Mit Mücke Motorsport auf dem Nürburgring. Formel 3 und DTM: Licht und Schatten. Ein Blick hinter die Kulissen eines der erfolgreichsten deutschen Teams im Rennsport mit Formelwagen.

DTM-Serie
Geschäftiges Treiben in der Mücke-Box am Ring. Die Mechaniker tragen ihre flammabweisenden Overalls und Helme und begeben sich vor die Box. Keine Hektik. Man spürt, daß es sich um routinierte Abläufe handelt. Eine schwarz-weiße C-Klasse kommt zielgerichtet vor das Boxentor gefahren. Boxenstopp bei Maro Engel. In wenigen Sekunden ist alles erledigt. Bevor ein Außenstehender das überhaupt realisiert ist der bis in die Magengegend brachial wummernde V8-Bolide schon wieder in der Boxengasse Richtung Ausfahrt entschwunden.
Das Mercedes DTM Team Mücke Motorsport war beim sechsten von zehn Saisonläufen der DTM-Serie mit dem Deutschen Maro Engel und dem früheren Formel 1 – Fahrer, dem Schotten David Coulthard (beide Mercedes C-Klasse V8) am Start. Für beide war es allerdings ein weniger optimales Wochenende. Für Maro Engel nach P18 im Qualifying P15 im Rennen. David Coulthard ging von P10 ins Rennen, kam nach einer Kollision mit Ralf Schumacher (ebenfalls Mercedes C-Klasse V8) nur auf P17. Sieger wurde Mattias Ekström (Audi A4 V8) vor Bruno Spengler (Mercedes C-Klasse V8).
Formel 3 EuroSerie
Im Rahmenprogramm der DTM-Serie fährt die Formel 3 EuroSerie. Hier war der Rennstall von Peter Mücke mit dem Niederländer Nigel Melker und dem Schweden Felix Rosenqvist (beide Dallara - Mercedes) am Start. In der Bilanz des Wochenendes stehen in den 3 Rennen ein zweiter Platz für Felix Rosenquist, zwei dritte Plätze für Rosenquist und Nigel Melker, zwei vierte Plätze und ein sechster Platz. Überragend an diesem Wochenende die Spanier Roberto Merhi und Daniel Juncadella vom italienischen Rennstall Prema Powerteam (ebenfalls Dallara – Mercedes). In der Meisterschaft führt Merhi vor Juncadella und dem Deutschen Marco Wittmann im Dallara – VW des französischen Teams Signature. Vierter Melker und Fünfter Rosenquist. Damit fällt die Nürburgring-Bilanz besser aus als im vergangenen Jahr als Merhi, im letzten Jahr noch Mücke-Fahrer, einen dritten Platz einfahren konnte.
In der Hierarchie der Formel-Klassen bildete die Formel 3 über Jahrzehnte nach der Formel 2 den Unterbau zur Formel 1. Was Ende der 40er Jahre mit 500 cm³-Motoren begann, die Übergangs-Klasse Formel Junior (bis 1100 cm³) Anfang der 60er Jahre, dann zur „neuen“ Formel 3 ab 1964 führte (bis 1000 cm³, ab 1971 bis 1600 cm³ und seit 1974 bis 2000 cm³), ist heute eine moderne Formel-Klasse unterhalb der Formel GP2 und für junge Formel-Fahrer oft das direkte „Sprungbrett“ in die Formel 1. Was 1975 mit der Formel 3 – EM begann, hat seit 2003 seine Fortsetzung mit der Formel 3 EuroSerie gefunden. Nicht zu vergessen: Die Deutsche Meisterschaft und der heutige ATS Formel 3 Cup, die internationalen Formel 3 – Rennen in Zandvoort und Macao sowie die Britische Meisterschaft aus der seinerzeit als Meister (1983) die spätere Formel 1 – Legende Ayrton Senna in die „Königsklasse“ kam. Ebenso wie Michael Schumacher aus der Deutschen Meisterschaft.
