Audi, BMW, Porsche und Mercedes-Benz stellen die Top-Favoriten. Nach Sieg und Spitzenplätzen müssen die BMW-Teams mit der Favoritenrolle leben. Michael Bartels: „Nicht jedes Team hat bislang seine volle Leistungsfähigkeit gezeigt.“

Kartenspiele scheinen eine Lieblingsbeschäftigung der Nordschleifenspezialisten – das hat beim 24h-Rennen schon Tradition. Zum einen schieben sich Teams und Fahrer gerne gegenseitig den Schwarzen Peter der Favoritenrolle zu. Denn in das härteste Rennen des Jahres will jeder als Jäger, nicht als Gejagter gehen. Ebenso populär: Poker – denn die undurchdringliche Miene des Profizockers braucht man schon, wenn man die volle Leistungsfähigkeit möglichst lange verborgen halten will. Dennoch: Die Stärken und Schwächen der wichtigsten Fahrzeuge im Feld lassen sich abschätzen. Insbesondere dann, wenn man die Piloten der anderen Marken im Wettbewerb befragt.
Vorläufige Favoritenrolle: BMW
Die vorläufige Favoritenrolle nimmt beim 24h-Rennen in diesem Jahr BMW ein. Das Schubert-Team holte beim Auftakt der VLN Langstreckenmeisterschaft mit dem Z4 GT3 den Gesamtsieg, beim zweiten Lauf der Serie, die mit den gleichen Fahrzeugen ausgefahren wird wie das 24h-Rennen, belegte es den zweiten und dritten Platz. Zuvor hatte das aus der GT1 -Weltmeisterschaft zur VLN angereiste BMW Team Vita4One die Pole Position geholt. „Die BMW haben gerade bei wechselhaften Verhältnissen deutliche Vorteile – die gehen um die Ecken wie auf Schienen“, fasst Porsche-Werkspilot Marc Lieb die Performance der GT3-Renner aus Bayern zusammen. Und auch die eigenen Piloten sind überzeugt: „Wir haben über den Winter sehr viel Entwicklungsarbeit geleistet, und haben jetzt ein richtig tolles Auto“, berichtet Nordschleifen-Routinier Uwe Alzen, „der Z4 macht mir wahnsinnig viel Spaß.“ Und rasch fügt er hinzu: „Auch die Konkurrenten sind absolut nicht zu unterschätzen.“ Auch Schubert-Pilotin Claudia Hürtgen verweist auf die wechselhaften Wetterbedingungen bei den ersten beiden VLN-Läufen. Mit Blick auf den ständigen Wechsel von Nässe und Trockenheit auf den fast 25 Kilometern jeder Runde erklärt sie: „Bei diesen Bedingungen waren wir mit Slicks perfekt unterwegs. Der Z4 zeichnet sich durch gute Leistungen bei dieser Witterung aus und hat Vorteile bei der Kurvengeschwindigkeit. Dafür haben wir auf der Geraden gegenüber den Konkurrenten Nachteile – auf der langen Gerade der Döttinger Höhe verhungert man fast.“
Porsche: Favoriten aus Tradition
Ständiger Favorit beim 24h-Rennen ist und bleibt die Porsche-Fraktion, bei der sich bislang der 911 GT3 R als Klassenbester erwies. Schon die Vielzahl erfahrener und bestens aussortierter Teams macht den „Neunelfer“ einmal mehr zum Siegkandidaten. Falken Motorsports holte die Pole beim VLN-Auftakt, Timbulli Racing schloss am gleichen Wochenende als Zweitplatzierter ab. Beim zweiten VLN-Lauf siegten Jochen Krumbach und Marc Lieb im Manthey-91 1 GT3 R. Marc Basseng, der für Phoenix Racing im Audi R8 LMS ins Volant greift, vergleicht: „Von der Performance her sind wir im R8 mit Porsche und BMW auf Augenhöhe. Aber zumindest die Porsche haben einen Topspeed-Vorteil auf der Döttinger Höhe. Dort ziehen die uns so weit davon, dass man anschlie-ßend auf der Nordschleife keine Chance mehr hat, sich wieder heranzufahren.“ Das Kompliment kommt aus der Porsche-Fraktion prompt retour: „Bis man auf der Döttinger Höhe ankommt, sind die schon so weit vorne, dass man nicht rankommt“, beschreibt Porsche-Pilot Marc Lieb seine Sicht der Kräfteverhältnisse. „Unsere Vorteile sind der Topspeed und der Spritverbrauch: Der 911 hat eine Vier-Liter-Maschine mit sechs Zylindern – das ist die kleinste Motorisierung unter den Top-Autos.“ Für Falken Motor¬sports ist Ex-DTM-Pilot Peter Dumbreck im Porsche 911 unterwegs – ein Team, das mit der Pole beim VLN-Auftakt aufhorchen ließ. „Mit unserem Speed im Qualifying sind wir wirklich zufrieden“, sagt er mit britischem Understatement. „Es ist schön zu wissen, dass wir in der Spitzengruppe mithalten können. Aber im Rennen scheint uns doch noch etwas der Speed auf die BMW zu fehlen. Das gibt uns zurzeit noch zu denken.“
