Nachdem man bei den Tests alle Hausaufgaben gemacht hatte, war es nun an der Zeit den Wagen ins Renngeschehen hinauszulassen. Teil 3 der Reportage betrachtet das Jahr 1982 und die ersten Einsätze des Rothmans Porsche 1982.

Während in Weissach unter Hochdruck drei neue Porsche mit den Chassis Nummern 956-002 / 956-003 / 956-004 für Le Mans aufgebaut werden, bestreitet man in Silverstone am 16.5.1982 mit dem Porsche 956-001 das allererste Rennen. Fahrer sind Jacky Ickx und Derek Bell. Dem Porsche stehen folgende Wagen in der Gruppe C Klasse gegenüber: Porsche 936C,

Rondeau M382 Ford, Nimrod NRA/C2 Aston Martin, Ford C100, WM P82 Peugeot, Sauber SHS C6 Ford, Lola T610 Ford - um nur einige zu nennen. Das Jahr 1982 war im Sportwagensport ein Übergangsjahr. Deshalb waren auch noch die Gruppe 6 Wagen, wie der Lancia LC1 der vorigen Sportwagengeneration nach alter Klasseneinteilung startberechtigt.

Im Training knallte Jacky Ickx der Konkurrenz mal eine 1:16 Zeit vor den Bug und eroberte damit gleich die Pole Position mit 1 Sek. Vorsprung auf dem Lancia LC1 von Ghinzani und Fabi. Im Rennen musste man sich jedoch dem Lancia LC1 von Alboreto und Patrese geschlagen geben. Mit dem zweiten Platz hinter dem siegreichen Lancia erreichte man jedoch den Sieg in der Gruppe C Wertung mit Abstand vor allen anderen Mitstreitern der Gruppe C Klasse.

Alles in allem ein erfolgreicher Einstand für der Porsche 956 C im Renngeschäft. In Bezug auf den Verbrauch ist Silverstone eher blamabel. Jedoch darf man aber hier auch nicht den Verbrauchswert für 1000 km Langstreckenrennen heranziehen, da das Rennen in Silverstone mit 1115 km eine überlange Distanz hatte. Porsche zeigt aber eindeutig mit wem man in Zukunft zu rechnen hatte. In welchem Umfang und über welchen langen Zeitraum vermochte damals noch keiner erahnen.

Schon kurz nach dem erfolgreichen Einstand in Silverstone folgt der Jahreshöhepunkt eines jeden Sportwagenjahres, die 24 Stunden von Le Mans. Um sich entsprechend vorzubereiten lässt man am 30.5.82 das 1000 km Rennen auf der Nürburgring Nordschleife aus und überlässt kampflos Lancia den Sieg. Trotz des ermutigenden Einstandes in England haben die Ingenieure einen Änderungskatalog angelegt der 40 Punkt umfasst. Diese Änderungen werden auch gleich auf die drei neuen Chassis übernommen. Le Mans fährt man mit den Chassis Nr. 002 / 003 / 004. Der Silverstone Wagen bleibt als Reserve Wagen im Transporter.

Für Le Mans ändert man die Motorenabstimmung um aus einem günstigen Verbrauch Vorteile bei den Boxenstopps und beim Nachtanken zu gewinnen. Die Achswellenbälge werden gewechselt, die Tankklappe wird überarbeitet und im Öltank wird ein Saugheber angebracht der das Zurückfließen des Öls in den Turbolader verhindert. Ein der wichtigsten Erneuerungen vor Le Mans 1982 war, dass man einen Ölfilter im Getriebe einbaute der die durch die Abnutzung der Zahnräder entstanden Metallspäne zurückhielt. Ein sehr wichtige Verbesserung die zu dieser einzigartigen Standhaftigkeit des Porsche 956 und Porsche 962 führte.

