Die Deutsche Tourenwagenmeisterschaft von 1984 bis 1996. Die besten Jahre des Rennsports mit Tourenwagen im deutschsprachigen Raum. Masse und Klasse. Das Beste, was der Rennsport mit Tourenwagen zu bieten hatte. Die besten Fahrer in den besten Teams auf den besten Fahrzeugen. Eine für heutige Verhältnisse unglaubliche Markenvielfalt in einer „klassenlosen Gesellschaft“.

1984 ging die Deutsche Tourenwagenmeisterschaft (DTM) an den Start – in den Jahren 1984 und 1985 noch unter dem Namen Deutsche Produktionswagenmeisterschaft (DPM).
Die DTM-Serie
Hervorgegangen aus der Deutschen Rennsportmeisterschaft 1972-1985 und der Deutschen Rennsporttrophäe 1979 bis 1983. Die Rennsportmeisterschaft hatte 1972 mit Tourenwagen der Gr.2 und GT-Wagen der Gr.3 und Gr.4 begonnen. Ab 1976 (Übergangsjahr) stießen die Gr.5 (Spezialproduktionswagen) hinzu, die dann ab 1977 unter sich waren. 1982 erfolgte die Umstellung des Reglements auf geschlossene Prototypen der Gr.C. In den Jahren 1982 und 1983 (Übergangsjahre) noch gemeinsam mit Gr.5 und offenen Prototypen der Gr.6. Ab 1986 bis 1989 unter dem Namen „Supercup“ ausschließlich mit Gr.C fortgesetzt.
Um auch Privatiers mit kostengünstigeren Rennfahrzeugen ein Betätigungsfeld zu bieten, war bereits 1979 die Deutsche Rennsporttrophäe für Tourenwagen der Gr.2 (Spezial-Tourenwagen) und GT-Wagen der Gr.4 (Spezial-GT-Wagen) installiert worden.
Im Zuge einer erneuten „Neuordnung“ des deutschen Automobil-Rennsport kam es dann 1984 zur Schaffung der DPM - gemäß des neuen (1982 in Kraft getretenen) Anhanges J zum Internationalen Sportgesetz (ISG) der FIA - für Tourenwagen der Gr.A (verbesserte Tourenwagen). Also Fahrzeuge, wie sie auch in der Tourenwagen-EM (bis 1981 Gr.2, ab 1982 Gr.A) zum Einsatz kamen. Da die Deutsche Rennsportmeisterschaft sich auf die Prototypen fokussiert hatte, erhielten die Tourenwagen mit der DPM nun „ihre Bühne“. Gleichzeitig mit dem allmählichen Niedergang der Rennsportmeisterschaft und des nachfolgenden „Supercup“ (Problem: Kostenexplosion bei den Prototypen) setzte ein allmählicher Aufschwung der DPM/DTM ein. Ab 1986 firmierte diese dann auch offiziell als Deutsche Tourenwagenmeisterschaft (DTM). Nach dem Ende der bis dato nur einmal (1987) ausgetragenen Tourenwagen-WM, dem Ende der 1988 vorerst letztmalig ausgetragenen Tourenwagen-EM avancierte die DTM zur wichtigsten Tourenwagen-Rennserie und spätestens nach dem Ende des 1989 letztmalig ausgetragenen „Supercup“ zur „1.Bundesliga“ des deutschen Automobil-Rennsports.
So wie die Deutsche Rennsportmeisterschaft in ihrer Gr.5-Ära 1976 bis 1981 hatte die DTM ihre besten Jahre Ende der 80er / Anfang der 90er Jahre mit den ausgereiftesten Gr.A für die Rundstrecke.
Da sich im Motorsport vieles wiederholt ging auch das Ende der DTM Mitte der Neunziger Jahre mit Problemen wie Kostenexplosion aufgrund technischer Aufrüstung einher. Die Einführung des Klasse 1 - Reglements 1993 (Übergangsjahr) und die Internationalisierung in Form der 1995 parallel zur DTM eingeführten und 1996 ausschließlich ausgetragenen ITC läutete das Ende der DTM ein.
Was ab 2000 unter dem Namen „Deutsches Tourenwagen Masters (DTM)“ gestartet wurde, hat schon allein technisch – Prototypen mit einer Tourenwagen-Silhouette – nicht mehr viel mit der ursprünglichen DTM zu tun. Aber das ist schon wieder ein anderes Thema …
Von Osterroth / Reinsch / Sebald, DTM 1984-1996
Die Autoren haben sich eines der interessantesten und prägendsten Kapitel im deutschen Automobilsport angenommen. Ohne viel Federlesen geht es nach dem Vorwort – von keinem geringeren als Roland Asch – gleich zur Sache. In sieben Kapiteln, jeweils ein bis zwei Saisons umfassend geht es auf eine Zeitreise durch 13 Jahre DTM-Serie.
Die ersten beiden Jahre 1984/85 als die Serie noch in den „Kinderschuhen“ steckte und als DPM firmierte. Geprägt von großer Markenvielfalt in einer „klassenlosen Gesellschaft“. Klasse und Masse. 14 Marken, 65 Fahrer in der ersten und 50 Fahrer in der zweiten Saison.
1986/87 werden die Hersteller in zunehmenden Maß auf die junge aber schon sehr attraktive Rennserie aufmerksam. Die Dachorganisation der DTM – die Internationale Tourenwagen-Rennen e.V. (ITR) – wird gegründet. Professionelle Strukturen entstehen.
1988/89 nimmt das Wettrüsten der Werke ausgeprägte Formen an und endet schließlich neben dem durch den werkseitigen Rückzug von Ford eingeleiteten und schließlich per Reglement (ab 1991) besiegelten Aus für die Turbomotoren. Die Ford Sierra RS Cosworth Turbo verabschieden sich. Aber die BMW M3 und Mercedes 190 E 2.3-16 bekommen neue Konkurrenz.
