"Was die können kann ich als KFZ Meister schon lange." Mit diesem oder einem ähnlichen Vorsatz begann Ende der 60er Jahre die Rennfahrerkarriere von einem Mann, der mittlerweile einfach zum Inventar der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring gehört.

Es dreht sich um keinen geringeren als Andreas Schall, Jahrgang 1939, Autohaus Besitzer aus Dornstadt und seit mehreren Jahrzehnten dem Motorsport verfallen. Das ring1.de-Team hat die Familie Schall in Dornstadt bei Ulm besucht. In den kommenden Wochen werden wir euch in Text und Film ausgiebig über diese vom Motorsportvirus infizierte Familie berichten.

Alles begann damals mit einem Besuch am Hockenheimring. Hier erlebte Andreas Schall sein erstes Autorennen als Zuschauer und war sofort angetan. Ein Porsche wurde, auf für heute abenteuerliche Weise, zu Recht gemacht. Aus zwei mach eins. Andreas Schall schweißte sich aus zwei Totalschaden 911er einfach ein einsatzfähiges Rennauto zusammen. In einem Stadel eines Bauernhofs packte man die sieben Sachen und machte sich auf den Weg zu einem kleinen Flugplatz Rennen in Neuhausen o.E. . Im verregneten ersten Trainingeinsatz für das "neue" Gefährt fuhr Andreas Schall mit schmalen Gürtelreifen einfach mal so auf Pole Position - am Tag drauf fuhren dann im Rennen einfach mal alle mit Slicks bereiften Gegner an Andreas Schall vorbei. So nett können Karrieren beginnen. Übrigens war damals auch schon Sohn Ralf als „Zuhörer“ dabei, im Bauch von Mama Schall… .

Dass im ersten Rennen alle an ihm vorbeischossen hatte keine negative Auswirkung auf die motorsportlichen Ambitionen von Andreas Schall. Weiter ging es mit Wagen aus dem Hause BMW auf der Rundstrecke und unter anderem auch schon auf der Nordschleife. Im Jahr 1976 holte er im BMW 2002 ti den Vizetitel im ONS-Rundstrecken-Pokal.



1971 im BMW 2002 ti heraus aus der Hohenrain-Schikane - Andreas Schall in einem seiner ersten Autos

Und ehe Andreas Schall sich versah kämpfte er als 2-Mann Privat-Team (ein Fahrer und ein Monteur) in einem BMW 320i Gr. 5 in der DRM 1977 gegen Haudegen wie Striezel Stuck, Harald Ertl, Hans Heyer, Marc Surer - um nur einige große Namen dieser Zeit zu nennen. Das BMW Junior-Team machte damals Schlagzeilen - in mehrerer Hinsicht. Es war eine äußerst wilde Zeit des deutschen Motorsports. Mit Freude erzählt Andreas Schall noch heute wie er damals auf Einladung von BMW zu einem Trainingslager nach St. Moritz in die Schweiz fuhr zusammen mit den BMW Spaßvögeln Stuck, Cheever, Surer, Grohs, Winkelhock und und und. „Konditionell war ich damals mit denen auf einer Höhe. Und das obwohl die Anderen zum Teil aus der Formel 1 kamen. Ich stand damals übrigens auch das erste Mal auf Langlauf-Skiern" erinnert sich Andreas Schall. Für die erfolgreiche Teilnahme überreichten das BMW Junior Team Andreas Schall eine selbst gemalte „Ehrenurkunde“ unter anderem unterschrieben von Eddie >Cheever, die er uns stolz zeigte - in einem Zustand, als wäre sie gestern erst geschrieben worden. Den abschließenden Ski-Langlaufwettkampf musste er, aufgrund einer Fußverletzung, außer Konkurrenz bestreiten. Die Zeit in der DRM war einerseits geprägt von einigen Ausfällen mit dem BMW 320i, allerdings auch von vereinzelten Achtungserfolgen in einem top besetzten Starterfeld, z.B. im „Geldrennen“ (Bild siehe unten) auf der Nordschleife am 27. März 1977 als er im strömenden Regen hinter Toine Hezemans, Eddie Cheever und Ronnie Peterson den 4. Platz belegen konnte, noch vor großen Namen wie z.B. Manfred Winkelhock und Harald Grohs.

Seit den 80er Jahren gehört Andreas Schall zum festen Bestandteil der Langstreckenmeisterschaft. Mit einem Ford Escort RS 2000 ging es dann stets flux über die Nordschleife, 1988 holte er mit diesem Auto als Solofahrer den Vizetitel. In dem Wagen werkelte ein eigens von Andreas Schall und seinem damals wie heute treuen Begleiter Alfred Schneeberger entwickelter Motor. Nach der spektakulären Zeit in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft brachte Andreas Schall in regelmäßigen Abständen Pokale und Siegerkränze nach Hause. Im Empfangsbereich des Autohauses und seinem Büro stehen etliche dieser Trophäen, die Andreas Schall uns gerne und stolz erläutert hat. Wer denkt, dass die zu sehenden Pokale und Kränze alle wären, hat weit gefehlt. Als wir beim Drehen der Aufnahmen um das Autohaus Schall gingen, erblickten wir rein zufällig durch ein kleines Kellerfenster etliche weitere Pokale. Alle im Empfangsbereich? Das wären zu viele. Einige wenige tun es ja auch – eben typisch schwäbische Zurückhaltung.



