Dass die Nordschleife des Nürburgrings etwas Besonderes ist, weiß jeder Motorsportler. Hohe fahrerische Anforderungen, leistungsdichte Felder, ehrgeizige Piloten und wenig Überwachung – diese Mischung kann sich zu einem hohen Risiko aufschaukeln. Deswegen lud der Deutsche Sportfahrer Kreis e.V. am Sonntag, 26. Februar eine Reihe von Aktiven und Experten zu einem runden Tisch an den Nürburgring.

Ziel aller Beteiligten: die speziellen Aspekte der Sicherheit auf der Nordschleife zu diskutieren und Lösungsvorschläge zu entwickeln. In der Vergangenheit hatten sich vor allem Sportwarte, Helfer, Mitglieder und aktive Piloten über eine zunehmend aggressive, rücksichtlose und riskante Fahrweise bei Rennveranstaltungen auf der Nordschleife beklagt.
Der Einladung folgten Vertreter der drei Nordschleifen-Veranstaltungen ADAC 24h-Rennen, VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring und Rundstrecken Challenge Nürburgring genauso wie Fahrer und Teamchefs. Anwesend waren Walter Hornung (Rennleiter 24h-Rennen), Dietmar Busch, Dr. Helmut Hermann, Hans-Jürgen Hilgeland, Karl Mauer (alle VLN), Hans-Werner Hilger, Franz Mönch (beide RCN), Michael Bonk (Teamchef), Olaf Manthey (Teamchef), Volker Strycek (Opel-Sportchef und AvD-Sportpräsident), Dirk Theimann (Teamchef), Rolf-Dieter Koch (Leiter Streckensicherung), Claro Ziegahn (Anwärter Leiter Streckensicherung) und Wolfgang Anderhub (DSK-Mitglied und Spezialist für Überwachungstechnik). Das DSK-Präsidium war vertreten durch Präsident Dr. Karl Friedrich Ziegahn, Hans-Walter Kling, Karl Heinz Stümpert, Altfrid Heger und Johannes Scheid. „Ich bin sehr glücklich, dass sich in diesem Rahmen eine hochkarätige Gruppe getroffen hat, die unmittelbar mit der Nordschleife verbunden ist“, begrüßte Dr. Ziegahn die anwesenden Gäste zu dem „offenen Brainstorming ohne Denkverbot“.
Die Bestandsaufnahme aller Anwesenden ergab, dass die kampfbetonte und rücksichtslose Fahrweise bei Veranstaltungen auf der Nordschleife zugenommen hat, dabei häufiger Flaggensignale mißachtet werden und deswegen insbesondere die Sicherheitskräfte bei ihrer Arbeit gefährdet sind. Wie eine Studie der VLN zeigt, sind die Unfallzahlen im Renngeschehen hingegen seit 2008 rückläufig.
Diese Erkenntnisse führten nach einer rund zweistündigen Diskussion, bei der die Beteiligten sachlich und diszipliniert offene Worte fanden, zu vier Hauptpunkten, die in der nahen Zukunft die Sicherheit auf der Nordschleife steigern sollen:
1) Sofort-Sicherung: Die Sicherung von Unfallstellen unmittelbar nach dem Vorfall muss verbessert werden. Hierzu soll zu den Gelben Flaggen die Anwendung rigoroser Geschwindigkeitsbeschränkungen geprüft und umgesetzt werden.
2) Sicherung bei Hilfs- und Bergungsmaßnahmen: Vermehrt sollen künftig möglichst schnell nach dem Unfall Intervention-Cars die Teilnehmer einbremsen und durch die Unfallstelle leiten. Die Fahrbahnbreite der Rennstrecke wird an der Unfallstelle mit Pylonen so weit verengt, dass die Teilnehmer gezwungen sind, das Tempo deutlich zu reduzieren.
3) Regelverstöße konsequent ahnden: Den Rennleitern und Sportkommissaren wird empfohlen, Fahrer, die Flaggensignale missachten, mit deutlich härteren Strafen zu belegen. Dazu muss jedoch die Beweisaufnahme der Meldungen verbessert und durch technische Maßnahmen unterstützt werden
4) Kontrolle der Piloten: Die Überwachung der Teilnehmer muss verbessert werden. Hierzu sollen vermehrt Video-Systeme auf der Strecke und im Fahrzeug eingesetzt werden. Bereits jetzt sind schon rund 70-80% aller Fahrzeuge mit On-Board Kameras und Daten-Recordern ausgestattet. Diese Aufzeichnungen müssen als Beweismaterial für Rennleitung und Sportkommissare zugänglich sein. Vorgestellt wurde ein einfaches Kombigerät aus Kamera, GPS und Daten-Recorder im Preissegment um 200 Euro, welches die Anforderungen zu erfüllen scheint. Auch die Streckenkontrolle muss langfristig verbessert werden. Im Gegensatz zu modernen Grand-Prix-Kursen verfügt die Nordschleife nicht über ein lückenloses Kamerasystem, mit dem der Rennbetrieb beobachtet werden kann. Zukünftig muss sicherlich die Streckenbeobachtung durch Kameras zuerst an neuralgischen Punkten und später umfassend ausgebaut werden.
Die Maßnahmen eins bis drei sollen von den Verantwortlichen möglichst noch bis zum Beginn der Nordschleifen-Rennsaison Ende März überprüft und umgesetzt werden. Der Punkt ‚Überwachung‘ ist mittelfristig zu betrachten.
Appelle an die Verantwortung und Vernunft der Fahrer sollen die Maßnahmen begleiten: „Ich werde mich mit meiner ganzen Autorität als DSK-Präsident dafür einsetzen, dass sich die Fahrer dieser Sicherheitsfrage bewußt werden und das Leben der Sportwarte nicht mutwillig riskieren. Rücksichtslosigkeit und Ellbogengehabe gehören nicht auf die Rennstrecke“, bekräftigte Dr. Ziegahn die Initiative des DSK. Er bedankte sich bei allen Teilnehmern im Namen des DSK für ihr Engagement bei diesem konstruktiven Gespräch mit vielen interessanten Vorschlägen. „Mein persönliches Gefühl ist, dass die Runde von gutem Willen getragen war. Wir haben die unterschiedlichen Standpunkte beleuchtet und Lösungsansätze erarbeitet, die es nun gemeinsam und schnell umzusetzen gilt. Der DSK bietet dafür die Plattform, wird an der Umsetzung aktiv teilnehmen und die Situation im Auge behalten.“

Fotos: DSK e.V.

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