Alfa Romeo Giulia Sprint GTA.

Das „A“ in der Typbezeichnung des Alfa Romeo Giulia Sprint GTA steht für „alleggerita“, zu deutsch „erleichtert“. Das vorliegende dreibändige Opus mit dem klangvollen Namen befasst sich mit nichts anderem als dieser Leichtbauversion von Alfa Romeo. Man braucht viel Zeit, um sich mit diesem einfach epochalen Werk vertraut zu machen und in die Geschichte des Alfa Romeo GTA einzusteigen.
Es sind drei Bände, die das Autoren-Trio Tony Adriaensens, Patrick Dasse und Martin Übelher zur wirklich erschöpfenden Würdigung dieses großartigen Fahrzeugs verfasst haben. Man kann sich kaum vorstellen, wie viel Arbeit und Recherche dazu nötig waren. Mir ist bisher kein einziges vergleichbares Buch bekannt, das sich mit einer solchen Sorgfalt und Begeisterung nur einer einzigen Modell-Baureihe widmet. Ausgangspunkt war der bereits vor mehreren Jahren erschienene Einzelband von Tony Adriaensens zum selben Thema, den die neuen Mitautoren nun so erweitert haben, dass dieses gewichtige Werk herauskam. Die drei Bände sind in einem festen Kartonschuber verpackt, der mit einem Griff versehen ist, um den sicheren Transport dieser bibliophilen Kostbarkeit zu gewährleisten; denn eine „Alleggerita“ ist das Buch selbst nun offenkundig nicht.
Lange vor der DTM und der Deutschen Rennsport Meisterschaft hatte der nationale Tourenwagensport in der Bundesrepublik eine andere Struktur. Er war in drei Meisterschaften aufgeteilt: die Rundstreckenmeisterschaft, die Bergmeisterschaft und die Rallyemeisterschaft. Sowohl in der deutschen Rundstrecken- als auch in der Bergmeisterschaft waren die Alfa Romeo GTA reichlich und siegreich vertreten. Für mich als Berliner Urgewächs war er ein Idol meiner Kindheit – Herbert Schultze, der in seinem Autogeschäft am Kurfürstendamm nicht nur Alfa Romeo und britische Sportwagen verkaufte, sondern vor allem drei Mal hintereinander von 1966 bis 1968 deutscher Rundstreckenmeister wurde – auf Alfa Romeo GTA. Wenn er beim Avus-Rennen mit seinem Alfa den Sieg davontrug, gerieten die Zuschauer auf der Haupttribüne und in der Südkehre aus dem Häuschen. 1970 verunglückte Schultze mit seinem Alfa am Nürburgring tödlich. In diesem herrlichen Buch „Alleggerita“ findet man den Berliner an vielen Stellen wieder – auf der Avus, auf Flugplatzkursen und natürlich immer wieder auf dem Nürburgring, häufig mit dem namensbezogenen Kennzeichen „B – HS 3“.
Mit dieser Anekdote sind wir schon voll im ersten Band dieser GTA-Enzyklopädie. Band 1 hat die Entwicklung und die Renngeschichte des legendären Renn-Tourenwagens zum Gegenstand. Und gleich zum Anfang muss ich den einzigen Kritikpunkt an diesem Buch vorbringen: Es fehlt ein Inhaltsverzeichnis, das bei einem so komplexen Thema sehr hilfreich wäre. So ist man gezwungen, den ersten Band erst einmal von vorn bis hinten durchzusehen, um sich einen Überblick zu verschaffen, bevor man mit Muße ins Detail gehen kann.
Um dem Leser dieser Besprechung und vielleicht bald stolzem Besitzer des Buchs einen Überblick zu geben, möchte ich die Titel der einzelnen Kapitel von Band 1 aufzählen:
• Danksagungen, Einleitung, Vorwort von Carlo Chiti,
• Prolog, Autodelta, Tipo 105.11 - Giulia Tubolare Zagato, Die Anfangszeit
• Tipo 105.16 - Giulia TI Super
• Tipo 105.02 - Giulia Sprint GT
• Vorwort Horst Kwech
• Tipo 105.02/A – Giulia Sprint GTA
• Giulia Sprint GTA – Renngeschichte 1965-1970
• Vorwort Christine Beckers
• Tipo 105.02/A – Giulia Sprint GTA – SA
• Giulia Sprint GTA – SA – Renngeschichte 1967-1970
• Tipo 105.30 – GT 1300 Junior
• Tipo 105.59 - GTA 1300 Junior
• GTA 1300 Junior – Renngeschichte 1968-1973 und 1975-1981
• Vorwort Toine Hezemans
• Tipo 105.51 – 1750 GTV America
• GTAm – Renngeschichte 1970-1973 / Die Vereinigten Staaten von Amerika 1971/72
• Autodelta Motoren 1965-1975
Für alle Baureihen werden die Technik, die Entwicklung und die Renngeschichte wiedergegeben. Zugleich ist dies auch die Beschreibung der Entstehung des Tourenwagensports, der in den 1960er Jahren seine erste Blüte erlebte – mit Lotus Cortina, Ford Mustang, BMW 1800 TI-SA und eben dem GTA. Dabei sollte man die kleineren Klassen mit DKW, Glas, NSU und Fiat Abarth nicht unerwähnt lassen – es war eine faszinierende Zeit mit großen Starterfeldern vor begeistertem Publikum. All das lebt vor den Augen des Lesers wieder auf. Da „Alleggerita“ ein im Rahmen des Möglichen vollständiges Werk ist, erfahren natürlich nicht nur die werksseitigen und privaten Einsätze der GTA auf nationaler und europäischer Ebene eine Würdigung, sondern ebenso die rennsportlichen Aktivitäten in den USA, z.B. bei der bekannten TransAm-Serie.
