Eine lange Saison in der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring liegt hinter den Aktiven, den Rennställen, den Veranstaltern und den Zuschauern. Eine lange spannende Saison, die wieder einmal Automobil-Rennsport mit Tourenwagen und GT-Wagen (fast) aller Gruppen und Klassen vom Feinsten bot. Zehn Langstreckenrennen in der VLN, zweimal 6 Stunden und achtmal 4 Stunden. Dazu, außerhalb der Langstreckenmeisterschaft, das 24-Stunden-Rennen vom Nürburgring – das weltweit wichtigste Langstreckenrennen für Tourenwagen und GT-Wagen. Die viereinhalb Monate lange Winterpause bietet die Gelegenheit diese Renn-Saison auf der Nürburgring-Nordschleife – der schönsten und anspruchsvollsten Rennstrecke der Welt – noch einmal in all ihren Facetten Revue passieren zu lassen und bereits einen ersten Blick voraus auf die VLN-Saison 2012 zu werfen. (Teil 1: Die erste Hälfte der Saison)

Seit 1970 fahren Tourenwagen und GT-Wagen das 24-Stunden-Rennen vom Nürburgring. Seit 1977 fahren sie eine komplette Langstrecken-Renn-Saison. Was einst als Langstreckenpokal begann, ist heute unter dem Namen VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring längst eine Institution. Seit mehr als zehn Jahren befindet sich diese Rennserie in einem stetigen Aufwind. Hat sich im internationalen Automobil-Rennsport etabliert. Profi-Fahrer, professionelle Rennställe, mehr oder weniger werksseitig engagierte Automobilhersteller bestimmen mittlerweile das Geschehen an der Spitze der Langstreckenrennen auf der Nordschleife. Aus einer reinen Breitensportserie ist eine Kombination aus Breiten- und Spitzensport geworden.
Bei jedem der zehn Saisonrennen der VLN stehen zwischen 160 und 210 Rennwagen am Start. Die lange Rundenlänge am „Ring“ macht es möglich. Von seriennahen Tourenwagen mit hubraumkleinen Saugmotoren und etwa 150 PS bis zu den Boliden der Meisterschaft – Tourenwagen und GT-Wagen mit Turbomotoren oder großvolumigen Saugmotoren mit teilweise deutlich mehr als 500 PS. Würden die Schnellsten der Schnellen nicht durch das technische Reglement eingebremst werden, würden sie sich wie noch vor einigen Jahren mit 800 und mehr PS und bis zu 1000 Nm gegen den Nordschleifenasphalt stemmen.
Eingeteilt in vier Gruppen: VLN-Serienwagen, VLN-Cup-Fahrzeuge, VLN-Specials und Gr.H. Diese Gruppen jeweils in diverse Klassen unterteilt, i.d.R. Hubraumklassen. Teilweise getrennt nach Turbo- und Saugmotoren. Separate Klassen für alternative Antriebskonzepte. So gliedert sich das Teilnehmerfeld der VLN. Gestartet wird „fliegend“ („Indianapolis-Start“) in drei Startgruppen. In der ersten Startgruppe die Boliden der VLN: VLN-Specials der Klassen SP7 (bis 4 Liter), SP8 (bis 6250 cm³), SP8T (Turbomotore bis 4 Liter), SP9 (FIA-Klasse GT3), SP10 (SRO-Klasse GT4) und E1-XP (Sonderfahrzeuge). Wagen der FIA-Klasse GT2 fahren in der SP7, SP8 und E1-XP.
Während die Boliden um die Gesamtsiege in den einzelnen Rennen um Gesamtsiege fahren, fahren die Wagen aus den teilnehmerstarken Klassen unterhalb der „Top-Klassen“ um die Meisterschaft. Das sportliche Reglement der VLN sorgt dafür. Je mehr Teilnehmer in einer Klasse, umso mehr Punkte sind zu vergeben.
Da sich die Aerodynamik, die Kraftübertragungen und die Fahrwerke von Rennwagen ständig weiterentwickeln, mußten vor einigen Jahren die Reglementmacher handeln und der VLN ein technisches Reglement geben, daß es möglich macht, über verschiedene Regelmechanismen die Motor- und Fahrleistungen der Spitzenfahrzeuge immer auf einem bestimmten Niveau zu halten.
