Wo Neues entstehen soll muss zumeist Altes weichen. So auch geschieht es an der traditionsreichsten deutschen Rennstrecke, an der die ersten Arbeiten zum Projekt „Nürburgring 2009“ das gewohnte Bild des Betrachters stark verändern. Ring1.de nimmt die Leser, die sich kein eigenes Bild vor Ort machen können, mit auf eine kleine Besichtigungstour, nicht ganz ohne Wehmut.

Der erste Eindruck, der nach Durchfahrt der Unterführung der B258 aufkommt, nachdem sich der Autofahrer mit den Baustellenschildern und der Tempo 60-Beschränkung auseinandergesetzt hat, ist Leere. Schnell wird klar, dass hier etwas fehlt. Damit sind nicht nur die Tribünen gemeint, die den Blick nach links prägten, sondern auch die ehemals über die Bundesstraße 258 führenden zwei Fußgängerbrücken. Die erste dieser Brücken stand in Höhe von Tribüne 3a, die zweite führte zwischen Erlebnis-Welt und Tourist-Information hindurch. Nur noch tiefe Löcher auf der einen Seite und ein Wirrwarr aus Beton und Stahlstreben auf der anderen Straßenseite zeugen noch von der Existenz dieser Brücken.



Viel mehr als undefinierbare Verbindungen aus Beton und Stahl ist auch von den offenen Tribünen T3b und T3a nicht mehr übrig. Hier haben die Bagger ganze Arbeit geleistet und geben nun einen direkten Blick von der Bundesstraße bis auf das Boxengebäude des Nürburgrings frei.

Die Rudimente der Tribüne 3, die einmal die Bezeichnung Haupttribüne inne hatte, vermitteln fasst den Eindruck, als möchte sie noch ein wenig das Bild prägen. So als wehre sie sich, mit ihren hohen gelben Stahlpfeilern, gegen ihren Abriss.

Doch mit ein Blick aus dem Fahrerlager entpuppt sich die T3 nur noch als ein Gerippe aus Stahl, bei dem das endgültige Ende nur noch eine Frage der Zeit ist.



Die zeitlich neben der T4, die vollständig erhalten bleibt, neuesten Bauwerke auf der Seite der Bundestraße, sehen auch nicht viel besser aus. Die 1998 eröffnete Erlebniswelt schaut stark mitgenommen aus. Während das Parterre-Stockwerk, in dem sich die Kartbahn befand, noch intakt zu sein scheint, befindet sich darüber nur noch ein Metallgerippe an dem sich ein Stück Plane mit der Laune des Windes bewegt.



Die Brücke, die zuvor die noch existierende Tourist-Info und eben diesen Teil der Erlebnis-Welt miteinander verband, endet nun nach ein paar Metern im Nichts.



Wer direkt gegenüber das alte (Inbetriebnahme: 1988) Pressezentrum samt Gaststätte "Start & Ziel" sucht, wird keinen Erfolg haben. Eine Baugrube ist der einzige Stille Zeuge dafür, dass hier einmal Ringgeschichte und Geschichten entstanden.



Doch mit der Einfahrt in das für diese Jahreszeit gut gefüllte Fahrerlager, in dem viele Familien der „Winter Action“, einer Mixtur aus Racing & Schnee frönen, bessert sich die Laune des Autors dieser Zeilen wieder. Das gesamte alte Fahrerlager und ein beträchtlicher Teil des neuen Fahrerlagers sind mit Fahrzeugen aus den unterschiedlichsten Regionen gefüllt. Und das in einer Jahreszeit, zu der sich sonst Hase und Fuchs am Nürburgring „Gutenacht!“ gesagt haben.

Manchmal muss man neue Wege gehen, um am alten Erfolg anzuknüpfen. Manchmal muss man auch alte Mauern durchbrechen, damit es weitergeht. Dieses Motto hat sich in der Geschichte der Traditionsstrecke in der Eifel immer wiederholt.

So sehr das Projekt „Nürburgring 2009“ auch umstritten ist, ob es Erfolg haben wird, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Dass der Ring ein neues Gesicht bekommt, steht mit dem Abriss der alten Gebäude unveränderbar fest. Also gilt es nun, dem Neuem eine Chance zu geben.

Fotos: Michel Pathe

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.