Ring1.de spult im Vorfeld der Nordschleifensaison wieder Kilometer ab und lässt die Autobahn hinter sich, um die Historie, Gegenwart und Zukunft eines der erfolgreichsten deutschen Rennteams zu ergründen, und zu erfahren warum sich Langstreckenmeister bei Kissling Motorsport so wohl fühlen.

Eher ruhig und beschaulich wirkt das ins Tal gebettete Gewerbegebiet des mittelalterlichen Kleinods Bad Münstereifel, ganz so als wolle man sich dem leisen, ländlichen Flair der Eifel unterordnen und anpassen. Die Stille dort wirkt unscheinbar, ebenso wie das kleine Schild am Eingang der Hallen des hier ansässigen Rennteams. „Kissling Motorsport“ steht in schwarz, auf einer kleinen, silbernen Tafel an einer farblich neutral gehaltenen Halle geschrieben. Dezent und unscheinbar eben, so dass man - obwohl suchend umguckend – diese Schmiede des Erfolges doch bei der ersten Vorbeifahrt schon beinahe automatisch übersehen muss. So stellt sich die Frage, ist diese äußerliche Zurückhaltung der viel beschriebenen „Meistermacher“ aus 2007 gewollt? Stefan Kissling lächelt: „Von übertriebener Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit halten wir eigentlich nicht viel“, so die getätigte Aussage. Stefan Kissling, gemeinsam mit seinem Vater Helmut Kissling das Rückrat des Motorsport-Unternehmens fährt fort: „Wir geben dafür lieber auf der Rennstrecke ordentlich Gas.“

Vollgas auf der Rennstrecke? Eine Philosophie die aufgeht. Und dies nun schon seit über 30 Jahren. Denn 1977 gründete Senior Helmut Kissling mit seiner reichhaltigen Rennsporterfahrung die Firma Kissling Motorsport. Grundlage des Betriebes schon immer die Entwicklung von Hochleistungsmotoren und der Aufbau von Fahrzeugen für die Rennstrecke. Auch wenn der Tuningbereich zeitweise mit zum Handwerk der Kissling Truppe zählte, der Motorsport war immer das Standbein des Unternehmens und ist es selbstverständlich auch heute noch. Über 500 eingefahrene Renn- und Klassensiege unterstreichen ein hohes Maß an Professionalität.

Anschaulich wird dies beim Betreten der Werkstatthalle des Eifler-Rennteams. Die Räumlichkeit – gut überschaubar. Das Schlagwort heißt hier nicht Großvolumig, sondern Effizienz. So stehen in der übersichtlichen Werkstatthalle teils mehr und teils weniger „gestrippte“ Rennsportboliden nah beisammen: Die Ansicht wirkt bei weitem nicht überfüllt, zeugt aber von einer optimalen Platzausnutzung. Sieben Fahrzeuge zählt man im Rundumblick und erstaunlicherweise ist keines davon unter einer Plane versteckt. Keines davon verstaubt im Altersdasein in einer Ecke. Keines davon entfremdet die Werkstatt als Firmenmuseum. „Alle Fahrzeuge, an denen wir hier arbeiten, werden für dieses Saison vorbereitet, dementsprechend sind wir richtig im Stress“, verrät uns Stefan Kissling.

Moment, im Stress? Das mag man gar nicht glauben. Es ist eher unscheinbarer Arbeitsalltag. Eben keine Hektik. Die Angestellten wuseln mit Ruhe und Gelassenheit, routiniert und koordiniert um die Rennfahrzeuge. Hier blickt einer aus dem Motorraum einer Corvette, dort schraubt einer unter einem Opel GT und daneben platziert jemand die letzten Aufkleber auf einen der beiden Race Camp Opel Astras. „Die beiden Race Camp Fahrzeuge müssen raus, zum 24h Test nach Frankreich“, koordiniert Stefan Kissling, „Wir liegen aber mit denen gut im Zeitplan.“

Es wird schlagartig wieder bewusst, dass Kissling Motorsport zu den großen Teams in der Langsteckenmeisterschaft gehört. Man holte nicht nur in der Vergangenen Saison mit Marco Wolf, Heinz-Otto und Jürgen Fritzsche die Meisterschaft, sondern ist auch seltenst mit weniger als zwei Fahrzeugen auf der Nordschleife am Start.