Verschiedene internationale Rennserien führten vor einigen Jahren sogenannte BoP- („Balance of Peformance“) Reglements, also Leistungsausgleichsreglements, ein. Die VLN erhielt 2009 ihr BoP-Reglement. Idealfahrzeug ist ein Rennwagen, mit einem 4 Liter großen Saugmotor, einem Gewicht von 1250 kg, etwa 500 PS und einer Reichweite von acht Runden auf der VLN-Streckenvariante. Das sind die angenommenen Richtwerte, um die herum alle anderen Spitzenfahrzeuge eingruppiert werden. Um den Zuschauern optimalen Sport zu bieten, wird die Fahrzeug-„Performance“ angeglichen. Idealerweise wären alle Spitzenfahrzeuge über eine Runde im Renntempo nahezu gleich schnell. Idealerweise fahren sie alle acht Runden, bevor sie zum Tanken abbiegen. Und idealerweise benötigen sie alle die gleiche Zeit zum Nachtanken. Idealerweise.
Angestrebt werden auf der VLN-Streckenvariante von 24,369 km Rundenzeiten der Spitzenfahrzeuge von etwa 8 Minuten und 30 Sekunden. Das entspricht einem Rundenschnitt von etwa 165 km/h. Auch eine Frage der Sicherheit. Die Nordschleife ist eine Naturrennstrecke. Die modernen Sicherheitsstandards für Rennstrecken können nicht in dem Maße umgesetzt werden. Sicherheit auf der Nordschleife definiert sich somit auch über die Rundenzeiten. Idealerweise.
Im Zeittraining zum Saisonfinale der VLN 2011 fuhr der gelb-grüne Porsche 911 GT3 R FIA-Klasse GT3 des Rennstalles Manthey Racing mit Lucas Luhr und Marc Lieb eine Rundenzeit von 8 Minuten und 4,471 Sekunden. Rundenschnitt 181,081 km/h. Um diese Rundenzeit zu fahren, hätte man vor einigen Jahren noch deutlich mehr Motorleistung benötigt.
Sicherheit hin. BoP her. Eine solche Rundenzeit auf dieser Strecke zu fahren ist definitiv der Erwähnung wert und verdient allerhöchsten Respekt vor Fahrern, Ingenieuren, Mechanikern, dem gesamten Team. Motorsport lebt traditionell von technischer Entwicklung und nicht von Stillstand.
Die „Dickschiffe“ der Nordschleife
Die gesamtsiegfähigen Fahrzeuge der VLN kommen aus den Klassen SP7, SP8, SP9, E1-XP und teilweise auch SP8T und SP10. Seit 2009 gilt in der VLN ein sogenanntes BoP- („Balance of Performance“) Reglement. Ziel ist es, die durch unterschiedlichste Motorenkonzepte unterschiedlichen Motorleistungen so anzugleichen, daß sich die Fahrleistungen der „Top“-Fahrzeuge auf der Nürburgring-Nordschleife annähernd auf einem Niveau bewegen. Das soll Chancengleichheit für die Teilnehmer und spannende Rennen für die Zuschauer garantieren. Diesen Einstufungskriterien unterliegen auch die VLN-Cup-Fahrzeuge der Klasse Cup2 (Cup-Porsche). Vor jedem der zehn VLN-Rennen werden durch die VLN Angleichungen der Fahrzeuge vorgenommen. Praktisch erfolgt diese Angleichung durch die Mindestgewichte, den Einsatz von Luftmengenbegrenzern zur Reduzierung der Ansaugluft und damit der Leistung und durch die Größe der Kraftstofftanks. Die Konzeptunterschiede (Limousinen, Coupés und Roadster, Front-, Mittel- und Heckmotor, Front-, Heck und Allradantrieb, unterschiedliche Zylinderzahlen, freisaugend oder aufgeladen) der stärksten Fahrzeuge im Feld in Einklang zu bringen ist kein leichtes Unterfangen. Das ist in etwa mit der Quadratur des Kreises gleichzusetzen.
Wenn dabei Kritik angebracht ist, dann weniger an der Art der Umsetzung – die in der VLN als gut angesehen werden kann - als vielmehr grundsätzlich an BoP-Reglements in allen Rennserien, in denen sie zur Anwendung kommen. Motorsport soll technische Entwicklungen voranbringen und nicht einbremsen. Das ist aber wie gesagt, eine grundsätzliche Diskussion, die beileibe nicht nur die VLN betrifft.
