Beim vorletzten Lauf der BF Goodrich Langstreckenmeisterschaft brachte Christian Leutheuser einen 1. Platz in der Klasse H3 und einen 34.Gesamtrang mit nach Hause.


Der 25-Jährige Reyersbacher startete auf einem BMW M3 gemeinsam mit Martin Tschornia und Alexander Schula für Lingmann Motorsport. „Bei diesen Bedingungen ist Ankommen das oberste Ziel gewesen, der Klassensieg kam dabei raus, was will man mehr“, resümiert Leutheuser nach dem Rennen. „Lieber wären mir natürlich klare Bedingungen – nass oder trocken – gewesen.“
Myriam: Wenn Du Startfahrer bist, wie groß ist Deine Anspannung? 
Christian: Es gibt ja schon viele Möglichkeiten, die man im Kopf durchspielt: „Ich stehe auf der rechten Seite, was macht der Fahrer links neben mir, wie schnell sind die Autos hinter mir, wie komme ich vorne an den anderen möglichst schnell vorbei – wo halte ich mich in der Mercedes-Arena am besten auf?“ Wenn man 50 Varianten durchspielt, dann tritt meistens die 51. ein. Ich versuche immer mich bestmöglich zu konzentrieren und keine Nervosität aufkommen zu lassen. 
Myriam: Du bist Mechaniker und Fahrer in einer Person, wie funktioniert das? 
Christian: Es klappt ganz gut, bedeutet aber auch Stress. Wenn ich nur Fahrer bin, Freitags anreise, ein bisschen teste und dem Team sagen kann „dies und das hätte ich gerne noch am Auto verändert“ und mich dann ins Bett lege und schlafe, dann kann ich natürlich eine ganz andere Leistung beim Fahren bringen, weil ich mich nur darauf konzentrieren muss.
Wenn man so wie ich dazu auch noch der Schrauber ist, nimmt man natürlich jedes Klappern am Auto ganz anders wahr. Das ein oder andere Mal muss man dann vor seinem Stint auch noch das zweite Auto des Teams wieder in Gang bringen und sich beeilen, dass man zum nächsten Boxenstopp fertig mit der Arbeit ist.
Mehr oder weniger habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht, ich bin mit meinen gerade mal 25 Jahren schon Kfz-Meister und somit lässt sich die Fahrerei mit der Schrauberei schon ganz gut vereinbaren. 
Myriam: Du fährst auch Bergrennen, mit welchem Auto bist Du dort unterwegs? 
Christian: Da bin ich eigentlich mit dem Langstreckenauto unterwegs, auf dem ich auch auf der Nordschleife bei der VLN fahre. Entweder mit dem Serien-M3 oder dem SP-Auto von Lingmann-Motorsport. 
Myriam: Was liegt Dir mehr – Bergrennen oder Langstrecke? 
Christian: Ich habe für beides ein Faible Zum einen für die Bergrennen, weil ich selbst Organisationsleiter bei einigen Veranstaltungen bin, und weil ich über die Bergrennen überhaupt zum Motorsport gekommen bin. Ich sag es mal so – bei der Langstrecke hat man mehr Fahrspaß, weil man, wenn man möchte, innerhalb von einem Tag vier Stunden im Auto sitzen und fahren kann. Beim Bergrennen dagegen ist man dann das komplette Wochenende unterwegs, sitzt aber vielleicht nur 10 Minuten im Auto. Beides hat seinen Reiz. 
Myriam: Kannst Du Deinen Fahrstil mit 3 Wörtern beschreiben? 
Christian: Locker, flüssig, spritsparend – das ist beim Serienauto besonders wichtig – und aufs Ankommen bedacht. 
Myriam: Was bist Du für ein Typ am Funk? 
Christian: Ich bin kein Dauerquatscher, ich möchte meine Abstände zum Vordermann und den eventuellen Vorsprung wissen. Dann interessiert mich noch, wie der Abstand zum Gesamtführenden ist – ob er mich vor Rennende nochmal überholt und ich damit eine Runde weniger fahren muss oder umgekehrt, noch eine Runde mehr fahren muss und dann vielleicht nochmal zum Tanken reinkomme. Ich gebe auch nur die Infos ans Team weiter, die für sie relevant sind, falls z.B. etwas am Auto sein sollte. 
Myriam: Wie nimmst Du die Atmosphäre an der Strecke wahr? 
Christian: Es gibt natürlich auch Stellen, wo man die Zuschauer sieht, Brünnchen und Wehrseifen sind da sehr markant. Die vielen Fans an der Strecke sind bei der VLN aber immer wieder wie ein kleines 24h-Rennen. 
Myriam: Was würdest Du gerne auf einem Fanplakat am Brünnchen lesen? 
Christian: Glückwünsche und Lob werden immer gerne angenommen, Langstrecke ist zwar ein Teamsport, aber mein Name würde sich bestimmt auch gut auf einem Plakat lesen. 
Myriam: Was ist Dein Lieblingsstreckenabschnitt auf der Nordschleife als Zuschauer und als Fahrer? 
Christian: Als Zuschauer und als Fahrer gehen bei mir die Meinungen auseinander. Als Fahrer ist die Strecke von Brünnchen bis zum Schwalbenschwanz am interessantesten, die schnellen Passagen, die nicht einsehbaren Kurven, das hat seinen Reiz.
Am angenehmsten als Zuschauer ist natürlich der Grand-Prix-Kurs, ansonsten die klassischen Zuschauerplätze Brünnchen und Pflanzgarten. 
Myriam: Mit welchem Gefährt würdest Du gerne mal eine Runde Nordschleife fahren?
a) Bobbycar
b) ferngesteuertes Auto
c) Segway 
Christian: Also beim Bobbycar muss man zu viel Anschwung geben, beim ferngesteuerten Auto würde irgendwann die Batterien leer gehen. Von daher würde ich den Segway bevorzugen. Am meisten würde mich die Kurvenlage dieses Gerätes interessieren und ob das mit dem Gleichgewicht so gut funktioniert, wäre auch gut zu wissen. 
Myriam: Wie soll es nächstes Jahr für Dich weitergehen? 
Christian: Aus der Juniorwertung falle ich 2010 raus, dafür bin ich dann zu alt. Ansonsten lasse ich mal alles auf mich zukommen. 
Myriam: Vielen Dank für das Interview und noch ein erfolgreiches letztes Rennen auf dem Nürburgring. 
 
Text: Myriam Stein
Fotos: Oliver Wegen

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