Frau am Steuer - Abenteuer! Die Zeiten des Chauvinismus gegenüber Frauen am Steuer sind definitiv vorbei – nicht nur im Alltagsstraßenverkehr, sondern mittlerweile auch deutlich im Motorsport. Frauen im Motorsport sind im 21. Jh. nichts mehr Neues. Schon Jahre zuvor gab es Frauen im deutschen und int. Motorsport.

Aus deutscher Sicht fallen einem sofort Namen wie Ellen Lohr, Rallye Fahrerin Jutta Kleinschmidt, Claudia Hürtgen und Sabine Schmitz ein. Auch zu Zeiten der DDR wagte sich mit Helga Heinrich-Streudel eine Frau in den Motorsport, der damals unter den politischen Verhältnissen des Sozialismus und der deutsch-deutschen Teilung stattfinden musste. 1982 startete mit dem Ford Fiesta Ladies Cup eine Rennserie, in der sich nur Frauen gegeneinander maßen, dieser fand dann im Ford Fiesta Mixed Cup 1990 seine Fortsetzung.

Inzwischen sind Frauen im Motorsport nicht mehr nur geduldet, sondern mittlerweile sogar erwünscht. Einst teilte Bernie Eccelstone in einem Interview seine Vorstellungen von einem idealen Starterfeld in der Formel 1 mit. Diese beinhaltete zum einen, einen Farbigen am Steuer, was sich mit Lewis Hamilton, als sehr erfolgreichem Fahrer, endgültig erfüllt hat, und zum anderen auch eine Frau in einem Cockpit der höchsten Monoposto Klasse. Allerdings ist hier anzumerken, dass Maria Theresa Fillipis schon 1958 auf einem Maserati beim Grand Prix von Spa-Franchorchamps den Anfang machte und auf Platz 10 das Rennen beendete. Somit ist die Aussage vom F1 Zampano Eccelstone so zu deuten, dass er sich wieder eine Frau in der Formel 1 wünscht. Auch in der DTM besetzten Audi und Mercedes zwei Cockpits gezielt mit Frauen.

Motorsport ist immer noch eine von Männern dominierte Sportart. Das fängt schon damit an, dass sich in der Adoleszenzphase im Allgemeinen Mädchen lieber mit Puppen beschäftigen und später erwachsenen Frauen nacheifern. Auch die Anzahl der Väter, die ihre Tochter in jungen Jahren in ein Kart setzen oder sie mit zur Rennstrecke nehmen, ist gering, mag aber durchaus wachsen. Das Technikinteresse bei Frauen ist nach wie vor nicht mit dem der Männer vergleichbar und so äußern sich noch viele Frauen dem Motorsport gegenüber mit dem Argument: „Es sind doch nur Autos, die im Kreis rumfahren“. Warum Motorsport nach wie vor Männerdomäne ist, begründet sich schnell.

Die Ausnahmen bilden die Damen, die wir heute in den Cockpits sehen und die sich im Motorsport engagieren. Gerade bei Frauen sind die Wege, wie sie zum Motorsport gekommen sind, sehr interessant. Sabine Schmitz soll zum Brötchen holen zwischen Nürburg und Adenau mit Mutters Wagen lieber die Abkürzung über die Nordschleife genommen haben. Ein vernachlässigtes Kart ihres Bruders ebnete Kati Droste den Weg in den Motorsport und Ulrike Krafft setzte ab dem 18. Lebensjahr ihren Kopf durch, nachdem die Eltern jahrelang mit einem deutlichen „Nein“ geantwortet hatten.

Ob sich Frauen allgemein nicht in den Motorsport trauen, ist schwer zu beantworten , wäre aber durchaus eine Umfrage wert. Wenn eine Frau dies jedoch tut, wird sie in der Männerdomäne „Motorsport“ von den Kollegen sehr geachtet und selten abschätzig bewertet; und aus rein sportlicher Sicht können sich einige Rennfahrer hin und wieder schon mal eine „Scheibe“ abschneiden.

Ergibt sich daraus ein Vorteil für Frauen? Werden Frauen im Motorsport die Cockpits „nachgeworfen“? Sabrina Hungerbühler räumt mit einem Vorurteil auf. „Auch wir müssen uns durchsetzen und uns erstmal Respekt verschaffen. Ich denke, dass man es als Frau im Motorsport schwerer hat. Denn wenn man als Frau hinten im Feld rumfährt gelten gewisse Vorurteile als bestätigt. Wenn ein Mann dagegen hinterherfährt redet kein Mensch darüber.“ Einige Rennfahrerinnen gehen soweit und sagen: „Hinterherfahren als Frau ist peinlich. Dann höre ich lieber auf.“ Wenn man sich als Frau im Feld der Rennfahrer allerdings behaupten kann, sind die Vorurteile schnell passé und an deren Stelle treten Achtung und Respekt von den männlichen Kollegen.