Band 2 trägt den Titel „Technische Dokumentation“. Es muss schon als akribische Sammelwut bezeichnet werden, was Adriaensen und Dasse getrieben hat, um diese Daten und Abbildungen zusammen zu tragen. Von sämtlichen Baureihen die Homologationsblätter, unzählige bis ins letzte Detail gehende Datenblätter des Werkes, Fotos aller GTA-Teile von 1965 bis 1968 und Aufnahmen der Zubehörteile für diesen Zeitraum. Die Homologationsblätter umfassen auch nachträgliche Teile-Homologationen. Wer nicht selbst aktiv im Motorsport tätig ist, wird solches Material in dieser Menge und Komplexität vielleicht zum ersten Mal sehen.
Band 3 schließlich stellt den umfangreichsten Teil des Gesamtwerks dar: Auf 528 Seiten wird von Martin Übelher und Patrick Dasse die Fahrzeughistorie aller Alfa Romeo GTA nach Fahrgestell-Nummern geordnet aufgeschlüsselt. Das ist unglaublich, welche Informationsflut dort geordnet und in ein lesbares Format gebracht wurde. Dieser Teil ist auf Englisch verfasst, was die Verständlichkeit aber in keiner Weise einschränkt. Alle in der Rennhistorie des ersten Bandes präsentierten Fahrzeuge tauchen nun nochmals mit ihrem Werdegang und ihren Eigentümern und Renneinsätzen auf. Natürlich müssen da einige Lücken bleiben, weil nicht der Verbleib sämtlicher Fahrzeuge zu klären ist; aber fast alle im einschlägigen Wettbewerbseinsatz genutzten GTA konnten mit ihrer Vita erfasst werden.
Wer nun glaubt, dies sei nur eine aus einer Datenflut bestehende nüchterne Publikation, den kann ich beruhigen: Das liest sich hochinteressant und wird durch eine unglaublich reichhaltige Illustration bereichert. Im ersten Band sind das Aufnahmen vom Renngeschehen und von den Rennfahrern ebenso wie Werksfotos der verschiedenen Typen mit vielen technischen Details. Band 2 bildet die Datenblätter brillant ab und zeigt tatsächlich alle einzelnen technischen Bauteile. Und in Band 3 werden noch einmal fast sämtliche GTA im motorsportlichen Einsatz gezeigt. Viele Fotos sind farbig und im großen Format, alle Bilder sind bestens in der Wiedergabe auf edlem Hochglanzpapier, wobei man natürlich berücksichtigen muss, unter welchen schwierigen Bedingungen und mit welchen technischen Möglichkeiten manche Fotografien in den 1960er Jahren zustande gekommen sind. Als kleine Anlage zu dem dreibändigen Werk ist noch eine Betriebs- und Wartungsanleitung für die Giulia Sprint GTA und die GTA 1300 Junior beigefügt.
„Alleggerita“ ist einzigartig und überwältigend. Es ist keine leichte Kost – um es vom Informationswert wirklich auszuschöpfen, braucht man wie gesagt viel Zeit. Das ist kein gewöhnliches Autobuch, das ist echte Fachliteratur für den eingefleischten GTA-Fan oder -Besitzer, für den allerdings unverzichtbar. Und angesichts des Gebotenen relativiert sich selbst der auf den ersten Blick stolze Preis. Die dem Buch zugrunde liegende Arbeitskraft und die Begeisterung der drei Autoren sind ohnehin unbezahlbar.
Text: Thomas Nehlert


Autoren: Tony Adriaensens, Patrick Dasse, Martin Übelher
Verlag: Dingwort-Verlag Hamburg, 2012
Format: 3 Bände im Schuber-Karton, Hardcover , 22x28,5 cm, insgesamt 1456 Seiten, insgesamt 1694 Abbildungen
ISBN: 978-3-87166-066-5
Preis: 349,- €
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