Es sollte die große Abschiedsbühne für Werner Schlehecker (Rösrath) werden: Nach 20 Teilnahmen am 24h-Rennen hängt der Rennfahrer seinen Helm an den Nagel. Michael Jestädt (Fulda) sowie Günter und Stefan Memminger (München) wollten ihn mit dem neu gegründeten Team beim Abschiedsrennen begleiten. Doch schon nach nur wenigen Runden beendete ein schwerer Unfall das Vorhaben und warf das gesamte Team aus dem Rennen.

Bestens gewappnet und mit allen „Rennfahrer-Wassern“ gewaschen freute sich das neu gegründete Team German-Bavaria Racing auf das bevorstehende Rennen zwei Mal rund um die Uhr. Das Einsatzgerät, ein BMW 318is war im Vorfeld von den erfahrenen Rennmechaniker des Teams Otto-Tuning komplett überarbeitet worden. Dabei konnten etliche Schwachstellen ausgemerzt werden, das Auto schien standfester denn je zu sein. Auch das „Drumherum“ lief besser als gewohnt, denn die Equipe Stenger, unter der Leitung von Herbert Stenger erledigte alle Arbeiten, die ein solch gigantisches Vorhaben mit sich bringt. Lediglich das Wetter zeigte seine typische Eifellaune und so wurden das freie Training sowie beide offiziellen Zeittrainingssitzungen im Nassen absolviert. Für die erfahrene Crew am Lenkrad und in der Box kein Problem: Mit einem satten Vorsprung von 14 Sekunden sicherte sich das Quartett den ersten Startplatz der Klasse V2 und zeigte dabei längst nicht alles, denn man wollte im Training nicht zu viel riskieren.

Früher Boxenstopp, früher Ausfall
Michael Jestädt saß zuerst hinterm Volant des BMW, um den Start und die beiden ersten Rennstunden zu fahren. Nicht ganz ohne Grund fiel die Wahl auf den schnellen Mann aus Fulda. Als ausgewiesener Regenspezialist kann er selbst unter widrigen Bedingungen ein Rennauto schnell und sicher um den Kurs bewegen, ohne den Wagen zu beschädigen. Aufgrund des Wetters entschieden Fahrer und Chefmechaniker Jörg Kosmalla von Otto Tuning, den Start auf Regenreifen zu absolvieren. Pünktlich um 16 Uhr erfolgte die Rennfreigabe und Jestädt machte, wie schon so oft, alles richtig: Er hielt sich zunächst aus allen Positionskämpfen heraus und ging sofort zum Angriff über, als sich das Feld der über 200 Fahrzeuge sortiert hatte. Nach vier Runden entschied das Team, die Regenreifen gegen profillose Slicks zu tauschen, denn die Strecke trocknete auf der Ideallinie rasch ab.
Der Boxenstopp lief wie am Schnürchen, jeder Handgriff saß, alle Arbeiten wurden mit dem Hang zur Perfektion erledigt. Gleichzeitig verließ Jestädt das Auto und übergab den Wagen an Günter Memminger. Bereits zu dieser Zeit lag der Wagen des German-Bavaria Racing Teams weit in Front der Klasse. Das Polster sollte noch während der herrschenden Helligkeit weiter ausgebaut werden, um so für die Nacht gewappnet zu sein. Memminger fuhr ebenfalls sicher, konstant und schnell um den über 25 Kilometer langen Kurs, als es zwischen den Streckenabschnitten „Eiskurve“ und „Pflanzgarten“ zu einer verhängnisvollen Berührung kam. Ein Fahrzeug einer deutlich größeren Klasse, ein Audi R8, touchierte den BMW, der mit den rechten Rädern auf die Wiese fuhr. Der Wagen brach daraufhin aus, überquerte die Strecke mit reichlich Geschwindigkeit und nutzte die überhöhten Curbs als Sprungschanze. Der BMW 318is stieg auf, rutsche mit dem Unterboden etliche Meter über die Leitplanke und überschlug sich dann hinter die Planke. Memminger konnte das Wrack unverletzt verlassen.
Das Abschiedsrennen von Werner Schlehecker nahm damit ein jähes Ende, ohne dass der Hauptdarsteller nur eine Rennrunde fahren konnte. Trotz dieser Tatsache macht Schlehecker seine Entscheidung nicht rückgängig: Er kehrt dem aktiven Motorsport den Rücken, bleibt aber als passives Mitglied der Langstrecken-Familie erhalten. Günter und Stefan Memminger werden mit ihrem eigenen Auto weiter in der Langstreckenmeisterschaft (VLN) an den Start gehen. Michael Jestädt wird sich weiterhin auf dem Nürburgring blicken lassen – ob er dann auch Rennen fährt, hängt von den entsprechenden Angeboten ab. Was bleibt ist ein Resümee zu ziehen, das dem „Aussteiger“ vorbehalten ist, Werner Schlehecker: „Wir hatten ein tolles Team, bei dem auch menschlich alles gepasst hat. Jede Arbeit wurde fachmännisch erledigt, ohne dabei den Spaß zu verlieren. Ich danke meinem Freund und Fahrerkollegen Jestädt für sein Engagement, meinen Ausstieg mit einer wahren „Motorsport-Party“ zu versüßen. Dass ich am Ende nicht fahren konnte, hat mich zwar traurig gemacht, aber ich bin froh, dass Günter Memminger ohne Schaden davon gekommen ist. Ich danke allen, die mir den Abschied vom Motorsport mit einer tollen Veranstaltung versüßt haben und freue mich jetzt auf meinen Rennfahrer-Unruhestand!“
Stimmen nach dem Rennen
Michael Jestädt, Fahrer
„Das Auto war erstklassig weil es von Otto Tuning komplett überarbeitet wurde. Mit unseren Rundenzeiten haben wir gezeigt, was wir leisten können. Mein Dank gilt allen Helfern und Sponsoren, die uns die Teilnahme am 24h-Rennen ermöglicht haben – wenn es auch eine kurze war. Trotz des Ausfalls bin ich mit dem Gezeigten zufrieden. Günter Memminger ist völlig schuldlos am Ausfall. Die Auswertung sämtlicher Aufnahmen hat gezeigt, dass unser BMW von dem Audi regelrecht abgeschossen wurde. Das Auto ist nicht mehr zu reparieren und wird verschrottet. Zum Abschluss will ich sagen, dass ich über die ganzen Jahre viel Spaß mit Werner im Rennauto hatte. Ich bedaure, aber verstehe die Entscheidung von Werner Schlehecker.“

Günter Memminger, Fahrer
„Was soll ich sagen: Die Trainingssitzungen waren in Ordnung, die Crew hat gepasst, die Zeiten stimmten – lediglich der übermotivierte Kollege im schnelleren Auto hat uns alle Hoffnungen zerstört. Es tut mir vor allem um die Mannschaft leid, die mit viel Herzblut meinem Kollegen einen tollen Abschied bereiten wollte.“

Stefan Memminger, Fahrer
„Nach den ersten Runden im Training habe ich mich an das Auto gewöhnt. Der Wagen war dank guter Vorbereitung extrem einfach zu fahren. Schade, dass ich im Rennen nicht mehr zum Zuge kam. Ich bin froh, dass meinem Vater bei dem schweren Unfall nichts passiert ist.“

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