Danach ergeben sich für Frauen neben der Rennstrecke schnell Vorteile, insbesondere in den Medien (wie auch in diesem Artikel). Die Medienresonanz, die Frauen im Motorsport bewirken, ist dann wesentlich höher, wenn die Ergebnisse sich summieren und man sich in der Männerdomäne behauptet hat. Der DTM-Sieg von Ellen Lohr 1992 in Hockenheim ist vielen älteren DTM – Zuschauern noch gut in Erinnerung. Nachdem Danica Patrick beim Indianapolis 500 Meilen-Rennen lange das Feld anführte, schwappte die Meldung schnell über den Atlantik auch in die europäischen Medien. Eine Titelstory in der „Sports Illustrated“ ließ nicht lange auf sich warten. Männliche Rennfahrer der Indy Racing Leauge schaffen dies nicht so schnell. Auch in Deutschland stehen die Damen hinter dem Lenkrad mehr im Medieninteresse als Männer, die in vergleichbaren Fahrzeugen und Serien starten. Auf einem Motorsport-Internet-Portal wurden alle Damen im Rennoverall vorgestellt, die an den DTM Wochenenden unterwegs sind. Andere Rennfahrer schauen da in die Röhre. Die geringe Anzahl der Rennfahrerinnen schlägt sich hier in einen Vorteil um. Alle männlichen Rennfahrer des DTM Wochenendes in einem Artikel abzuhandeln – sehr schwer. Kati Droste fuhr z.B. 2005 im Seat Leon Supercopa eine Saison in der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring. Noch jetzt fragen Fans in entsprechenden Internet Foren, ob die junge Rennfahrerin wieder an den Ring kommen wird. Die meisten männlichen Fahrer der gleichen Klasse und der gleichen Saison bleiben eher unberücksichtigt. Die Liste an Beispielen wird zunehmend länger.

Auch bei der DTM kamen Susie Stoddart und Vanina Ickx eher zu einer Titelstory im DTM-Magazin, als manch ein anderer ihrer männlichen Kollegen. Männliche Fahrer müssen da schon mehr Leistung zeigen. Medienstrategischer Vorteil? Ja! Betrachtet man den Charakter des Artikels im DTM Magazin über Susie Stoddart oder z.B. auch den Ford Fiesta von ATM Motorsport, mit den Fahrerinnen Jana Meiswinkel und Jutta Beisiegel, so fällt auf, dass das Thema Durchsetzungsfähigkeit gegenüber den Männern hin und wieder bewusst genutzt wird. Susie Stoddart wurde in Boxhandschuhen neben ihren männlichen Kollegen, sowie souverän in der Mauer beim Fussball abgelichtet und auf dem Ford Fiesta klebt ein großer Aufkleber „Frauenpower“. Durchsetzungsfähigkeit scheint zu beeindrucken, denn es ist für die meist männlichen Fans eher ungewöhnlich und neu.



Auch auf den Webseiten einiger Rennfahrerinnen wird die weibliche Attraktivität der Rennfahrerinnen bewusst stilvoll eingesetzt. Sabrina Hungerbühler präsentiert sich auf ihrer Website top geschminkt mit Kajal unter ihrem Helm. Auch auf der Website von Susie Stoddart zeigt sie sich auf Fotos, die ihre weibliche Ausstrahlung ohne Rennoverall betont (aber immer noch in Kleidung). Sowohl das Attribut Durchsetzungsfähigkeit gegenüber den Männern zu nutzen und ebenso die weibliche Attraktivität einzusetzen, sind legitime Mittel zur Selbstdarstellung. Doch wer denkt weibliche Rennfahrerinnen nutzen das bewusst aus, der hat weit gefehlt. Exquisite Selbstdarstellung gibt es auch bei den männlichen Rennfahrern, wie z.B. auf der Website von Formel 1 Rennfahrer Nico Rosberg. Nur diese wird nicht denselben Eindruck bei den meisten männlichen Fans hinterlassen, wie z.B. die Darstellung von Sabrina Hungerbühler. Auch wenn es heißt „Man soll mit seinen Reizen nicht geizen“ bleibt es für weibliche Rennfahrerinnen stets eine Gradwanderung. Schnell läuft man Gefahr in eine falsche Schublade gesteckt zu werden, besonders dann wenn die sportlichen Leistungen hinterherhinken. Im Dacia Logan Cup soll es z.B. zwei langsame Fahrerinnen gegeben haben, die lieber in der Boxengasse mit dem Minirock die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollten, als durch Leistung auf der Rennstrecke. Dass hier die Achtung der Kollegen ausblieb und sich das Fahrerlager darüber amüsierte ist eine logische Schlussfolgerung. Viele Damen sagen, dass man sich „nur mit super Leistungen“ in den Medien entsprechend attraktiv darstellen kann und das weitere Auftreten sich im Rahmen halten soll. „Man läuft Gefahr schnell als Tussi abgestempelt zu werden“, so Rennfahrerin Ulrike Krafft. Bleibt es im Rahmen, dann brauchen sich die männliche Kollegen nicht wundern, dass eine Dame schneller und besser in den Medien wahrgenommen wird. „Man fällt halt schon auf in der Männerdomäne“. Darüber freuen sich auch die Sponsoren, ohne die im Motorsport selten etwas geht und auch letztendlich die Rennfahrerinnen bei der Sponsorensuche: „Doch man hat schon Vorteile. Da kommen ganz andere Angebote“, so Ulrike Krafft weiter. Das Konzept Rennfahrerin – Attraktivität – intelligent – erfolgreicher Umgang mit der Automobiltechnik – scheint also sowohl bei Fans, als auch bei den Sponsoren mehr und mehr zu funktionieren.



Grundlage bleibt allerdings auch bei den Frauen im Motorsport die Fähigkeit und der Beweis schnell zu sein und schlussendlich der sportliche Erfolg. Ohne das klappt sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen nichts. Der Kampf auf der Strecke bleibt der gleiche. „Das ist auch gut so", sagt Porsche Carrera Cup Fahrerin Steffi Halm: „Wir wollen nur durch Leistung auffallen!“

Bildquellen:www.dtm-magazin.de / www.sabrina-race.com /

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