Damit nicht genug, in ganz Europa fahren in nationalen und internationalen Meisterschaften die in Bad Münstereifel aufgebauten Fahrzeuge. Und diese stammen überwiegend aus der Markenpalette der Adam Opel AG. Ob Manta, Kadett, Vectra, Omega, Astra, Corsa, Tigra, Speedster oder GT, nahezu jedes neue Opel-Modell wurde schon als Rohkarosse auf Kisslings Hebebühnen gebettet und erfolgreich zur Rennreife entwickelt.

So feierte im vergangenen Jahr Kissling Motorsport in unserer schnelllebigen Zeit ihr 30 jähriges Opel-Jubiläum. Dass das Kissling Team derzeit die Werksfahrzeuge des OPC Race Camp für das 24-Stunden Rennen 2008 aufbaut, ist dabei mehr als ein Zugeständnis der Opel Sportabteilung für die jahrelange Markentreue. Doch Obacht: „Wir haben uns immer bei unseren Aktivitäten auf Opel konzentriert, auch wenn wir es bei anderen Fabrikaten sicher einmal leichter gehabt hätten. Unsere Treue und Zusammenarbeit hat sich bewährt, dennoch waren und sind wir immer ein unabhängiges Motorsportunternehmen geblieben“, verneint Stefan Kissling das Prädikat eines offiziellen Werksteams.

Dies hat Vorteile und schafft Raum für neue Ideen und Tätigkeitsfelder, wie zum Beispiel der Einsatz der Corvette C6-R an der Spitze der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft. Richtig, es ist kein Opel, aber zumindest im Zeichen der globalisierten Automobilindustrie bleibt man in der Familie. Marc Hennerici, Neuzugang im Kissling-Team freut dies, als er strahlend während der ersten Sitzprobe aus der Corvette lugt.

Marc Hennerici bei der ersten Sitzprobe in der Corvette

Neben der Werkstatt im offenen Büro ackert derweil die Kaffeemaschine schwer. Ruhig beantwortet Stefan Kissling die Fragen interessierter Redakteure: „Ob wir es zu den Einstellfahrten schaffen? Das wird eng mit der Vorbereitung der Corvette, aber zum ersten Rennen möchten wir mit der C6 und dem Meisterauto antreten.“ Nur zwei Fahrzeuge zum Saisonstart? „Ja“, bestätigt Stefan. „Mit den Vorbereitungen für das OPC Race Camp und der Corvette haben wir reichlich zu tun. Nach dem 24-Stunden Rennen wird dann auch unser Opel GT seine Premiere feiern.“

Stefans Mutter reicht derweil freundlich den frisch gebrühten Kaffee und ehe man sich wieder umdreht ist Stefan auch schon wieder verschwunden, irgendwo in Werkstatt, hauseigene Dreherei oder an den beiden Motorenprüfständen des Teams. „Das ist typisch für Stefan“, lacht Frau Kissling über ihren vom Tagesgeschäft kurzzeitig abgelenkten Sohn. Dennoch wenig später steht der sympathische Teamchef wieder im Raume, um wirklich jede Frage der interessierten Zuhörerschaft detailliert zu beantworten.

Am Ende des Besuches ist ein beeindruckendes Bild über eines unserer erfolgreichsten Nordschleifen-Teams gezeichnet. Die Einblicke hinter die Kulissen des Meisterteams der VLN sind aufschlussreich und faszinierend zugleich - und dabei sieht von außen doch alles so unscheinbar aus...

Ihr wollt mehr über die Meistermacher erfahren? Ring1.de besuchte zum Ende der Winterpause Kissling Motorsport gemeinsam mit Streckensprecher Lars Gutsche. Die interessanten und spannenden Eindrücke gibt es demnächst als Homestorry auf Ring1.tv.

Das gesamte Ring1-Team bedankt sich bei Helmut und Stefan Kissling für die nette und geduldige Gastfreundschaft und wünscht dem gesamten Team eine erfolgreiche Saison 2008.

Über 500 Renn- und Klassensiege zeugen von der erfolgreichen Historie des Kissling Teams

Die Corvette als Herausforderung: Kissling möchte 2008 auf Gesamtsieg fahren

Videobeweis: Kissling Motorsport als Spezialist, wenn es um die Entwicklung zuverlässiger Rennmotoren geht

"Tag der offenen Tür" für Lars Gutsche. Die komplette Homestorry gibt es demnächst auf Ring1.de

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