Die Motorleistungen der Top-Klassen liegen gemäß BoP-Einstufung je nach Meßverfahren zwischen 420 und 530 PS (auf dem Motor-Prüfstand) bzw. zwischen 440 und 580 PS (auf dem Rollen-Prüfstand). Bei Mindestgewichten zwischen 1150 kg und 1440 kg ergeben sich als bei Sport- und Rennwagen gut geeigneter Vergleichsmaßstab Leistungsgewichte zwischen 2,4 und 2,7 kg/PS. (Zum Vergleich: Die aktuellen DTM-Fahrzeuge haben ein Leistungsgewicht von 2,2 kg/PS und die Fahrzeuge der GT1-WM etwa 2,0 kg/PS. Also nur marginale Unterschiede zwischen diesen Klassen.)
Das BoP-Reglement und der Trend der Hersteller, für die FIA-Klasse GT3 Kundensportprogramme aufzulegen und Rennwagen „von der Stange“ für den Einsatz in verschiedenen internationalen Rennserien für GT-Wagen anzubieten, haben die VLN-Specials-Klasse SP9 (FIA-Klasse GT3) in den Mittelpunkt im Rennsport mit GT-Wagen gerückt.
Die Fahrzeuge der Klasse SP9 ergeben sich aus der Homologationsliste der FIA-Klasse GT3 (Cup-GT-Wagen). In der VLN kamen in dieser Saison zum Einsatz: Audi R8 LMS, BMW Z4 GT3, Lamborghini LP600 GT3, Mercedes SLS AMG GT3, Porsche 911 GT3 Cup S und Porsche 911 GT3 R. In der Klasse SP10 ergeben sich die teilnehmenden Fahrzeuge aus der Homologationsliste der SRO-Klasse GT4 (Serien-GT-Wagen). Im Saisonverlauf in der VLN am Start: Aston Martin Vantage V8/N24 GT4, BMW M3 GT4, Ginetta G50 und Nissan 370 Z GT4.
Von den durch den DMSB in der Klasse E1-XP zugelassenen Fahrzeugen waren in dieser Saison BMW M3 GT, N.Technology P4/5 Competizione und Porsche 911 GT3R Hybrid am Start. Zu den Startern in der Klasse SP7 (bis 4 Liter) zählen neben dem „Klassiker“ der SP7, dem Porsche 911 GT3 RSR die diversen Varianten des Porsche 911 GT3 / Cup, der Artega GT, der BMW Z4 und das Hyundai Genesis Coupé. In der Klasse SP8 (bis 6250 cm³) am Start: Aston Martin V12 Zagato, BMW 840i, Ferrari F458 Italia, GM Corvette C6R, Lexus ISF, Lexus LF-A, Nissan 370 Z. Die Klasse SP8T (Turbos bis 4 Liter) sah Audi RS4, Nissan GT-R und VW Golf GT24 am Start.
In den Klassen SP7, SP8 und E1-XP am Start: Fahrzeuge der FIA-Klasse GT2 (GT-Wagen) wie der BMW M3 GT, der Ferrari F458 Italia und der von Manthey Racing reaktivierte Porsche 911 GT3 RSR. Hierbei handelt es sich um die derzeit kompromißlosesten Rennfahrzeuge im Starterfeld der VLN.
Die schnellsten der Schnellen fahren auf der 24,369 km langen VLN-Streckenvariante – der Kombination aus Nordschleife und Kurzanbindung der GP-Strecke - Rundenzeiten im Zeitfenster zwischen 8 Minuten und 10 Sekunden und 8 Minuten und 30 Sekunden je nach Witterungs- und Fahrbahnverhältnissen und Asphalttemperaturen. In der SP10 (SRO-Klasse GT4) umrunden die Schnellsten die VLN-Streckenvariante mit Rundenzeiten von etwa 8 Minuten und 55 Sekunden.