Das Rennen in Le Mans beendet Porsche mit einem beeindruckenden 3-fach Sieg und einer problemlosen Fahrt aller 956. Jacky Ickx und Derek Bell belegen im Porsche 956 mit der Chassis Nr.002 nach 359 Runden den ersten Rang gefolgt von Vern Schuppan und Jochen Mass (Chassis Nr. 003) mit 3 Runden Rückstand. Auf Platz 3 reiht sich der Porsche 956 mit Chassis Nr.004 gefahren von Al Holbert, Hurley Haywood und Jürgen Barth ein und komplettiert somit den beeindruckenden Erfolg der Mannschaft aus Zuffenhausen. Probleme gab es für die Mannschaft so gut wie keine. Die Tatsache, dass der 4. platzierte Porsche 935/78-81 von John Fitzpatrick 11 Runden Rückstand auf den drittplazierten Porsche hat verdeutlicht sehr genau welche Performance Porsche den anderen Teams in Le Mans offenbarte. Die Wagen die den Porsche 956 wenigstens ein bisschen hätten gefährlich werden können, nämlich die Lancia LC 1, vielen allesamt aus. Auch Ford ein weiterer deutscher Hersteller, der sich zu dieser Zeit am neuen Gr.C Reglement die Zähne ausbiss legte eher eine enttäuschende Vorstellung auf den Asphalt. Le Mans hätte also für Porsche nicht besser laufen können.



Erfolg in Le Mans für Jacky Ickx und Derek Bell beim ersten Einsatz des Porsche 956

Obwohl das Werksteam eher den gewinn der Markenweltmeisterschaft und die Fahrerweltmeisterschaft anpeilt. Der Reserve Wagen von Le Mans wird speziell für den Norisring vorbereitet, da das Rennen dort ein Sprintrennen ist und kein 1000 km Rennen. Um Gewicht zu sparen baut man den Bordfunk aus, die Hälfte der Scheinwerfer werden abgebaut, man wechselt die große Le Mans Batterie gegen ein kleinere aus und tauscht das Stahlblech unter dem Fahrzeugboden gegen den leichteren Aluboden. Das erweißt sich als äußert sinnvoll, denn die härteste Konkurrenz bekommt Jochen Mass im einzigen Porsche 956 von einem Ford C100, der zwar in diesem Jahr in der DRM sich sehr gut präsentierte, allgemein aber, und das erkannte man früh, eine Fehlkonstruktion war. Manfred Winkelhock beendete in diesem genannten Ford C100 von Zakspeed das Rennen mit nur einer Sekunde Rückstand auf den siegreichen Porsche 956 von Werksfahrer Jochen Mass. Der Rest des Feldes bestand zum Großteil aus den alternden Gruppe 5 und Gruppe 6 Wagen wie dem BMW M1, dem Zakspeed Capri, dem Porsche 935 in seinen unzähligen Ausführungen und noch ein paar wenigen skurilen Gruppe C Fahrzeugen, wie dem Kremer Porsche CK 5, der auf dem Porsche 908/36 Chassis basierte und einigen URD. Ein solch bunt gemischtes Feld zw. Gruppe 5 / Gruppe 6 und Gruppe C Wagen bat sich den Deutschen Motorsportbegeisterten im Laufe der Geschichte wahrscheinlich nur einmal. Und das war 1982 am Norisring. Auch hier wieder ein gelungener Deutschland Einstand für Porsche , natürlich sehr zur Freude der deutschen Fans.

Walter Brun Beitrag:

"Gerne gebe ich Ihnen für ring1.de meine Meinung über den Porsche 956 / 962 C kund."

"Seit über 40 Jahren fahre ich Autorennen. Viele Marken und Modelle habe ich in dieser Zeit gefahren und getestet. Rückblickend muss ich sagen, dass der Porsche 956 / 962 C das mit Abstand beste Auto war. Sicher, zuverlässig, schnell und das über Jahre.

Man könnte es heute noch aus dem Museum holen und damit Rennen fahren. Man wäre immer noch bei der Musik!"

Walter Brun

Obwohl das 9 Stunden Rennen in Kyalami nicht zur Endurance-WM gehört, entschließt man sich im Laufe des Jahres im November auch in Kyalami zu starten, denn nirgends lernt man besser als bei Rennen. Dass man bei Porsche nichts dem Zufall überlassen will sieht man an der Tatsache, dass man für die südafrikanische in ca. 2000 m hoch gelegene Strecke Kyalami einen Umbausatz entwickelt. Wer in Geographie in der Schule gut aufgepasst hat, weiß dass mit zunehmender Höhe der Luftdruck bzw. Luftdichte abnimmt. In solchen Höhen können auch die Fahrer nur begrenzt Höchstleistungen bringen. Ich denke da z.B. nur an das Rennen der ISRS 1998, als Almo Coppelli, Fahrer des Kremer Porsche K8 Spyder schon fast ohnmächtig an die Box gefahren kommt, einen Mechaniker fast anfährt, aus dem Wagen fällt und nach dem Fahrerwechsel ärztlich betreut werden musste. Kyalami stellt ganz andere Anforderungen an den Fahrer und insbesondere auch an Fahrzeuge mit Turbomotoren die durch die topographische Lage „zwangsbeatmet“ sind.