Die Formel 3 (seriennahe Reihen-4-Zylinder-Saugmotoren mit 26 mm Luftmengenbegrenzer, Vierventiler, DOHC, 2 Liter Hubraum, etwa 230 PS bei 6000 U/min, 265 Nm bei 5000 U/min, Mindestgewicht nur 540 kg einschließlich Fahrer, von 0 auf 100 in deutlich unter 3 Sekunden, v max etwa 280 km/h, Chassis meist von Dallara, Motoren meist von Mercedes und VW) fahren Rundenzeiten, die etwa 1 bis 2 Sekunden schneller sind, als die der DTM-Fahrzeuge.
In der Formel 3 ist Mücke Motorsport bereits seit 1999 eine feste Konstante und einer der erfolgreichsten Rennställe. Herausragend die 4 Vize-Titel durch Stefan Mücke (2001), Christian Klien (2003), Sebastian Buemi (2007) und Christian Vietoris (2009).
Peter Mücke und die Mücke Motorsport GmbH
Die Mücke Motorsport GmbH wurde 1998 vom Berliner Peter Mücke gegründet. Der Kfz.-Meister fuhr von 1973 bis 1981 erfolgreich Tourenwagenrennen in der früheren DDR (4 Meistertitel) und bei internationalen Rennen in Osteuropa. So fuhr er auch im Rahmenprogramm der Tourenwagen-EM in Brünn und der Interserie in Most. Die Basis für seine Rennaktivitäten in den 70er und 80er Jahren war seine private Motorradwerkstatt. Von 1982 bis 1996 fuhr er erfolgreich Auto-Cross in der DDR (7 Meistertitel) und wurde mit seinen Mücke-Yamaha-Buggy mit 1,5- und 2 Liter-Motoren dreimal Auto-Cross-Europameister (1992, 1993 und 1995). Außerdem einmal Vize-Europameister (1991) und zweimal EM-Dritter (1994, 1996). In der EM fuhr er von 1988 bis 1996 und holte in dieser Zeit 23 Siege bei den Spezial-Cross-Fahrzeugen bis 1,6 Liter und einen Sieg in der Klasse bis 4 Liter. Damit ist er bis heute einer der erfolgreichsten Auto-Cross-Fahrer Europas. Insgesamt 400 Siege auf der Rundstrecke und im Auto-Cross stehen auf seinem Konto. Seitdem greift er immer noch gern selbst ins Lenkrad und pilotiert bei Youngtimer-Rennen Tourenwagen aus den 70er Jahren: Einen Ford Escort BDA RS Bj. 77 sowie in letzter Zeit einen Ford Capri RS Bj. 74 mit etwa 450 PS. Bleibenden Eindruck hinterließ bei ihm sein erstes Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife, als er dort ganz allein ein 500-km-Rennen fährt. „Nach dem Training hatte ich ein Viertel der Strecke halbwegs drin, den Rest bin ich Rennen auf Sicht gefahren“, berichtet er gern. Peter Mücke ist der Macher-Typ als Fahrer und als Teamchef, der ohne viel Palaver die Ärmel hochkrempelt. Bodenständig und geradeaus. Neuestes Projekt ist gemeinsam mit Sohn Stefan der Wiederaufbau eines Zakspeed Capri Turbo Gr.5 aus der Deutschen Rennsportmeisterschaft mit etwa 650 PS.
1998 baute Peter Mücke neben dem Ford-Autohaus und dem Yamaha-Motorradhaus im Berliner Stadtteil Altglienicke die Mücke Motorsport GmbH als Rennstall auf. Gleich im ersten Jahr der erste Erfolg: Sohn Stefan Mücke wurde Meister in der Formel BMW. Zunächst sammelte Mücke Motorsport in der Formel BMW und der Formel 3 Erfahrungen. 2005 dann der Einstieg in die DTM-Serie, in der Stefan Mücke bereits seit 2002 als Fahrer im Mercedes CLK V8 unterwegs war und dann 2005 und 2006 für das Team seines Vaters fuhr. In der ersten Saison (2005) ging man mit zwei Mercedes-C-Klasse des Vorjahres (2004) an den Start. In Folge der respektablen Debütergebnisse vertraute Mercedes dem Rennstall aus Berlin in den Saisons 2006 bis 2010 jeweils zwei oder drei Mercedes C-Klasse V8 an, was auch 2011 beibehalten wurde. In der zurückliegenden Saison 2010 und der laufenden Saison 2011 fahren Maro Engel und der frühere Formel 1 – Fahrer David Coulthard (246 Grand Prix, 13 Grand Prix-Siege, WM-Zweiter 2001) für Mücke Motorsport in der DTM-Serie.