Die Nürburgring-Nordschleife – Die „Grüne Hölle“
Das was einst der dreifache Formel 1 – Weltmeister Jackie Stewart als „Grüne Hölle“ bezeichnete ist ein weltweit einzigartiges Asphaltband, daß sich über eine Distanz von 20,832 km durch eine der schönsten deutschen Mittelgebirgslandschaften schlängelt. Eine Naturrennstrecke. Rennfahren pur. Rennfahren für Puristen. Der Topographie des Geländes folgend ergeben sich daraus 73 Kurven, davon 33 Links- und 40 Rechtskurven. Maximal 17 Prozent Steigung und maximal 11 Prozent Gefälle. 620 m über NN bei Start und Ziel und 320 m über NN in Breidscheid. Höhenunterschied 300 Meter. 1983 im Training zu einem Lauf zur damaligen Prototypen-WM fuhr die deutsche Formel 1 – Hoffnung Stefan Bellof im Porsche 956, einem geschlossenen Prototypen der Gr.C, eine Rundenzeit von 6 Minuten und 11,13 Sekunden. Unsterblich für die Ewigkeit. Eingebrannt in den Nordschleifenasphalt. Rundenschnitt 202,073 km/h. Stefan Bellof übertraf damit den schnellsten Rundenschnitt der Formel 1 – vom späteren dreifachen Formel 1 - Weltmeister Niki Lauda im Ferrari 1975 im Training und schon 1974 bei Testfahrten gefahren – um rund 6 km/h. Mit dem Neubau und der Eröffnung der Grand-Prix-Strecke 1984 wurden Prototypen und Formel-Wagen von der Nordschleife verbannt.
Auf der Nordschleife fahren seither Tourenwagen und GT-Wagen in den Nordschleifen-Rennserien um Gesamt- und Klassensiege. Von den Gleichmäßigkeitsprüfungen Nürburgring Nordschleife (GLP) über die Rundstrecken-Challenge Nürburgring (RCN) bis zu den Langstreckenrennen der VLN und dem 24-Stunden-Rennen.
Die VLN fährt eine Kombination aus Nordschleife und Grand-Prix-Strecke mit einer Rundenlänge von 24,369 km. Die Streckenvariante des, nicht zur VLN zählenden, 24-Stunden-Rennens ist einen Kilometer länger – die Grand-Prix-Strecke wird komplett mit einbezogen. Rundenlänge 25,378 km.
Die erste Hälfte der Saison
Eine Saison in der VLN teilt sich gewissermaßen in „die Hälfte vor den 24 Stunden und die Hälfte danach“. Üblicherweise wird die erste Saisonhälfte von Teams genutzt, die sich explizit auf den Kampf um den Gesamtsieg bei den 24 Stunden vorbereiten. Einige der Protagonisten sieht man in den verbleibenden Rennen nach den 24 Stunden dann leider nicht mehr. Allerdings betrifft dies nur einige der Boliden an der Spitze des Feldes. Die Masse des Teilnehmerfeldes ist immer am Start, unabhängig vom 24-Stunden-Rennen. Das ist noch Breitensport pur.
Die Saison 2011 wurde am 26. März mit den Probe- und Einstellfahrten sowie einer öffentlichen Pressekonferenz mit Fahrzeugpräsentation vor mehr als 500 Zuschauern im Boulevard eröffnet.
Mit Premieren und Sonne in den Eifel-Frühling
Eine Woche später am 2. April der erste Saisonlauf – die 58. ADAC Westfalenfahrt des ADAC Westfalen e.V.. Ein 4-Stunden-Rennen, veranstaltet vom ADAC Westfalen e.V.. Aber vor allem ein äußerst attraktives Auftaktrennen. Mit dem Team Kremer Racing kehrt einer der traditionsreichsten deutschen Rennställe auf die Rennstrecke zurück. Auch der frühere Formel 1 – und DTM-Fahrer Nicola Larini gab mit dem P4/5 Competizione, einem GT-Wagen in der Optik eines geschlossenen Prototypen, eingesetzt in der VLN-Specials-Klasse E1-XP von der Scuderia Cameron Glickenhaus, ein Comeback auf dem Nürburgring. Mit Larini teilten sich das Cockpit der frühere Formel 1 – Fahrer Mika Salo sowie Luca Cappellari und Fabrizio Giovanardi. Am Start auch ein Rudel der neuen Mercedes SLS AMG GT3. Jetzt in der VLN-Specials-Klasse SP9 (FIA-Klasse GT3) am Start. Im Herbst des Vorjahres noch in der Klasse E1-XP eingesetzt. Die SLS wurden als Kundensportfahrzeuge von vier Teams eingesetzt. Schnitzer Motorsport und BMW Motorsport kamen mit zwei überarbeiteten BMW M3 GT der FIA-Klasse GT2, eingesetzt in der Klasse E1-XP. Zur Freude der VLN-Fans kam die Truppe von VLN-Urgestein Johannes Scheid mit dem neuen „Eifelblitz“-BMW. 172 Fahrzeuge nahmen am Training teil.
