Nach der Interviewreihe 2009 mit den „jungen Wilden“ widmet sich Myriam Stein in dieser Saison den „alten Hasen“ – Fahrer, die sich seit vielen Jahren für den Nürburgring, Rennautos und PS-Duelle begeistern und immer noch gerne die Herausforderung des „Rings“ annehmen.





Den Beginn machen die Fritzsche-Brüder aus Hückeswagen – mehrmalige VLN-Meister und in diesem Jahr wieder auf einem Opel Astra GTC für KISSLING-Motorsport in der VLN unterwegs. 
Myriam Stein: Wann saßen Sie zum ersten Mal in einem Rennauto? 
Die Fritzsches: 1978 sind wir zum ersten Mal Cup-Rennen gefahren, dort sind wir bis 1983 geblieben. Ab 1983 haben wir uns intensiv der Kurzstrecke gewidmet. 1990 sind wir dann in die Langstrecke gewechselt und das war dann direkt unser erstes Meisterjahr. Mit zwei Unterbrechungen (1995 und 1996) sind wir der VLN bis heute treu geblieben – also fast ein 20-jähriges Jubiläum. 
Myriam Stein: Wie funktioniert das „Zwillingdasein“ im Motorsport? 
Die Fritzsches: Bei uns ist das so, wie man es bei Zwillingen auch sonst kennt: Grundsätzlich sind wir verfeindet, aber nur kurzzeitig, danach ist es wieder die große Liebe. Bei uns passt es einfach, wir harmonieren sehr gut zusammen.
Gerade bei den Dingen, die wir uns teilen müssen, wie das Rennauto – das passt wie „der Deckel auf n Topf“. Wir sind total glücklich darüber, dass wir zusammen fahren können – das läuft bei uns wie bei Mann und Frau. Da stellt sich manchmal nur die Frage, wer ist der Mann und wer ist die Frau? 
Myriam Stein: Was ist Ihr Lieblingsstreckenabschnitt auf der Nordschleife als Fahrer und als Zuschauer? 
Jürgen Fritzsche: Ich fahre sehr gerne von der Hohen Acht runter Richtung Galgenkopf, aber auch die markante Zuschauerplätze Brünnchen und Pflanzgarten sind von mir immer wieder gerne gesehen. 
Heinz-Otto Fritzsche: Grundsätzlich kann ich meinem Bruder da beipflichten, aber die Abschnitte Schwedenkreuz und Aremberg sind tolle Herausforderungen für den Fahrer und das Auto. Gerade dort erkennt man den Charakter des Autos sehr gut – sowohl als Fahrer, als auch als Zuschauer. 
Die Fritzsches: Am schönsten ist es aber dort, wo die Opel-Fans stehen und wir sie von der Strecke aus ordentlich grüßen können und sie sich freuen, wenn endlich mal wieder ein Opel vorbeikommt. 
Myriam Stein: Was würden Sie am liebsten auf einem Fanplakat am Brünnchen lesen? 
Die Fritzsches: Wenn wir das Opel-Zeichen sehen oder KISSLING auf einem Plakat lesen, dann wissen wir schon, wer damit gemeint ist. Wir identifizieren uns mit dem Team und der Marke, weil wir schon jahrelang sehr gut zusammenarbeiten und versuchen dann, mit Lichthupe oder der Hand aus dem Fenster uns bei den Fans zu bedanken. 
Myriam Stein: Mit welchem dieser typischen Nordschleifendinge würden Sie gerne ein Rennen lang tauschen? 

  1. Curb am Wippermann


  1. Mauer an der Breidscheider Brücke


  1. Asphaltplatte im Karussell


Jürgen Fritzsche: Ich würde mit dem Curb am Wippermann tauschen, da ist sowieso ein Keil von mir drin. Der Zuschauer sieht immer gerne, wenn das Auto eine sichtbare Veränderung vollzieht – wie auch immer diese aussieht und das ist am Wippermann absolut gegeben. 
Myriam Stein: Was war der bisher größte Erfolg Ihrer Karriere? 
Die Fritzsches: Wir sind zwei alte Hasen, das ist ja bekannt. Wir sind zusammen neun Mal Meister geworden, da weiß man nicht so richtig, welchen Moment man besonders herausheben soll, wenn man auch noch die anderen Serien wie die DTM dazurechnet, bei denen wir gestartet sind.
Aber etwas ganz Eigenes ist der zweite Platz Gesamt beim 24h-Rennen für uns gewesen.
Generell bringt jedes Langstreckenrennen neue Herausforderungen mit sich, jedes Jahr ändert sich etwas, man muss immer weiter an sich arbeiten und nur dann kann man erfolgreich sein. 
Myriam Stein: Gibt es eine kleine Anekdote von den Fritzsches, die die ring1.de-Leser unbedingt lesen sollten? 
Die Fritzsches: Da können die Zuschauer, bzw. Leser, bestimmt mehr Geschichten erzählen als wir. Bei einem Rennen sind wir für unterschiedliche Teams gefahren und waren beide als Startfahrer eingeteilt. Da gab es dann einen Mitbewerber aus einer höheren Klasse, der in der Startaufstellung noch vor uns stand. Im Bereich des Streckenabschnitts Schwedenkreuz hat dann einer von uns beim Anbremsen den rechten Außenspiegel des Konkurrenten abgefahren und der anderen den linken Außenspiegel. Ab und an geht es auf der Strecke auch mal etwas härter zu. 
Es gibt da so viele Geschichtchen, die würden hier den Rahmen sprengen...
Im Endeffekt haben wir das Ziel immer vor Augen – wir möchten gewinnen und daraufhin arbeiten wir. Gerade deshalb ist jedes Rennen ein Highlight. Wenn wir am Ende des Jahres vorne stehen, dann können Sie uns die Frage nochmal stellen und wir erzählen den ring1.de-Lesern noch eine andere Geschichte. 
Myriam Stein: Wo soll es in dieser Saison für Sie hingehen? 
Die Fritzsches: Wenn wir ganz ehrlich sind: Platz 1. Wir brauchen da nicht um den heißen Brei zu reden, wir sind alt genug und streben den Titel an. Kissling hat uns ein tolles Auto hingestellt und alles andere liegt an uns. Wir arbeiten an der Sache und hoffen, dass es klappt. 
Myriam Stein: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Saison 2010. 
 
Die Fritzsche-Brüder beendeten die 58. ADAC-Westfalenfahrt auf dem 107. Platz Gesamt und als 16. in ihrer Klasse SP3. 
 
Interview: Myriam Stein
Fotos: Oliver Wegen und Markus Kampmann

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