Audi: Nur der Gesamtsieg fehlt noch
Zwei Mal hintereinander beendete Audi das 24h-Rennen in den vergangenen Jahren mit einem Podiumsplatz. Beide Male war es die Phoenix-Mannschaft, die den R8 LMS als drittplatziertes Fahrzeug über die Ziellinie brachte. Marc Basseng schildert die Ziele: „Wir treten im vierten Jahr mit einem Werkseinsatz an, und natürliche geht es uns um den Gesamtsieg. Aber unsere Chancen sehe ich eher etwas skeptisch. Gegenüber BMW scheinen wir eher einen leichten Topspeed-Vorteil zu haben, aber der Z4 ist im Kurven geschlängel der Nordschleife dafür sehr schnell.“ Als Altmeister greift für die Ingolstädter der DTM-Champion von 1991 im R8 des Raeder-Teams ins Volant: Frank Biela. „Unser Ziel ist natürlich der Sieg, aber das wollen auch zehn bis 15 andere Teams“, lacht der gebürtige Neusser. „Das kann man nicht planen – man kann sich nur sehr sehr gut vorbereiten, und dann bleiben immer noch genügend Fragezeichen übrig.“ Für das 24h- Rennen plant Audi, die Klingen noch einmal zu schärfen: Der R8 LMS ultra soll gegen-über dem Vorgänger noch mal einige Vorteile haben – etwa in Sachen Aerodynamik und beim Spritverbrauch. Doch Biela mahnt zur Vorsicht bei den Prognosen und beschreibt: „Uns läuft in der Vorbereitung ein wenig die Zeit davon, weil wir erst zum dritten Lauf den R8 LMS ultra bekommen. Uns Fahrern bleiben dann noch acht oder zehn Runden, um uns an das Auto zu gewöhnen, und dann kommen schon die 24h.“
Mercedes AMG: Vornehme Zurückhaltung
Black Falcon, ROWE, Heico: Das sind die Top-Teams mit Stern auf der Motorhaube in diesem Jahr. Zum Saisonbeginn lagen die Kunden der schwäbischen Union aus Mercedes und AMG vorerst noch etwas zurück: Platz sechs für Black Falcon beim Saisonauftakt und Platz sieben für ROWE beim zweiten Lauf sprangen bislang heraus. Doch die AMG-Abgesandten Thomas Jäger (ROWE) und Altmeister Bernd Schneider (Heico) unterstützen diese Einsätze. Und wer den Ehrgeiz dieser rennerfahrenen Piloten und die Tradition der schwäbischen Marke kennt, der weiß: Die Mercedes-Benz SLS AMG GT3 treten nicht an, um hinterher zu fahren. „Wir haben mit dem SLS ein gutes Auto für das 24h-Rennen“, weiß Heico-Pilot Pierre Kaffer. „Klar gehören wir zum Kreis der Favoriten – genau so wie die Top-Teams von Audi, BMW und Porsche. Ich glaube, das wird auch in diesem Jahr wieder mehr ein Sprintrennen. Es sind sehr, sehr viele starke Autos und Teams am Start.“ Und auch die Konkurrenten zollen Respekt: „Als Fahrer hat man natürlich einen direkten Blick auf die Performance der Konkurrenten – das ist sehr interessant zu sehen, wer wo seine Stärken und Schwächen hat“, sagt Claudia Hürtgen. „Da gibt es Passagen, wo ich die Gegner nicht halten kann, anderswo ziehe ich vorbei. Audi, BMW und Porsche sind in diesem Jahr sehr stark – und Mercedes darf man nicht vergessen.“ Und wer weiß: Vielleicht liegt es einfach nur daran, dass man es in Schwaben besonders gut versteht, ein Pokerface aufzusetzen. Michael Bartels, Teamchef des BMW TeamVita4One, analysiert: „Beim 24h-Rennen gehören sicherlich 30 Autos zum Favoritenkreis. Beim zweiten VLN-Lauf hat noch nicht jeder seine volle Leistungsfähigkeit gezeigt, da bin ich sicher. “

Foto: ADAC Nordrhein Sportpresse

bilsteinLogoBaumannLogistik 01maxicardmbsteichmann 01weiss

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.