Wie schon bei den Probe- und Einstellfahrten sorgte auch beim ersten Saisonrennen herrliches Frühlingswetter mit strahlendem Sonnenschein für den optimalen Rahmen. Nach 28 Runden bzw. 682,33 km fuhren Jörg Müller, Augusto Farfus und Uwe Alzen im BMW M3 GT FIA-Klasse GT2, eingesetzt in der VLN-Specials-Klasse E1-XP über die Ziellinie. Streckenschnitt nach 4 Stunden und 5 Minuten 166,729 km/h. Ihre Rennstallgefährten von Schnitzer Motorsport und BMW Motorsport Andy Priaulx, Dirk Müller und Dirk Werner, ebenfalls im BMW M3 GT fuhren auf Rang 2. Sie waren als Trainingsschnellste des Zeittrainings von der „Pole“ gestartet. 8 Minuten 39,194 Sekunden im Zeittraining (Rundenschnitt 168,970 km/h). Auf Rang 3 der vom Team Black Falcon eingesetzte Mercedes SLS AMG GT3 VLN-Specials-Klasse SP9 (FIA-Klasse GT3) mit Kenneth Heyer, Thomas Jäger, Jan Seyffarth und Jeroen Bleekemolen. Sie fuhren mit 8 Minuten 24,241 Sekunden auch die schnellste Rennrunde (Rundenschnitt 173,981 km/h). Die Weltpremiere des N.Technology P4/5 Competizione verlief glücklos. Mika Salo absolvierte einen problemlosen ersten Stint, nach Runde 7 verrauchte aber der Exot.
… und die nächsten Premieren
Drei Wochen später, am 30. April Saisonlauf 2. Das 36. DMV 4-Stunden-Rennen der Renngemeinschaft Düren e.V. im DMV. Und auch hier: Blauer Himmel, Sonnenschein. Der Frühling ist VLN-Fan. Ein Rekordfeld von 210 Fahrzeugen nahm am Samstagmorgen das Zeittraining auf. Die Schnellsten der Schnellen: Das Team Mamerow/Rowe Racing mit Chris Mamerow und Armin Hahne im Mercedes SLS AMG GT3 Klasse SP9 (FIA-Klasse GT3). 8 Minuten und 13,730 Sekunden (Rundenschnitt 177,685 km/h). Die schnellste Rundenzeit dieser noch jungen Saison.
Zum ersten Mal bestritt Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck ein Rennen zusammen mit seinen beiden Söhnen Johannes und Ferdinand. Im Lamborghini Gallardo LP600 Klasse SP9 (FIA-Klasse GT3) des Teams Reiter Engineering. Außerdem Debüt des VW Golf24 in der Klasse SP8T sowie die sogenannte 2.0 Variante des Porsche 911 GT3 R Hybrid in der Klasse E1-XP, dessen Vorgänger im letzten Jahr bereits auf dem Nürburgring für Furore sorgte.
Die Trainingsschnellsten Chris Mamerow und Armin Hahne im Mercedes SLS AMG GT3 Klasse SP9 (FIA-Klasse GT3) standen auch nach dem Rennen über 28 Runden (682,33 km) in 4 Stunden und 5 Minuten (Streckenschnitt 167,085 km/h) ganz oben auf dem Treppchen vor Timo Bernhard, Lucas Luhr und Romain Dumas vom Team Manthey Racing im gelb-grünen Porsche 911 GT3 R, ebenfalls Klasse SP9. Rang 3 ging an die „Dirks“ – Müller, Werner und Adorf – im BMW M3 GT FIA-Klasse GT2, eingesetzt in der Klasse E1-XP. Die schnellste Rennrunde: 8 Minuten und 18,927 Sekunden (Rundenschnitt 175,834 km/h) fuhren die Viertplatzierten Lance David Arnold, Christopher Brück und Christian Frankenhout in einem Mercedes SLS AMG GT3 Klasse SP9 des Teams Heico Motorsport.