Neben der DTM-Serie mit ihren spektakulären Silhouette-Tourenwagen (V8-Zylinder-Saugmotoren mit 28 mm Luftmengenbegrenzer, 4 Liter Hubraum, etwa 480 PS, über 500 Nm, 1025-1050 kg Mindestgewicht) ist Mücke Motorsport in der Formel GP3 (im Rahmenprogramm der Formel 1 – WM), der Formel 3 EuroSerie (im Rahmenprogramm der DTM-Serie) und der ADAC Formel Masters (im Rahmenprogramm der ADAC-GT-Masters) engagiert. In der Formel BMW konnten Mücke-Fahrer dreimal den Titel holen: Stefan Mücke (1998), Maximilian Götz (2003) und Sebastian Vettel (2004). Etwas außerhalb Berlins am südöstlichen Stadtrand, in unmittelbarer Nähe zum im Bau befindlichen neuen Großflughafen und zum Berliner Autobahnring werden in den modernen Hallen von Mücke Motorsport von den Mitarbeitern die DTM-Fahrzeuge und die Formelwagen vorbereitet. Transportlogistisch ein optimaler Standort. Von hier aus geht das Equipment per Lastzug oder Luftfracht zu den Renneinsätzen im In- und Ausland. Spreewaldring, Lausitzring und Oschersleben als Teststrecken sind von dort schnell erreichbar.
RSC Mücke Motorsport in der Formel GP3
In der seit 2010 gefahrenen Formel GP3 (Chassis von Dallara, Reihen-4-Zylinder-Turbomotor von Renault, 2 Liter Hubraum, etwa 280 PS bei 6500 U/min, nur 550 kg, von 0 auf 100 in 2,4 Sekunden, von 0 auf 200 in 7,4 Sekunden, Rundenzeiten auf Formel 3 - Niveau) ist Mücke Motorsport unter 10 Rennställen, die vom internationalen Automobilsport-Verband FIA zugelassen wurden, der einzige deutsche Rennstall. Damit wurden die Leistungen von Mücke Motorsport als einer der derzeit erfolgreichsten deutschen Rennställe im Rennsport mit Formelwagen gewürdigt. In der Formel GP3 gibt es eine Partnerschaft mit dem früheren Formel 1- Fahrer Ralf Schumacher (180 Grand Prix, 6 Grand Prix-Siege) unter der Team-Bezeichnung RSC Mücke Motorsport.
Ende Juli beim Heimrennen der Formel GP3 auf dem Nürburgring im Rahmenprogramm des Großen Preises von Deutschland gab es ein Podium: Nigel Melker fuhr in Rennen 2 auf den 3. Rang.
Nach 6 von 8 Saisonläufen a 2 Rennen pro Wochenende ist der beste der drei Fahrer von RSC Mücke Motorsport der Niederländer Nigel Melker, der auch in der Formel 3 für Mücke Motorsport fährt, auf Position 3 der Meisterschaft. Der Däne Michael Christensen und der Brite Luciano Bacheta liegen auf den Plätzen 12 und 19 im 34 Fahrer starken Feld.
Mücke Motorsport im ADAC Formel Masters
Auch hier kommen die Chassis von Dallara. Die Motoren kommen von VW (Reihen-4-Zylinder-Saugmotoren, 1,6 Liter, fast 150 PS bei 6000 U/min, 165 Nm bei 4000 U/min, Mindestgewicht 570 kg einschließlich Fahrer).