Erwischt - Andreas Schall gerahmt von einem der unzähligen Pokale

Dass Sohn Ralf Schall genauso vom Rennbazillus infiziert wurde liegt auf der Hand. Seit den Neunziger Jahren heißt es vom Streckensprecher am Nürburgring nur noch "Vater und Sohn Schall". Mit ihrem Mercedes 190 Evo II, übrigens einem ehemaligen DTM-Fahrzeug von Jacques Lafitte, sorgten Senior und Junior am Ring für Furore.

Dabei fuhren beide Schalls immer mit "zweckmäßiger Zurückhaltung" über den Ring, was die seltenen Ausfälle durch Ausrutscher oder gar Abflüge beweisen. „Zakowski und Tiemann haben ihren gelben DTM Mercedes richtig über die Strecke geprügelt. Wir sind da immer etwas zurückhaltender und materialschonender gefahren.“ Dass man nicht unbedingt einen Rennwagen prügeln muss um Erfolg zu haben, erkennt man, wenn man wieder den Blick in den Empfangsbereich schweifen lässt. Der Sieg beim 6h Rennen 1998 war einer der großen Momente, als man ganz oben auf dem Treppchen stehen konnte. Mit dem Ex-DTM Mercedes Benz

> Evo fuhren Andreas Schall und Sohn Ralf 5 Gesamt-, 23 Wertungsgruppen- und 30 Klassensiege ein. An dem uns bei unserem Besuch präsentierten Rennwagenpark offenbart sich auch ein ungeschriebenes Gesetz im Hause Schall. Kein Rennwagen wird weggegeben.

Ganze 10 Jahre bis 2003 sind Andreas und Ralf Schall mit dem DTM-Mercedes gefahren und schon während dieser Zeit wurde der Wagen zu einem der Lieblinge der Fans. Ende der Saison 2003 hieß es aber Abschied nehmen vom betagten Evo II, der immer noch für Wertungsgruppensiege in der Gruppe H gut war. Beim Besuch des DTM-Rennen 2001 am Norisring sprach man mit Volker Strycek, ob man nicht einen DTM-Astra erwerben könne. Volker Stryceks kurze, aber deutlich Antwort: „Da können wir drüber reden“ ebnete einen neuen Abschnitt. Gerade mal 3 Jahre später, im Jahr 2004 stellten sich Vater und Sohn Schall den neuen Herausforderungen einer neuen Generation von Rennwagen, die nicht mehr viel mit einem Tourenwagen im klassischen Sinne zu tun hatte. Insbesondere für Andreas Schall stellte der Umstieg eine große Herausforderung dar, sich im stolzen Alter von 65 Jahren auf einen diffizilen DTM Rennwagen auf einer der schwierigsten Rennstrecken der Welt einzuschießen. Umso respektabler und stets herzerfrischend ist es zu sehen wie Andreas Schall mit stets konstanten Top-Zeiten immer wieder einen wesentlichen Beitrag zu den Erfolgen beiträgt. Mit Sohn Ralf und Volker Strycek bildete er in den letzten Jahren ein stets konkurrenzfähiges Trio. In den letzten vier Jahren fuhren sie 12 Podiumsplätze und 18 Klassensiege ein. Einzig und alleine der Gesamtsieg mit dem DTM Opel-Astra war bisher zwar schon in greifbarer Nähe, aber das Glück war nicht immer auf ihrer Seite. Ob es 2008 möglicherweise auch damit klappen wird? Viele, viele, würden es den sympathischen Dornstädtern wünschen. Vielleicht wird es ja etwas 2008, wenn die Wagen der Klassen SP6 - 8 durch aerodynamische Restriktionen eingebremst werden, während der DTM Opel Astra in der Klasse E1-XP von diesen Modifikationen verschont bleibt. Wenn nicht, dann wird man sich die Zeit nehmen es in den folgenden Jahren zu probieren, denn mit dem DTM Opel-Astra möchte man auch 10 Jahre lang fahren, erläutert Andreas Schall lächelnd seinen Wunsch für die Zukunft.

Das ganze Ring1-Team wird auf jeden Fall jede Runde von Euch Dornstädtern mit Freude genießen und sagt "Herzlichen Dank" an die freundlichen Gastgeber beim Hausbesuch im Januar 2008!



1998 - Der Schall-DTM Mercedes 190 EVO führt das Feld an.



Andreas Schall konnte viele Erfolge zusammen mit seinem Sohn feiern



Lang, lang ists her - Andreas Schall in den 70ern



Immer noch gerne gesehen am Nürburgring



Nette Geste der Kollegen - Ehrenurkunde für den BMW Fitness Kurs unterschrieben von Eddie Cheever



Ergebnis des Geldrennens 1977 - Andreas Schall in der Divison II auf Platz 4.

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