Der Kyalami Aufrüstsatz besteht aus einem größeren Wasserkühler der im Motorraum untergebracht werden muss, was sich anfänglich als nicht so einfach erweißt. In Kyalami fährt man mit offnen Schlitzen.

Die Kyalami Version ist so überzeugend, dass man sich entschließt den Bausatz zur Standard Ausrüstung zu erklären. Der größere Kühler arbeitet nach den Vorstellungen der Ingenieure und konnte gut im Heck untergebracht werden. Aus diesem Grund wurden die Schlitze im Unterboden seit diesem Zeitpunkt immer geschlossen gehalten, da man unter normalen Umständen keine Überhitzungsprobleme zu fürchten hatte. Der Kyalami - Bausatz ist ein wesentlicher Bestandteil der zum gänzlichen Erfolg des Porsche 956 / 962 beigetragen hat.

Bei dem 1000 km Rennen in Spa kommt zu ersten Mal die vollelektronische Einspritzanlage der Firma Bosch zum Einsatz. Um Vergleiche ziehen zu können wird nur der Wagen Porsche 956 004 von Schuppan / Bell mit der vollelektronischen Einspritzanlage ausgestattet. Ickx / Mass fahren im 956 – 003 noch die mechan. Einspritzanlage. Das Rennen endet für das Werksteam mit einem Doppelsieg; Ickx / Mass belegen Platz 1 gefolgt vom 2. Rothmans Porsche mit 3 Runden Rückstand.

Die neue Motronic ist eine gemeinsame Entwicklung von Porsche und Bosch. Durch die vollelektronische Einspritzanlage kann die Menge und der Zeitpunkt der Treibstoff Einspritzung genau definiert werden. So genannte Schmutzeffekte bei einer mechanisch Einspritzungen, wie sie bis dato im Rennsport üblich war, blieben somit aus. Die Programmierung der Einspritzanlage erweißt sich jedoch als sehr schwierig, denn man muss dem System nur jeden denkbaren Schritt einzeln eingeben. Porsche investiert dafür im Vergleich zu den Vorgänger Modellen ungewöhnlich viel Zeit auf dem Motorenprüfstand. Das System verlangt auch viel Arbeit da man lange Zeit ein gutes Ansprechverhalten unter Volllast hat, aber nicht unter Teillast. Derek Bell: „Der Wagen läuft unter Vollast zwar hervorragend, wenn ich aber das Gas lupfe und dann wieder aufs Gas trete passiert zuerst mal gar nichts.“ Nach einer langen Entwicklungsphase bis Ende 1982 ist Porsche soweit, dass man im Cockpit einen Verstellknopf anbrachte, der dem Fahrer die Möglichkeit gibt den Motor während der Fahrt „fetter“ oder „mager“ abzustimmen. Die Grenzen sind durch die Elektronik dabei so exakt abgestimmt worden, dass der Fahrer keine Gefahr lief die Abstimmung der Motronic zu zerstören. Eine elektronische Einspritzung ist für einen heutigen Rennwagen so alltäglich wie 4 Räder oder eine Bremse. 1982 setzte Porsche also mal wieder einen Meilenstein.

Das Jahr 1982 und Porsches Einstieg in die neu geschaffene Gruppe C war durchweg von Erfolg gekrönt. Obwohl man nur in Silverstone, Le Mans, Spa, Fuji und in Brands Hatch fährt und die Weltmeisterschaftsläufe im Monza, am Nürburgring und in Mugello auslässt gewinnt Jcky Ickx mit 15 Punkten Vorsprung die Fahrer Wertung vor Ricardo Patrese im Lancia LC1. Neben den WM Läufen fuhr man noch ebenso erfolgreich am Norisring und in Kyalami. In Kyalami kommt zu ersten Mal auch die neue Denloc Sicherheitsfelge zum Einsatz.



Autogrammkarte von Walter Brun

Teil 4 folgt in ca. einer Woche und wirft einen Blick auf die ersten Kunden die 1983 die Ehre hatten einen Kundenwagen aus Zuffenhausen zu bekommen.

Ein Dank geht an das Porsche Archiv für die zur Verfügung gestellten Bilder.

Quelle Bilder: Porsche Archiv / Wego Motorsport / Brun Racing

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.