„So kann das Jahr gerne weitergehen“, strahlte auch der Geschäftsführer der VLN Robert Rust. Die VLN verzeichnete beim zweiten Saisonlauf einen neuen Zuschauerrekord. Mehr als 5.000 Zuschauer fanden sich am 30. April im Fahrerlager und auf den Tribünen an der Grand-Prix-Strecke ein - mehr, als jemals zuvor. Ein Vielfaches von diesem Wert (geschätzte 30.000 Zuschauer) verfolgte das Rennen zudem rund um die Nordschleife, wo der Eintritt bekanntermaßen frei ist. Das sonnig-warme Frühlingswetter, das große Teilnehmerfeld, die Fahrzeugpremieren und – wie üblich vor den 24 Stunden – eine extrem starke erste Startgruppe lockten die Motorsportfreunde in die Eifel.
Bella Italia, bella maschina
14. Mai. 42. Adenauer ADAC Rundstrecken-Trophy des MSC Adenau e.V. im ADAC. Das erste von zwei 6-Stunden-Rennen der Saison 2011. Nachdem bereits im Vorjahr ein 12-Stunden-Rennen diskutiert wurde, wurde 2011 das „Projekt zwei 6-Stunden-Rennen“ realisiert.
Nach dem Zeittraining am Samstagmorgen lagen zwölf der 192 gestarteten Fahrzeuge innerhalb von nur zehn Sekunden, allen voran Alexander Roloff, Thomas Jäger und Roland Rehfeld im Mercedes SLS AMG GT3 Klasse SP9 (FIA-Klasse GT3) des Teams Rowe Racing mit einer Rundenzeit von 8:14,961 Minuten (Rundenschnitt 177,243 km/h). Nach dem Start ging es an der Spitze bald drunter und drüber. Die Rennleitung bestrafte insgesamt 20 Fahrzeuge aufgrund von Mißachtung von Flaggensignalen. Darunter auch die ersten zehn des Gesamtklassements. „Wir haben besonders hart durchgegriffen, um das Fehlverhalten deutlich ahnden“, so Rennleiter Peter Bröcher.
Das Hankook Team Farnbacher errang nach 6 Stunden und 4 Minuten und 40 gefahrenen Runden, also einer Gesamtdistanz von 974,76 km (Streckenschnitt 160,523 km/h) den ersten Ferrari-Sieg in der 35-jährigen Geschichte der Rennserie. Marco Seefried und Jaime Melo siegten im Ferrari F458 FIA-Klasse GT2, eingesetzt in der VLN-Specials-Klasse SP8. Sie fuhren mit 8:19,362 Minuten (Rundenschnitt 175,681 km/h) auch die schnellste Rennrunde. Rang 2 für Marc Lieb, Timo Bernhard und Arno Klasen im gelb-grünen Porsche 911 GT3 RSR, ebenfalls FIA-Klasse GT2, eingesetzt in der Klasse SP7, des Teams Manthey Racing vor Jörg Müller, Augusto Farfus und dem früheren Formel 1 – Fahrer Pedro Lamy von Schnitzer Motorsport und BMW Motorsport im BMW M3 GT FIA-Klasse GT2, eingesetzt in der VLN-Specials-Klasse E1-XP.
Der große Test
14 Tage später. 28. Mai. 53. ADAC ACAS H&R-Cup. Wieder über die Distanz von 4 Stunden. Veranstaltet vom AC Altkreis Schwelm e.V. im ADAC.
Beim vierten Saisonlauf der VLN - der vorletzten Testmöglichkeit zum 24-Stunden-Rennen im Juni – waren erwartungsgemäß eine Reihe von Fahrern aus der DTM-Serie mit von der Partie. Die schon erwähnten, von Jahr zu Jahr zunehmenden werksseitigen Engagements der Automobilhersteller, insbesondere im Hinblick auf das 24-Stunden-Rennen sind die Ursache dafür. Die Hersteller-Sportabteilungen, ihre Einsatzrennställe und die Kunden der Kundensportprogramme in der FIA-Klasse GT3 erhöhen von Jahr zu Jahr den Aufwand. Die 24 Stunden sind prestigeträchtig. Die VLN-Rennen davor sind ideale Testmöglichkeiten.
