Zur Krönung einer Motorsportkarriere gehört zweifelsfrei die Teilnahme am härtesten Langstreckenrennen der Welt – dem 24h-Rennen auf dem Nürburgring und der Nordschleife. Mit
seiner ersten Teilnahme an diesem Rennen will Patrik Kaiser aus Schellenberg / Liechtenstein dem bislang guten Saisonverlauf die Kaiser-Krone verleihen.

Für Patrik Kaiser laufen die Vorbereitungen auf das 24h-Rennen schon seit Jahresbeginn. Auch wenn der Liechtensteiner regelmäßig an den Rennen der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) teilnimmt, so weiß er doch, dass der Saisonhöhepunkt seine ganze Kraft und Konzentration fordern wird. „Es ist nicht so, dass die VLN-Rennen nicht anstrengend wären, aber mit vier Fahrern zweimal rund um die Uhr zu rennen, ist schon eine andere Hausnummer“, erklärt Kaiser mit leuchtenden Augen. Kondition, Kraft, Fitness und Koordination hat er unter fachmännischer Anleitung trainiert. Und er fühlt sich topfit: „Schon das letzte VLN-Rennen, bei dem ich erstmals auf einem Porsche gefahren bin, hat mir gezeigt, dass ich gut in Form bin. Ich werde mein Training bis zum letzten Tag durchziehen, damit ich die Strapazen schadlos überstehe.“ Aber auch mental hat er sich auf die große Herausforderung vorbereitet. So fährt er nicht mehr mit dem selbst aufgebauten Druck, jede Runde seine eigene Bestzeit zu unterbieten und ständig auf Messers Schneide unterwegs zu sein, sondern der Spaß steht nun im Vordergrund. Kaiser erklärt: „Ich habe einen Zettel in meiner Helmtasche, den ich etwa zehn Minuten vor dem Start auspacke und lese. Dort steht die Devise, mit der ich ins Rennen gehe: Ernsthaft, zielstrebig - aber mit dem nötigen Spaß an der Sache. Das verinnerliche ich und kann so wesentlich entspannter ums Eck fahren. Damit ist auch die große Gefahr eines Unfalls gebannt.“
Trotz aller Entspannungsübungen verliert Kaiser sein Ziel nicht aus den Augen. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht dabei das unfallfreie Durchfahren über die 24 Stunden. Doch zuvor hat er sich ein Trainingsziel gesetzt, das er unbedingt verwirklichen will: „Die schnellsten 40 Autos im Feld bekommen ein blaues Blinklicht in die Frontscheibe. Das ist zum einen ein Prestigeobjekt, zum anderen hilft es ungemein, wenn man langsamere Fahrzeuge überrundet: Taucht das Blinklicht im Rückspiegel auf, fahren die Fahrer kleinerer Klassen sofort zur Seite. Überdies treten die 40 schnellsten Autos im letzten Qualifying im direkten Vergleich gegeneinander an – ein ausnahmsloses Spektakel, das für reichlich Spannung unter Teams und Zuschauern sorgt.“ Die Aussichten auf die „Wunderlampe“ sind wahrlich nicht die schlechtesten: Der von Raeder Motorsport vorbereitete und eingesetzte Audi TT RS hat wahrlich ausreichend Potential, um unter die ersten 40 des knapp 180 starken Teilnehmerfeldes zu fahren.
Schnelles Quartett trotzt starker Konkurrenz
Doch nicht nur der Wagen bietet fruchtbaren Boden für ein erfolgreiches 24h-Rennen – auch die Fahrer haben das Zeug dazu, am Ende weit vorne zu landen. Kaiser teilt sich das Cockpit mit Heinz Schmersal und „Tiger“ (Pseudonym) (beide Wuppertal) und Thomas Sluis (Schwelm). Sie alle liegen fahrerisch auf einem Niveau, nur weniger als zehn Sekunden liegen zwischen den Rundenzeiten der einzelnen Piloten – das haben die drei Rennen der VLN deutlich bewiesen. Die Vier haben bereits einen Plan ausgetüftelt, der ebenfalls ein Bestandteil des Erfolges ist: Maximal neun Runden können die Piloten am Stück drehen, dann muss die Box angesteuert werden, um zu tanken. Nur mit konstanter Fahrweise, stabiler Technik und einer ausgeglichenen Fahrerpaarung hat Kaiser die Chance, am Ende in der Klassenwertung auf dem Podest zu stehen. Denn – die Konkurrenz ist groß und stark und wird den Vieren nicht den Hauch einer Chance lassen, das Zepter in die Hand zu nehmen.
Bei der Frage nach dem Wetter, das den Ausgang eines 24h-Rennens maßgeblich beeinflussen kann, sitzt Kaiser sprichwörtlich zwischen den Stühlen. Zum einen wünscht er sich Nässe, denn: „Mit dem frontgetriebenen Audi sind wir bei nassen oder feuchten Bedingungen deutlich besser dran als die Fraktion der heckgetriebenen Boliden. Andererseits ist die Nordschleife bei Nässe ein tatsächlich gefährliches Pflaster und so lässt sich bei Trockenheit deutlich entspannter und mit wesentlich mehr Spaß fahren.“ Aber Kaiser ist sich ohnehin bewusst, dass die Eifel ihr eigenes Wetter hat. Während im Rest der Republik die Sonne scheint, kann es am Ring regnen, hageln oder gar schneien – selbstverständlich auch umgekehrt. Selbst an der gut 25 Kilometer langen Rennstrecke kann es an einer Stelle pulvertrocken sein, während der andere Streckenabschnitt im Regen versinkt.
Was treibt Kaiser an, sich diesen Strapazen zu stellen? „Es ist die Faszination aus Strecke, Konkurrenz, Zuschauer und Herausforderung, die mich teilnehmen lässt. Ich habe mich gezielt auf den Saisonhöhepunkt vorbereitet und versucht, schon im Vorfeld alle Unwegsamkeiten auszuschalten. So habe ich mir eine spezielle Brille anfertigen lassen, die ich bei der Nachfahrt tragen werde.“ Apropos Nacht: Vor ihr hat Kaiser größten Respekt, denn dann ist die Strecke nicht mehr die gleiche wie beim Tageslicht. Auch das Fahrerfeld wird dann anders: Müdigkeit überkommt die Piloten, Fahrfehler häufen sich und nicht selten endet das Spektakel noch vor Sonnenaufgang.
Zum Schluss erklärt er: „Während der gesamten Vorbereitung, die sehr viel Zeit in Anspruch genommen hat, hat mir meine Frau den Rücken gestärkt. Sie unterstützt mich, fiebert mit mir und hat größten Respekt vor dem, was ich tue. Gerade weil sie weiß, wie hoch der Anspruch auf der Nordschleife ist, hat sie auch immer Angst um mich und ist froh, wenn ich meinen Stint ohne Blessuren hinter mich gebracht habe.“

Fotos: Redaktionsbüro Uwe Meuren

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