Nein, nicht blond oder brünett. Dieses Mal nicht. Es ging hier um wichtigere Dinge. Eine Entscheidung stand für einige Teams und Fahrer und für die Fans der Langstreckenrennen an: 34. RCM DMV Grenzlandrennen – 4-Stunden-Rennen als Lauf zur VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring oder 24-Stunden-Rennen von Spa Francorchamps als Lauf zur „Blancpain-Endurance-Series“. Zum Glück: Nur 110 km oder gut eine Autostunde. Für leidenschaftliche Autofahrer ein „Katzensprung“, eine kleine „Spritztour“ von der Eifel in die Ardennen. Eine „Spritztour“ war es nicht, was die Fahrer auf beiden Strecken zu bewältigen hatten.

Die 24 Stunden von Spa – auch ein Mythos. Sie zählen ganz klar zu den ganz großen Langstreckenrennen. Le Mans, Nürburgring-Nordschleife und Spa Francorchamps. Was eint sie, was unterscheidet sie? Le Mans ist mit Sicherheit die „Königin der Langstreckenrennen“. Große Tradition, lange Geschichte, große Namen. Eine Traditionsstrecke (Rundenlänge über 13 km) mit absoluten high speed Passagen. Ende der 80er fuhren die Prototypen ohne Schikanen über 400 km/h. Die geschlossenen und offenen Prototypen, quasi Formelwagen mit verkleideten Rädern, stehen in Le Mans traditionell im Mittelpunkt, die GT-Wagen sorgen für ein volles Feld, fahren aber auch ihr eigenes Rennen. Über 50 Rennwagen stehen in Le Mans jährlich an einem Juni-Wochenende am Start. Spa Francorchamps und die Nürburgring-Nordschleife ähneln sich landschaftlich, geographisch und topographisch. Die Eifel und die Ardennen, zwei dicht bewaldete Mittelgebirgsregionen, die den beiden Strecken ihr Layout vorgeben. Bergauf, bergab mit einem ständigen Wechsel von Links- und Rechtskurven unterschiedlicher Radien. 7 km Rundenlänge in Spa, fast 25 km (in der VLN-Streckenvariante) auf dem Eifelkurs. Jedes Jahr im Juli gehen über 60 Rennfahrzeuge auf die Ardenne-Piste, auf der Eifel-Piste sind es jährlich im Mai oder Juni über 200 Rennwagen. Die 24 Stunden vom Nürburgring bieten ein gemischtes Feld aus Tourenwagen und GT-Wagen (fast) aller Gruppen und Klassen und damit derzeit von den drei großen 24-Stunden-Rennen das einzige Rennen, das Tourenwagen zuläßt. In Spa haben seit 2001 die GT-Wagen Vorfahrt. Unter dem Strich sind die GT-Wagen die einzige Kategorie, die bei allen drei 24-Stunden-Klassikern am Start steht. Wichtige Änderung für Spa in diesem Jahr: Dadurch, daß Spa als Lauf zur „Blancpain Endurance Series“ zählt, sind die GT-Wagen der Klasse GT2 mit ihren reinen Rennmotoren und mehr downforce nicht mehr dabei. Freie Fahrt für die Kundensport-Projekte der Klasse GT3. Ein logischer Schritt, der im aktuellen Trend des Rennsports mit GT-Wagen liegt. Und noch ein weitere Punkt eint alle drei großen Langstreckenrennen: Strecken, die „Knaben von Männern trennen“. Urwüchsige Rennstrecken in natürlicher Umgebung. Keine FIA-genormten Retortenkurse.
2011 zählt Spa erstmals zur „Blancpain Endurance Series“ - einer neuen Rennserie, ausgeschrieben für GT-Wagen der SRO-Klasse GT4 und der FIA-Klasse GT3. Also Serien-GT-Wagen und seriennahe GT-Wagen. Fahrzeuge, die den Fans der VLN bestens bekannt sind. In der VLN fahren die Klasse GT4 in der VLN-Specials-Klasse SP10 und die Klasse GT3 in der VLN-Specials-Klasse SP9. Das ermöglicht VLN-Teams, die derartige Fahrzeuge einsetzen, bei den 24 Stunden von Spa an den Start zu gehen.
