Platzhirsche auf der Nordschleife: Audi, BMW, Mercedes-Benz und Porsche. Spektakuläre GT3-Projekte versprechen Marken- und Modellvielfalt. Kombination aus Fahrern, Fahrzeug und Team ist das Erfolgsgeheimnis. Wer beim ersten Lauf zur VLN Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring an der Strecke war, der staunte über die Entwicklung, die das Starterfeld über den Winter erneut gemacht hat: Evolutionsstufen bekannter Fahrzeuge und bis dato unbekannte Modelle, frisch organisierte Teams und arrivierte Platzhirsche gaben sich da ein Stelldichein. Eines ist nach diesem ersten Nordschleifenwochenende sicher: Die Langstreckensaison in der Eifel wird noch abwechslungsreicher und hochkarätiger. Möglich macht es das technische Reglement, das sich VLN und ADAC Zurich 24h-Rennen teilen – es erlaubt in den Top-Klassen nicht nur die spektakulären GT3-Fahrzeuge, sondern auch Sonderzulassungen, deren Leistung über ein fein abgestuftes Regelwerk (die „Balance of Performance“) in den Kreis der Konkurrenten einsortiert wird.

Eine kleine Umfrage unter Teamchefs und Piloten ergibt zu Saisonbeginn ein klares Bild: An der Spitze des Starterfeldes finden sich zwei Gruppen von Teams, die um die Vorherrschaft fighten. Newcomer fighten gegen die perfekt aussortierten Teams, die für Werksengagements oder zumindest werksnahe Einsätze stehen. So wird BMW, die im vergangenen Jahr Platz zwei holten, diesmal mit dem überarbeiteten Z4 und der höchst routinierten Truppe des Schubert-Teams antreten. Teammanager Stefan Wendel beschreibt: „Wir sind in diesem Jahr zum ersten Mal offizielles BMW-Werksteam. Das ist super – und eine ganz andere Konstellation als in der Vergangenheit. Da konnten wir fallweise zwar auf Werksfahrer zurückgreifen, doch nun genießen wir eine noch intensivere Unterstützung aus München.“ Audi setzt mit Phoenix auf eine Mannschaft aus der Eifel, die den überarbeiteten Audi R8 LMS ultra an den Start bringt. „Der R8 ultra ist eine Weiterentwicklung unseres bisherigen Einsatzfahrzeugs“, erklärt Teamchef Ernst Moser. „Im Motorenbereich sind wir durch die Vorgaben der Balance of Performance eingeschränkt, deshalb verlagert sich die Entwicklung in andere Bereiche. Gegenüber 2011 gibt es Verbesserungen insbesondere in der Aerodynamik und im Bereich der Vorderräder.“ Durch eine überarbeitete Motorelektronik konnte das Team zudem die Energieeffizienz um fünf bis sieben Prozent steigern: „Auf der Nordschleife ist dies Gold wert, weil es Leistungsreserven schafft oder sogar einen längeren Stint ermöglicht“, berichtet Moser. Natürlich: Zum Kreis der etablierten Top-Teams gehört einmal mehr auch Olaf Manthey mit seinen bestens vorbereiteten Porsche oder die Top-Teams mit Mercedes-Benz SLS AMG: Black Falcon etwa, die sowohl im Training als auch im Rennen beim VLN-Auftakt das schnellste Team mit Stern auf der Motorhaube waren.
McLaren, Ford GT, Tuning-Ferrari P4/5: Atemberaubende Projekte
Die „Newcomer“ sind 2012 auf der Nordschleife nicht zu unterschätzen – denn hinter vielen Einsätzen stehen exzellent aussortierte Teams. Falken Motorsport etwa machte im Winter einen großen Schritt nach vorne, holte beim VLN-Auftakt die Pole Position und meldete damit seine Ambitionen an. Im Rennen konnte mit Timbulli Racing eine weitere Porsche-Mannschaft auf sich aufmerksam machen. Das in diesem Jahr neu formierte Team vereinigt den Rennsporteinsatz mit einem lobenswerten sozialen Engagement – und greift auf ausgewiesene Nordschleifen-Asse zurück. Marc Hennerici erreichte im 911 GT3 R als Zweitplatzierter das Ziel. Ein anderes Beispiel ist der P4/5 Competizione M. Der überaus sehenswerte Tuning-Ferrari kann über das Reglement der Ausnahmeklasse E1XP teilnehmen. Rang 13 sprang beim VLN-Saisonauftakt für das prominente Team um die italienischen Rennprofis Nicola Larini und Fabrizio Giovanardi heraus: In ihrem zweiten Nordschleifenjahr scheint auch dieses Projekt einen weiteren Schritt nach vorne gemacht zu haben. Der Ford GT von Jürgen Alzen ist ein weiteres Beispiel: Hier wird ein spektakuläres Fahrzeug von einer bestens mit der Nordschleife vertrauten Mannschaft an den Start gebracht. In seiner Klasse der GT3-Renner ist außerdem einer der wohl interessantesten Neuzugänge zu verzeichnen: Dörr Motorsport setzt in diesem Jahr auf zwei McLaren MP4. Das Team ist in der Szene schon lange etabliert, will nun aber einen Schritt nach vorne machen. „Unser Ziel ist, im ersten Anlauf die Top 10 zu erreichen. Das haben wir in der Vergangenheit ja mit BMW-Modellen bereits geschafft“, so Teamchef Rainer Dörr, der für das Projekt ab diesem Jahr erstmals festangestellte Teammitglieder beschäftigt. „Der Umstieg auf den MP4 ist natürlich mit viel Arbeit verbunden. Doch die Technik macht uns keine Angst. Wir sind als offizieller McLaren-Händler gut mit dem Werk verbunden, das uns ein wirklich guter Partner ist. Ohne Ingenieursleistung von Werksseite kann man beim 24h-Rennen an der Spitze kaum mithalten.“
Phoenix-Teamchef Ernst Moser: „Neulinge werden es immer schwer haben“
Egal ob arriviertes Team oder neues Projekt – eines scheint der „Generation Nordschleife 2012“ gemeinsam zu sein: Schlecht vorbereitete Projekte gibt es nicht mehr in der Spitzengruppe. „Die GT3-Klasse wird extrem gut besetzt sein“, wirft Rainer Dörr einen Blick auf die 24h, sieht die Favoritenrolle aber dennoch bei den etablierten Konkurrenten. „BWM macht einen sehr sehr guten Eindruck: Schubert ist gut aussortiert, der Z4 hat zwei Jahre Entwicklung hinter sich. Porsche darf man auf der Nordschleife nie vergessen wenn es um die Favoriten geht. Und Audi wird alles daran setzen, endlich die 24h zu gewinnen.“ Dass für die Favoritenrolle allerdings nicht der Name ausschlaggebend ist, sondern andere Faktoren, weiß Phonix-Teamchef Moser: „Wer beim 24h-Rennen erfolgreich sein will, der muss in allen Bereichen perfekt aussortiert sein“, fasst er zusammen. „Das Fahrzeug muss schnell und standfest sein, und die Fahrer müssen das auf dieser besonderen Strecke umsetzen können. Das Einsatzteam muss über Erfahrung und Strukturen verfügen, die dafür das richtige Umfeld schafft: Das ist ein Know-how, das man sich über Jahre erarbeiten muss. Neulinge werden es hier immer schwer haben – und das ist ja auch gut so.“

Fotos: ADAC Nordrhein Sportpresse

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