1990 steigt Audi mit dem V8 quattro werkseitig ein. Opel setzt neben dem kompakten Kadett GSi auf den Omega. Der Audi V8 quattro bekommt im Kampf um die Meisterschaft Konkurrenz von den Evolutionsmodellen von BMW und Mercedes. Der BMW M3 Sport Evolution und der Mercedes 190 E 2.5-16 Evo I und dann Evo II sorgen für Furore und noch heute für glänzende Augen beim alljährlichen „Tourenwagen Revival powered by RING1.de“.
„Win on Sunday, sell on monday“ traf exemplarisch auf die DTM-Serie, wie auf kaum eine andere Rennserie zu. Diese Fahrzeuge konnten fast Eins zu Eins am Montag verkauft werden. Sportlimousinen vom Schlage eines M3 oder eines 190er Mercedes Evo. Nicht die brutale Optik eines Gr.5 – Gitterrohrrahmen-Boliden aus der Deutschen Rennsportmeisterschaft und ebenso nicht die Kohlefaser-Silhouette-Rennwagen der heutigen „DTM“ und schon gar nicht vergleichbar mit Prototypen und Formelwagen. Aber dafür ausgereifte Gr.A – Technik mit Bezug zur Serie. Perfekt in Szene gesetzt. Die wahrscheinlich beste Umsetzung des seit 1982 gültigen Gr.A – Reglements.
Nach der Saison 1992 endet die „klassenlose Gesellschaft“. Das 1993 (Übergangsjahr) eingeführte Klasse 1 – Reglement ist auf der einen Seite „freizügiger“ als das Gr.A – Reglement, auf der anderen Seite werden technische Möglichkeiten wiederum stark eingeengt. Nur Saugmotore (keine Turbos), nur bis 2,5 Liter Hubraum, maximal 6 Zylinder. Weniger Serie, mehr Rennwagen. Der Schritt in Richtung Silhouette-Rennwagen. Mehr aerodynamische Möglichkeiten. Optisch spektakulärer. Und teurer.
Ab 1994 fahren nur noch die Klasse 1. Und aus dem Zweikampf der Werke mit den Klasse 1 wird nun ein Dreikampf. Zu Alfa Romeo (155 V6 TI) und Mercedes (C-Klasse V6) gesellt sich Opel (Calibra V6). Die Klasse bleibt, die Masse geht. 1995 wird es dann international. Die DTM bekommt eine internationale „Schwester“. „International Touringcar Championship (ITC)“ heißt das Konzept.
1995 ist die letzte Saison der DTM. 1996 fährt nur noch die ITC. Weltweit. Technisch aufwendig. Kostspielig. Alfa Romeo und Opel steigen zeitgleich aus. Das Ende einer großen Ära im Automobilsport.
Das Buch
13 Jahre Tourenwagen-Rennsport vom Feinsten. Mit sehr viel Enthusiasmus und Engagement aufgeschrieben und bebildert von drei ausgewiesenen Fachleuten zum Thema Rennsport mit Tourenwagen im Allgemeinen und DTM-Serie im Besonderen. Jochen von Osterroth und Peter GH Sebald haben sich als Journalisten und Autoren in diesem Segment des Automobilsports bereits einen Namen gemacht. Für Christian Reinsch ist es das Erstlingswerk. Als einer der „Macher“ von RING1.de und vor allem des „Tourenwagen Revival powered by RING1.de“ hat er in der Szene bereits einen Namen. Petrolpics als Verlag ist für dieses Thema mit Sicherheit eine gute Adresse. Die „Macher“ von Petrolpics und der Zeitschrift „powerslide – Historischer Motorsport“ Michael Thier und Robert Weber in Bonn sind DIE ausgewiesene Adresse für den historischen Automobilsport und den aktuellen Automobilsport mit historischen Renn- und Rallyewagen.
Kompakte Texte zu den einzelnen Saisons. Kurze, knackige Rennberichte jedes Rennens. Jeweils vom Saisonanfang bis zum Saisonende. Jede Saison schließt mit einer Meisterschaftstabelle. Das „Sahnehäubchen“ jedes Kapitels sind die Fahrerporträts bzw. Hintergrundberichte zu jeder Saison. Eine brillante Fotoqualität sorgt für den Augenschmaus. Zwischen dem Lesen der Kapitel läßt man einfach die Bilder für sich sprechen.
Auf einen umfangreichen Statistik-Teil wurde ebenso wie auf komplexe Technik-Kapitel bewußt verzichtet. Dies hätte den Rahmen gesprengt. Stattdessen wurde der Schwerpunkt auf die Zeitreise durch jede Saison und eine reichhaltige Illustration gelegt. Und das ist den Autoren eindrucksvoll gelungen. Ihre Begeisterung nimmt den Leser mit. Diejenigen, die die DTM selbst erlebt haben, sei es vor Ort oder im Fernsehen werden dieses Buch ebenso lieben, wie diejenigen, die diese Zeit noch nicht miterleben konnten. Die Technik ist im Zeitverlauf derart komplex, daß sie sinnvollerweise Thema einer eigenständigen Publikation sein kann. DTM 1984-1996 ist ein Muß für jeden guten Motorsport-Bücherschrank.
ca. 300 Seiten – Format 28 x 22 cm – deutscher Text – Hardcover – ISBN 9783940306159, www.powerslide-mag.de, www.motorsport-verlag.de, Erhältlich seit: Dezember 2011, Preis: 49,00 EUR.

Fotos: Petrolpics

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