Die Winterpause kann lang sein für Journalisten, besonders dann wenn sich aktuell nur langsam herauskristallisiert was die neue Saison bringen wird. Der Einladung an einem Dirfttraining von Markus Gedlich teilzunehmen folgt man dann natürlich nur zu gerne.

Der Frankfurter Markus Gedlich dürfte vielen einen Begriff sein. Den Kennern der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring spätestens seit dem Sieg beim 6h Stunden Rennen im Jahr 2007 und vielen Tourenwagen-Insidern ohnehin seit seiner erfolgreichen Zeit in der DTC. Nur die wenigsten wissen, dass Markus Gedlich seit langer Zeit sich auch auf den Bereich „Coaching“ spezialisiert hat. Einer dieser Bereiche ist das „Drifttraining“. Der Sachsenring bei Hohenstein-Ernstthal bietet hierfür nahezu ideale Voraussetzungen. Ein erstklassiges Fahrsicherheitszentrum und eine z.T. bewässerte Rennstrecke ermöglichen das Erlernen des Driftens. Auch die Streckenführung des Sachsenrings an sich, bringt viele schöne Bergauf- und Bergab-Passagen die zum Driften geradezu einladen. Nur die wenigsten wissen, dass das Ab und Auf der Strecke mitunter an die Fuchsröhre der Nürburgring-Nordschleife erinnert.

Das schöne beim Drifttraining am Sachsenring mit Markus Gedlich ist, dass man nicht mit seinem eigenen Auto das Driften lernen muß. Da viele ein frontgetriebenes Auto besitzen wäre dieses auch wesentlich schwieriger. Gestellt werden ausgediente BMW 320i E36, die speziell hierfür hergerichtet wurden. Ausgeräumt, mit Käfig und Heckflügel versehen, versprühen sie, neben der gewonnen Stabilität auch noch ein bisschen Motorsport Flair. Die heckgetriebenen ca. 150 PS starken BMW´s eigenen sich wunderbar um das Driften von der Pieke auf zu lernen.

Wer kennt sie nicht die spektakulären Driftvideos von Ken Block? Der Trend der Drift-Challenges greift auch mehr und mehr in Deutschland um sich und auf der Eventfläche der Essen-Motorshow 2008 wurde täglich fleißig quer gefahren. Ohne Frage: Driften ist spektakulär, Driften ist IN, Driften begeistert den sportlich ambitionierten Fahrer. Wer will so was nicht gerne mal ausprobieren?

Reinsetzen, Gas geben und Lenkrad herum reißen – so einfach ist es nun doch nicht. Das Driften will gelernt sein und jeder Profi hat auch einen bestimmten Lernprozess hinter sich, denn das Auto in einem instabilen Fahrzustand stabil zu halten ist alles andere als einfach.

In das kalte Wasser wird man von Instruktor Markus Gedlich jedoch nicht geworfen. Am Anfang steht eine Einführung, die einem die Theorie des Driftens vor Augen führt. Die Grundlagen Vermittlung ist unerlässlich, denn in Aktion werden, die als Schema vermittelten Abläufe, schnell gefordert und müssen in Fleisch und Blut übergehen (z.B. Einfahren in die Kurve, Starkes Einlenken und abruptes Gasgeben).

Hinter einem Drift können verschiedene Abläufe stehen. Man kann durch abrupten Leistungsüberschuss in einen Drift geraten, man kann aber auch durch das Aufschaukeln des Autos einen Drift in einer Kurve einleiten und die Seitenführungskraft der Reifen überreizen. Letztere Version ist die Steigerung zur Perfektion, wie es jeder gute Rallyefahrer beherrschen sollte.