Samstag, 12 Uhr: Start zum 4-Stunden-Rennen auf der Nordschleife. 167 Fahrzeuge gemeldet. Einige der gesamtsiegfähigen Fahrzeuge fehlen, wegen Spa oder aus anderen Gründen und werden erst bei Lauf 7, dem 6-Stunden ADAC Ruhr-Pokal-Rennen am 27. August wieder am Start sein. Von der Pole ins Rennen: Das Team Mamerow/Rowe mit Chris Mamerow und Armin Hahne im AMG-Mercedes SLS aus der VLN-Specials-Klasse SP9 (Klasse GT3). 9 Minuten und 32,548 Sekunden (Rundenschnitt 153,225 km/h). Ereignisreicher Rennverlauf: Abbruch mit roter Flagge nach gut 1,5 Stunden. Unfall im Streckenabschnitt Tiergarten. Drei Fahrzeuge involviert. Trümmerteile. Neustart um 15 Uhr. Erneuter Abbruch mit roter Flagge nach gut einer Stunde. Im Streckenabschnitt Bergwerk ist die Strecke nach einem Unfall mit sechs Fahrzeugen komplett blockiert. Kein Neustart. Sieg für das Team Rowe mit Michael Zehe, Alexander Roloff und Roland Rehfeld im AMG-Mercedes SLS aus der VLN-Specials-Klasse SP9 (Klasse GT3), P2 für das Team Frikadelli mit Sabine Schmitz, Niclas Kentenich und Arno Klasen im Porsche 911 GT3 R ebenfalls Klasse SP9 (Klasse GT3). Das Podium komplettieren die Busch-Zwillinge Dennis und Marc im Porsche 911 GT3 aus der VLN-Specials-Klasse SP7 (bis 4 Liter). Der sechste Lauf, der sechste Sieger. Ausgeglichener kann eine Rennserie nicht sein. Sehr gute Arbeit der Technik-Kommission der VLN.
Auf P5 das beste VLN-Cup-Fahrzeug: Ein Porsche 911 GT3 Cup aus der Klasse Cup2 (Cup-Porsche). Rodney Forbes und Kai Riemer. Auf P10 ein Wagen der VLN-Specials-Klasse SP3T (Turbos bis 2 Liter): Ein VW Scirocco des Teams LMS Engineering mit Maik Rosenberg, Christian Krognes und Emin Akata. Auf P23 der beste VLN-Serienwagen: Oleg Volin, Sean Paul Breslin und Philipp Leisen vom Black Falcon Team TMD Friction mit ihrem BMW M3 aus der VLN-Serienwagen-Klasse V6 (bis 3,5 Liter).
In der Meisterschaft führt nach wie vor das Team Kappeler Motorsport mit Thomas Kappeler, Harald Hennes und Thomas Gerling im BMW M3 aus der VLN-Specials-Klasse SP5 (bis 3 Liter). Sie fuhren auf P25 im Gesamtklassement.
Wie schlugen sich die VLN-Teams und die übrigen Teams und Fahrer aus dem deutschsprachigen Raum beim Ardennen-Marathon in Spa mit 62 genannten Rennwagen?
Eine hohe Leistungsdichte durch rund 50 annähernd gleich (rund 500 PS) starke Klasse GT3 gewährleistete einen unvorhersehbaren Rennverlauf nach dem Start am Samstag um 16 Uhr. Die übrigen 12 Fahrzeuge kamen aus der Klasse GT4.
Am Ende waren drei deutsche Hersteller auf dem Podium vertreten: Audi vor BMW und Mercedes. Die Sportabteilung von Audi kam mit einem Großaufgebot unter den Augen ihres Chefs, Wolfgang Ullrich nach Spa. Nach zehn Le Mans – Siegen (ohne den Bentley-Sieg 2003 als verkapptem Audi-Sieg) bei den Prototypen wollten es die „Herren der Ringe“ nun bei den GT-Wagen in Spa wissen.
Timo Scheider mit dem Schweden Mattias Ekström und dem Belgier Greg Franchi im Audi R8 LMS Klasse GT3 des belgischen Audi Sport Teams WRT fuhren souverän in diesem Rennen zum Sieg. Einem Rennen, das wie heutzutage die meisten Langstreckenrennen vom Start bis ins Ziel wie ein Sprintrennen gefahren wurde und somit jede Menge Dramen bot. Der zweite R8 LMS des Audi Sport Teams WRT fuhr auf P4. Das Audi Sport Team Phoenix aus Meuspath am Nürburgring fuhr mit Marcel Fässler, dem Italiener Andrea Piccini und Mike Rockenfeller auf P14. Marc Basseng, Christopher Haase und Frank Stippler (alle im Audi R8 LMS Klasse GT3) schieden nach Unfall aus.
BMW, die mit 21 Siegen seit 1965 erfolgreichste Marke bei den 24 Stunden von Spa kam mit dem Team vom früheren Auto-Cross-Fahrers Torsten Schubert aus Oschersleben in der Magdeburger Börde mit seinem BMW Z4 Klasse GT3 mit den Fahrern Claudia Hürtgen, Dirk Werner und dem Schweden Edward Sandström am Ende auf P2.