Mitte Juli beim ADAC Masters Weekend auf dem Nürburgring fuhr Mücke Motorsport mit 3 Podestplätzen in den 3 Rennen nach Hause: Pascal Wehrlein gewann zwei der drei Rennen. Roy Nissany holte P3 im ersten Rennen.
Nach 4 von 8 Saisonläufen a 3 Rennen pro Wochenende ist der beste Mücke-Fahrer Pascal Wehrlein Tabellenführer. Auf Rang 8 Roy Nissany (Israel), Rang 11 Jason Kremer, Rang 15 Mark Kiralykuti (Ungarn) und Rang 20 Peter Hoevenaars (Niederlande).
Stefan Mücke im GT-Wagen und Prototypen
Außerdem fährt der Meister der Formel BMW (1998) und Vize-Meister der Formel 3 (2001) Stefan Mücke seit 2007 bei den GT-Wagen und den geschlossenen und offenen LeMans-Prototypen (mit Motor- und Fahrleistungen annähernd auf Formel 1 – Niveau). Gleichzeitig bestritt er 2007 bis 2009 im Mercedes CLK V8 DTM Rennen in der Tschechischen Langstreckenmeisterschaft. Seit 2008 pilotiert er für AMR Aston Martin Racing in der LMS, der ALMS und im 24-Stunden-Rennen von Le Mans geschlossene und offene Prototypen sowie in der FIA-GT1 bzw. heutigen GT1-WM GT-Wagen der Klasse GT1. 2009 holte er den Titel in der LMS mit den beiden Tschechen Tomas Enge und Jan Charouz im Lola – Aston Martin LMP1 (V12-Zylinder-Saugmotor, 6 Liter Hubraum, etwa 700 PS bei 7500 U/min, über 700 Nm, 900 kg). In dieser Saison fährt er einen Aston Martin DBR9 GT1 (V12-Zylinder-Saugmotor, 6 Liter Hubraum, rund 600 PS, über 700 Nm, 1100 kg) sowie den AMR One, einen offenen Prototypen (Reihen-6-Zylinder-Turbomotor, 2 Liter Hubraum).
Mücke Motorsport hat mittlerweile 6 Formel 1 – Fahrer hervorgebracht
Später bekannte Namen fuhren als junge Burschen bei Mücke Motorsport: Sven Heidfeld (2002 Formel 3), Bruno Spengler (2004 Formel 3), Martin Ragginger (2005-06 Formel BMW), Philipp Eng (2006-07 Formel BMW), Christian Vietoris (2008-09 Formel 3) und in der DTM Alex Margaritis (2005), Daniel la Rosa und Susie Stoddart (2006-07), Ralf Schumacher (2008) und Mathias Lauda (2009).
Markus Winkelhock, Christian Klien, Robert Kubica, Sebastian Vettel (2011 Red Bull), Sebastian Buemi (2011 Toro Rosso) und Sergio Perez (2011 Sauber) kamen von Mücke Motorsport in die „Königsklasse“ des Automobilsports – die Formel 1. Sebastian Vettel wurde 2010 Formel 1 - Weltmeister. Sein Rüstzeug für diesen Erfolg erhielt er von Mücke Motorsport. Sebastian Vettel wurde mit Mücke Motorsport 2004 Meister in der Formel BMW und 2005 Fünfter in der Formel 3 EuroSerie. Die meisten der ehemaligen Mücke-Fahrer, wie Sebastian Vettel, haben auch heute noch einen engen Kontakt zu Peter Mücke und seinem Team.
Die nächsten Youngster stehen in den Formel-Klassen schon in den Startlöchern. Sie bekommen bei Mücke Motorsport die Chance zum Start einer Profi-Laufbahn vom Einstieg in den Formelwagen bis zum Aufstieg in die Formel 1.
Fotos: Drew Gibson / GP3 Media Service (GP3), Alexander Trienitz (DTM, Formel 3, Formel ADAC, GT1), Roland Hanke (Youngtimer)

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