Der Rennstall von „Ring-Fuchs“ Olaf Manthey fuhr Lauf 4 einen direkten Vergleichstest: Der gelb-grüne Porsche 911 GT3 R Klasse SP9 (FIA-Klasse GT3) gegen den ebenfalls gelb-grünen Porsche 911 GT3 RSR FIA-Klasse GT2, eingesetzt in der Klasse SP7. Beide Modelle fuhren bei den Rennen zwei und drei jeweils zu einem Podiumsrang. Der Vergleich diente der teaminternen Entscheidung, welches der beiden „Nummer-1-Fahrzeuge“ des Rennstalles beim 24-Stunden -Rennen als „Speerspitze“ antreten wird. Neben dem Einsatz weiterer Porsche in den Klassen SP7 und SP9 als Kundenfahrzeuge zeichnet Manthey Racing als Einsatzrennstall der Porsche-Sportabteilung auch für den Einsatz des Porsche 911 GT3 R Hybrid in der Klasse E1-XP verantwortlich.
Das Team Pinta Racing mit Michael Illbruck und seinerzeit noch Manuel Lauck fuhr in einem Porsche 911 GT3 R Klasse SP9 die schnellste Zeit im Training: 8:18,217 Minuten (Rundenschnitt 176,085 km/h).
Im Rennen feierte Porsche einen Sieg, der in die Motorsportgeschichte eingehen wird. Marco Holzer, Patrick Long und Richard Lietz überquerten im Porsche 911 GT3 R Hybrid Klasse E1-XP des Porsche Team Manthey nach 4 Stunden und 3 Minuten und 28 Runden (682,33 km) in Führung liegend die Ziellinie (Streckenschnitt 167,936 km/h) und markierten so den ersten Hybrid-Triumph auf der Nürburgring-Nordschleife. Zudem war es der erste Porsche-Sieg der Saison. Auch Rang 2 ging an Manthey Racing mit Romain Dumas, Lucas Luhr und Marc Lieb im gelb-grünen RSR FIA-Klasse GT2, eingesetzt in der Klasse SP7, vor Marc Basseng, Marcel Fässler und Mike Rockenfeller vom Audi Sport Team Phoenix im Audi R8 LMS Klasse SP9 (FIA-Klasse GT3). Das erste Saisonpodium für Audi. Sie fuhren die schnellste Rennrunde mit 8:16,805 Minuten (Rundenschnitt 176,585 km/h).
Nach vier Saisonläufen
Allen Unkenrufen zum Trotz. Die Spitze der VLN ist breiter denn je. Keine Dominanz einer Klasse. Keine Dominanz einer Marke. Keine Dominanz eines Teams. Oder täuscht das Bild nach vier Saisonläufen? Vier Saisonläufe. Vier Siegerpodeste. Zwölf Fahrzeuge mit ihren Fahrerbesetzungen auf den Podesten. Lediglich BMW konnte seine beiden Werkswagen in der E1-XP jeweils zweimal auf das Podest bringen, wenn auch mit etwas abweichender Fahrerbesetzung. Alle anderen Podiumsplatzierten standen jeweils nur einmal oben.
Nach Klassen entfielen von den zwölf Podiumsplätzen fünf auf die E1-XP, vier auf die SP9, zwei auf die SP7 und einer auf die SP8. Nach Marken entfielen vier auf BMW, vier auf Porsche, zwei auf AMG-Mercedes und je einer auf Ferrari und Audi. Nach Fahrzeugtypen standen BMW M3 GT2 viermal auf dem Treppchen, AMG-Mercedes SLS GT3 und Porsche 911 GT3 RSR je zweimal und je einmal standen ein Porsche 911 GT3 R Hybrid, ein Porsche 911 GT3 R, ein Ferrari F458 und ein Audi R8 LMS auf dem Treppchen.
Dementsprechend findet sich auch bei den Fahrzeugkonzepten eine große Vielfalt. Eine Gemeinsamkeit haben alle: Frei saugende Ottomotoren und Hinterradantrieb. Ansonsten 6-Zylinder-Boxer gegen großvolumige V8. Frontmotorlimousinen gegen Mittelmotorcoupés. Was will man mehr?
