin Kremer im Oktober 2006 stand eine Neuausrichtung für das Unternehmen an. Dank der langjährigen technischen und kaufmännischen Erfahrung von Geschäftsführer Uwe-Michael Sauer und mit der Unterstützung der bewährten Mannschaft konzentriert sich Porsche Kremer jetzt mehr auf den Aufbau, die Restaurierung und die Betreuung an der Rennstrecke von historischen Rennfahrzeugen, natürlich mit dem Schwerpunkt Porsche.
Im Jahr 2010 übergab Gründer Manfred Kremer sein Unternehmen, die E & M Kremer GmbH an Eberhard A. Baunach mit dem Auftrag, „sein Erbe“ und den Namen Kremer langfristig zu erhalten und den hohen Anspruch fortzuführen, für den die Marke „Kremer Racing“ seit nun mehr 50 Jahren in aller Welt steht.
2011 dann der Neuanfang im aktuellen Motorsport auf der schönsten, aber auch härtesten Rennstrecke der Welt, der Nürburgring Nordschleife. Mit zwei Porsche 997 GT3 wurden mehrere Läufe zur VLN Langstreckenmeisterschaft erfolgreich bestritten. Auch bei der ultimativen Prüfung für Mensch und Material, dem 24 Stunden Rennen in der Eifel kamen beide Kremer Porsche über die mörderische Distanz.
Aber auch der historische Sport kam nicht zu kurz: beim Eifelrennen trafen sich 16 Kremer Rennwagen aller Epochen zur Nacht der Legenden, einem sehenswerten Treffen toller Autos und ihrer berühmten Fahrer. Auch im Jubiläumsjahr 2012 wird es diesen Höhepunkt für Fans und Kenner wieder beim Eifelrennen geben.
Selbst auf von Porsche Kremer Racing nie bestrittenes Terrain wagte man sich 2011: bei der Rallye Köln-Ahrweiler wurde ein von Kremer speziell aufgebauter 911 bester Porsche und 5. der Gesamtwertung.

Fotos: Kremer Racing

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