Zuerst gilt es ein Gespür für den BMW 320i zu bekommen. Verschiedene Übungen am Vormittag dienen dazu sich langsam an das Übersteuern des gestellten BMWs zu gewöhnen. Auf einer Schleuderplatte wird z.B. das Heck versetzt und es gilt den Wagen zu kontrollieren. Die Übungen wurden von Instruktor Markus Gedlich so angeordnet, dass man kurz vor der Mittagspause auf einem Handlingsparcour mit glatter Oberfläche im ersten oder zweiten Gang ohne Probleme quer fahren kann. Willkommen in der Welt des Driftens und schon hat man Blut geleckt. Aber eines wird einem dabei auch schnell klar. Zum Driften ist eines gefragt: Harte Lenkradarbeit. Zugegeben mein linkes Handgelenk hat am Abend leicht geschmerzt. Wer zu zaghaft am Lenkrad dreht hat schon grundsätzlich schlechte Chancen den Wagen in einen Drift zu bekommen.

Den Wagen in den Drift zu bekommen ist einer der Hauptziele des ersten Teils. Dass man sich hierbei auch mal dreht ist kaum vermeidbar und völlig legitim. Eine Grundregel die Markus Gedlich hier vorgibt: „Lieber mal gedreht, als gar nicht gedriftet.“ Auch hier lernt man aus den Fehlern und irgendwann, mal früher oder später, platzt der Knoten. Die anfänglich zaghaften Lenkbewegungen werden kontrolliert aggressiver und der abrupte Leistungsüberschuss kommt immer mehr zum richtigen Zeitpunkt. Alles reine Übungssache!

Die präzisen Instruktionen von Markus Gedlich helfen im Laufe des Seminars das eigene Fahrverhalten zu reflektieren und weiter anzupassen und letztendlich zu verbessern. Ständiger Funkkontakt erleichtert die Kommunikation.

Die letzten Übungen finden direkt auf dem Sachsenring statt und werden zunächst mit dem Instruktor zusammen abgefahren. Auf Bergab- und Bergaufkurven wird bei ca. 50 km/h der Wagen um eine Kurve gezirkelt, zuletzt durch die, für den Sachsenring bekannte, Omega Passage. Das ganze verhält sich ungefähr so: Anfahren bis in den zweiten oder dritten Gang, von außen in die Kurve anfahren, dem driften Heck Platz gewähren, kurz nach dem Kurvenscheitelpunkt bis zum Armanschlag einlenken, voll drauf aus das Gaspedal und gegenlenken. Je nachdem wie sich das Heck verhält, mal mehr mal weniger. Die Theorie kann in der Praxis dann auch mal anders aussehen, aber Dreher sind erlaubt und passieren auch den Profis. Nicht zu unterschätzen ist das Ausleiten des Drifts, denn der Wagen schaukelt sich danach auf. Auch das ist reine Übungssache und es ist toll, wenn sich anfängliche Bruchstücke von Querstehern mehr und mehr in einen lang gezogenen Drift wandeln. Wenn es klappt, dann besteht durchaus Suchtgefahr!

Und wie hat sich nun der ring1.de Redakteur geschlagen? Zugegeben auch ich habe mich gedreht, sogar oft. Driften ist alles andere als einfach. Driften verlangt Mut, volle Konzentration und die Souveränität eigene Fahrgewohnheiten auszublenden. Wer das schafft, der ist bei der Sache. Es gab Momente da wollte der Knoten einfach nicht platzen, die Drift´s endeten in frustrierenden Gegenpendlern, man neigte zum Fluchen und schon wieder steckte man im Schnee: „Verdammt!“. Aber Aufgeben gilt eben nicht und irgendwann in der schnellen Omega-Passage blieb das Heck dort wo es sein soll und der Drift wurde länger und länger. „Yes, geht doch!“ sagt man sich dann mit geballter Faust vor Freude. Irgendwie ist es schon ein Gefühl der Befreiung. Also, auf ein Neues, weil es eben so toll sein kann!

Driften ist wirklich nicht einfach, aber wenn es mal klappt, dann macht es unendlich Spaß und Ihr Grinsen werden Sie so schnell nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. Glauben Sie es mir! Wie ich bereits sagte: Suchtgefahr!

„Sehr geehrter Herr Gedlich.

Sie haben mich in eine Sucht getrieben; in die Driftsucht und das ist gut so!

Mit freundlichen Grüßen C.R.“

Wer auch süchtig werden möchte, der sollte sich unter www.rennstreckencoaching.de informieren.

Quelle Fotos: Gedlich/Sachsenring GmbH

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