Wie sieht es bei den Teams aus? BMW Motorsport holte vier Podestplätze. Ebenfalls vier gingen an Manthey Racing. Black Falcon, Farnbacher, Mamerow und Phoenix durften sich je einmal auf dem Podium einfinden. Sieht man sich nur die Gesamtsieger an ergibt sich ein ebenso farbenfrohes Bild: BMW, AMG-Mercedes, Ferrari und Porsche teilen sich die Gesamtsiege nach Marken. BMW Motorsport, Mamerow, Farnbacher und Manthey waren die Gesamtsieger nach Teams.
Die siegreichen Fahrzeuge waren BMW M3 GT2, AMG-Mercedes SLS GT3, Ferrari F458 und Porsche 911 GT3 R Hybrid. Nach Klassen gingen die Gesamtsiege zweimal an die E1-XP und je einmal an die SP8 und SP9.
Von Dominanz einer Klasse, einer Marke, eines Teams oder eines Fahrzeugmodells kann man anhand dieser Ergebnisse nicht sprechen. Auch wenn bei den bisherigen vier Rennen nicht immer alle der vermeintlichen Favoriten am Start waren, ein Dominator läßt sich bei objektiver Betrachtung der Situation nicht ausmachen.
Ein VLN-Lauf steht im Vorfeld des 24-Stunden-Rennens noch auf dem Programm. Wird er Klarheit über die Favoriten für die 24 Stunden und den Rest der VLN-Saison bringen? Sicher nicht. Nach der bisherigen Ausgeglichenheit auf den Podien wird sich auch nach Lauf 5 keine andere Einschätzung der Situation an der Spitze ergeben. Das bisherige Bild wird sich fortsetzen, selbst wenn man reglementbedingtes Taktieren im Vorfeld des 24-Stunden-Rennens annehmen würde. Und dabei ist die Vielfalt in den Klassen an der Spitze der VLN noch deutlich größer. Auch wenn noch nicht alle der Protagonisten aufs Podium fahren konnten.
Ähnlich ausgeglichen wie an der Spitze stellt sich die Situation auch im „Mittelfeld“ und den „kleinen Klassen“ der VLN dar.
Lauf 5 – Das letzte Rennen vor den 24 Stunden
11. Juni. 51. ADAC Reinoldus-Langstreckenrennen des Dortmunder MC e.V. im ADAC.
Das letzte VLN-Rennen vor den 24 Stunden. 14 Tage vor den 24 Stunden. Erwartungsgemäß ein kleineres Starterfeld, vor allem an der Spitze des Feldes, als bei den bisherigen vier Rennen. Die Protagonisten auf den 24-Stunden-Sieg haben ihre Testphase abgeschlossen. Fahrer und Material sollen geschont werden. Der Weg war frei für andere.
Das Team Frikadelli markierte die Trainingsbestzeit: Klaus Abbelen und Sabine Schmitz im Porsche 911 GT3 R Klasse SP9 (FIA-Klasse GT3). 8:20,161 Minuten (Rundenschnitt 175,400 km/h).
Das Rennen wurde nach 3 Stunden und 30 Minuten, also eine halbe Stunde vor dem regulären Ende, vorzeitig gebrochen. 24 Runden, also 584,86 km (Streckenschnitt 166,452 km/h). Einsetzender Regen machte es notwendig. Sicherheit hat in der VLN Vorfahrt. Sieger das Team Phoenix Racing mit Mattias Ekström, Timo Scheider und Frank Stippler im Audi R8 LMS. Zweiter Klaus Abbelen und Sabine Schmitz im Porsche 911 GT3 R, beide Klasse SP9 (FIA-Klasse GT3) und Dritte das Team Manthey Racing mit Wolfgang Kohler, Frank Kräling und Christian Menzel im Porsche 911 GT3 Cup VLN-Cup-Fahrzeuge Klasse Cup2. Schnellste Rennrunde: 8:24,575 Minuten (Rundenschnitt 173,866 km/h) die späteren Sieger im R8.
(Fortsetzung folgt.)

Fotos: Ring1 (Björn Schüller, Christian Moskopp, Daniel Eckel, Hardy Elis, Christian Reinsch)

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