Jedes Jahr aufs Neue stelle ich mir die Frage: Was ist das Besondere an diesem Rennen, auf dieser Strecke? Was fasziniert mich so? Die Fahrzeuge? Die Fahrer? Die Atmosphäre? Die Geschichte? Die Landschaft? Ich glaube, von jedem etwas. Es ist der Mythos. Der Mythos? Mythos Nürburgring.

Auch wenn an der Spitze des über 200 Fahrzeuge starken Feldes Werks- oder Semi-Werks-Teams mit ihren zum Teil deutlich über 500 PS starken Boliden der Klassen SP7, SP8, SP9, SP10 und E1-XP für einen optischen und akustischen Leckerbissen sorgen, das Rennen wäre nichts ohne die große Zahl der enthusiastischen Privatiers, die sich mitunter einen Satz Reifen vom Munde absparen, die in den übrigen Klassen für den Rahmen sorgen. Auch wenn 40 bis 50 Fahrzeuge um Positionen unter den ersten 20 kämpfen werden, in den einzelnen Klassen sind die Positionskämpfe nicht minder hart. Letztlich ist es egal, ob ein Fahrzeug 200 PS oder 550 PS hat. Wenn es im Grenzbereich bewegt wird, ist es in jedem Fall die hohe Schule des Rennfahrens. Zumal auf dieser Strecke.

Aber nicht nur die Fahrer und die Fahrzeuge machen das unverwechselbare Flair dieses einzigartigen Rennes aus. Auch die über 200.000 Zuschauer in den Wäldern rund um die Nürburg, von denen die ersten schon am Montag anreisen und eine Woche Urlaub an der Nordschleife machen, werden mit Camping- und Lagerfeuerromantik für die passende Stimmung sorgen. Egal wie das mitunter unberechenbare Eifel-Wetter auch kommt.

Die Wochenenden im Mai oder Juni können sonnig und warm sein, es kann aber auch ein trister November-Landregen mit Nebel an einem Frühjahrs-Wochenende in der Eifel niedergehen. Klamme Klamotten und Wasser im Zelt inklusive.

Aber wen schreckt das schon? Den Hardcore-Nordschleifen-Fan, der zehnmal im Jahr bei den Rennen der VLN hinter den Fangzäunen an den Hot-Spot-Zuschauer-Punkten an der Nordschleife steht, keinesfalls. Was uns nicht umbringt, macht uns nur noch härter. Die 24 Stunden rufen alljährlich im Mai oder Juni – und alle, die die Nordschleifenrennen lieben, kommen. Egal von woher. Egal wie weit die Anreise ist. Aus aller Herren Länder. Fahrer wie Zuschauer.

Aber all dies wäre nichts, wenn es diese weltweit einmalige Rennstrecke nicht geben würde. 20,832 km „Grüne Hölle“. In Kombination mit dem GP-Kurs in der VLN und beim 24-Stunden-Rennen rund 25 km Eifel-Landschaft pur. Einfach nur genießen – für Fahrer und Zuschauer. Wo gibt es das noch? Nirgends. 73 Kurven. Links, rechts, Gefälle und Anstiege. Enge Kehren, schnelle, flüssige Kurven und Hochgeschwindigkeitsabschnitte. Und vor allem Wald, Wald und nochmals Wald. Soweit das Auge reicht. Sage mal einer, die deutschen Mittelgebirgslandschaften seien langweilig. Kein Mickey-Mouse-Retortenkurs in einer öden Steppen- oder Wüstenlandschaft. Eines der letzten großen Abenteuer für Mann - und natürlich auch Frau. Auch wenn an manchen Autos auf den Parkplätzen Sticker kleben: „Lieber Nürburgring als Ehering.“. Sei es drum. Die holde Weiblichkeit sorgt längst auch am Volant von Rennwagen für Furore. Das Heck von Sabines Porsche haben schon viele gesehen. Die Nordschleife des Nürburgrings – die letzte ultimative Herausforderung für Mensch und Material im Automobil-Rennsport und die schönste und anspruchsvollste Rennstrecke der Welt.

Was ist besser: Le Mans oder Nürburgring? Die Frage stellt sich so nicht. Man kann das nicht 1:1 vergleichen. Andere Traditionen. Zum Teil andere Fahrzeuge. Jeder der beiden 24-Stunden-Marathons ist in seiner Kategorie die Nummer 1. Le Mans für die Prototypen (die GT-Wagen füllen dort nur das Feld) und der Nürburgring für die Tourenwagen und GT-Wagen.

Mythos. Was macht ihn auf dem Nürburgring aus? Die großen Rennschlachten der Auto Union- und Mercedes-Silberpfeile der Dreißiger Jahre? Die großen Namen der Grand Prix – Geschichte? Die Frontmotorkonstruktionen der Formel 1 der 50er Jahre? Die zigarrenförmigen Formel 1 der 60er Jahre, die an Kuppen abhoben und manchmal in der Hecke verschwanden? Die Keilform-Formel 1 der 70er und der Unfall des Niki Lauda? Die großen Langstreckenrennen mit GT-Wagen und Prototypen? Die bärenstarken Gr.5 der Deutschen Rennsportmeisterschaft? Die Rennen der DTM auf der Nordschleife, von denen noch heute beim Tourenwagen-Revival geschwärmt wird? Der Langstreckenpokal und die 24 Stunden? Alles. All das zusammen. Triumph und Tragödie. Geschichte und Moderne. Tradition und Fortschritt machen die Einzigartigkeit dieser Rennstrecke und des alljährlich wichtigsten Rennens auf dieser Strecke aus. Hier wird Motorsportgeschichte pur geschrieben – unverfälscht und unverwechselbar, Helden geboren und Legenden gestrickt. 6 Minuten und 11,13 Sekunden. Stefan Bellof 1983 im Porsche 956 Gr.C. Unsterblich. Eingebrannt in den Nordschleifenasphalt.

Und die Menschen rund um den Nürburgring? Die lieben „ihren Ring“. Auch wenn sie nicht zu jedem Rennen an den Ring gehen. Aber der Ring ist Teil ihres Lebens. Und sie lieben die „Verrückten“, die mehrmals im Jahr zu den Rennen pilgern oder an jedem Wochenende im Touristenverkehr auf der Nordschleife das Abenteuer Grüne Hölle wagen.

Und auch das sind die 24 Stunden: Die WIGE Media AG wird mit einem Großaufgebot die TV-Berichterstattung für SPORT1 und andere Fernsehstationen bereits ab Donnerstag sicherstellen. Weltweit könne Zuschauer das 24-Stunden-Rennen verfolgen. Auch das hat in den letzten Jahren zugenommen. Die Welt wird kleiner und ist längst am Ring angekommen.

Immer, wenn ich irgendwo in Deutschland vor mir ein Auto mit einem Nürburgring-Aufkleber sehe, denke ich jedesmal: Klasse, noch so ein „Verrückter“ (im positiven Sinne). In diesem Sinne auf ein Neues …

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