Das Team Black Falcon aus Kelberg am Nürburgring fuhr mit zwei AMG-Mercedes SLS Klasse GT3 mit den Fahrern Kenneth Heyer, Thomas Jäger und dem Belgier Stéphane Lemeret auf den 3. Rang im Gesamtklassement und mit dem „Schwester-Auto“ mit dem US-Amerikaner Bret Curtis, den Niederländern Peter van der Kolk und Jeroen van der Heuve und dem Ukainer Andrii Lebed auf P12.
Das Team Vita4One des früheren Formel 1 – Fahrers Michael Bartels aus Olpe, im letzten Jahr noch in der GT1-WM unterwegs, war mit drei Ferrari 458 Italia Klasse GT3 vertreten. Am Volant Michael Bartels, der Italiener Andrea Bertolini, der Niederländer Niek Hommerson und der Belgier Louis Machiels. In den beiden anderen Fahrzeugen Frank Kechele und die Italiener Matteo Bobbi und Giacomo Petrobelli sowie Nico Verdonck und die Belgier Eric van de Pole und Jean-Kael Vernay. Der Wagen mit Kechele, Bobbi und Petrobelli wurde am Ende Fünfter im Gesamtklassement. Bartels, Bertolini, Hommerson und Machiels wurden disqualifiziert. Der dritte Wagen schied durch Getriebeschaden aus.
Das Haribo-Team vom „alten Norschleifen-Fuchs“ Olaf Manthey aus Meuspath, dem Gewerbegebiet am Nürburgring, war mit dem Briten Richard Westbrook, Christian Menzel, Mike Stursberg und Hans-Guido Riegel im schwarzen Porsche 911 GT3 R Klasse GT3 mit dem freundlich-goldigen Haribo-Bären als Sympathieträger auf der Karosserie am Start. Zurückgefallen. Wieder vorgekämpft und schließlich ein brenzliges Aus am Ende der Boxengasse. Zurück blieb ein sehr trauriges Goldbärchen. So wie alle „den Olaf“ kennen, war das mit Sicherheit nicht der letzte Auftritt in Spa.
Das Lamborghini-Team von Hans Reiter war mit zwei Lamborghini Gallardo LP 600 Klasse GT3 mit Marc A. Hayek und den Niederländern Peter Kox und Jos Menten sowie Albert von Thurn und Taxis, Nikolaus Mayr-Meinhof und Eugenio Amos (Kanada) am Start. Ein Ausfall durch Motorschaden und ein Ausfall durch Unfall waren die traurige Bilanz der engagierten Truppe aus Kirchanschöring bei Traunstein.
Das in Spa Francorchamps ansässige Team von Bernhard Mühlner war mit Tim Bergmeister, Sebastian Asch und Jochen Krumbach sowie dem Briten Martin Rich (P18 im Gesamtklassement) im Porsche 911 GT3 Cup S Klasse GT3 sowie einem Porsche 911 GT3 R Klasse GT3 mit den Belgiern Armand Fumal, Jerome Thiry und Christian Lefort sowie dem Schweden Carl Rosenblad (Ausfall durch Motorschaden) am Start.
Das Team Leipert aus Wegberg mit den Portugiesen Ricardo Bravo, Lourenco Beirao da Veiga und Duarte Felix da Costa sowie dem Finnen Mika Vahamaki im Lamborghini LP 600 Klasse GT3 schied durch Unfall aus.
Marc Henenrici fuhr im belgischen Team Marc VDS auf einem BMW Z4 Klasse GT3. An seiner Seite die Belgier Maxime Martin und Bas Leinders. Sie wurden durch einen Differentialschaden ausgebremst.
Der bestplatzierte Klasse GT4 war am Ende übrigens der Nissan 370 Z vom Team RJN Motorsport auf P22 im Gesamtklassement.
Was bleibt festzuhalten: Eine Boxengasse, die dem Namen „Gasse“ gerecht wurde. Entscheidungen der Funktionäre, bei denen man vielleicht etwas mehr Fingerspitzengfühl erwartet hätte wie im Fall des Bartels-Ferrari. Aber auch ein ganz großes GT-Wagen-Rennen, das mit dem jetzigen, auf die Klasse GT3 fokussierten Reglement eine große Zukunft haben kann. Und hoffentlich gibt es im nächsten Jahr keine Terminüberschneidung mit der VLN, so daß noch mehr VLN-Teams ihre Leistungsfähigkeit und das hohe Niveau der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring beim Eifel-Gastspiel auf der Ardennen-Achterbahn beweisen können.

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