Wo heute sich Blechlawinen unwissend über eine Autobahn bewegen, endete 1938 eine aussichtreiche Karriere eines Jugendidols.

Vor 70 Jahren verstarb Bernd Rosemeyer bei einem Weltrekord Versuch im Auto – Union Stromlinienwagen in der Nähe von Darmstadt.

Mein Großvater, Jahrgang 1923, schwärmte von ihm wie Jungs in den 80er Jahren von Stefan Bellof und Michael Schumacher in den 90er. Bernd Rosemeyer war das Aushängeschild der Auto-Union bei den Rennen in den 30er Jahren. 1935 wurde er zum Werksfahrer befördert und der Kampf gegen die Mercedes Benz Wagen ging in seine heiße Phase, bevor das das NS-Regime Europa in einen 6 Jahre dauernden Weltkrieg zog. Schnell konnte Bernd Rosemeyer den schwer zu händelnden 16 Zylinder Heckmotorwagen zu Erfolgen führen und ebenso schnell stieg die Begeisterung für den jungen Heißsporn aus Lingen. 1936 und 1937 gewann Bernd Rosemeyer jeweils das Eifelrennen auf dem Nürburgring und die Beziehung mit der weltberühmten Fliegerin Elly Beinhorn machten die beiden zum Glamourpaar dieser Tage.

Der Kampf zwischen Mercedes und Auto-Union sollte nicht nur auf der Rundstrecke fortgesetzt werden, sondern auch bei Rekord Geschwindigkeitsfahrten.

Im Januar 1938 fieberte Deutschland mit Spannung dem Duell entgegen, was auf der Reichsautobahn Frankfurt – Mannheim – Heidelberg, der heutigen A5, stattfand. Fernseh, Rundfunk und Presse fand sich an der Autobahn bei Darmstadt ein. Die Rekord - Durchschnittsgeschwindigkeit sollte ermittelt werden, aus der Höchstgeschwindigkeit der Hinfahrt und der Rückfahrt. Mercedes brannte darauf den in der „Rekordwoche“ vom Oktober 1937 aufgestellten Rekord von Bernd Rosemeyer zu überbieten. Am frühen Morgen startete Mercedes Fahrer Rudolf Carraciola zum ersten Rekordversuch und überbot sofort die Geschwindigkeit mit dem Stromlinienwagen W125. Mit 432,7 km/h fuhr Mercedes drei Km/h schneller und setzte einen neuen Rekord. Da sich Carraciola bei der Rückfahrt wegen Raureifes und der damit verbundenen Schleudergefahr auf der linken Spur halten musste, brach der legendäre Alfred Neugebauer für Mercedes die Rekordfahrten ab und kündigte an sie am kommenden Montag fortsetzen zu wollen. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.

Auto-Union wollte die Schmach nicht auf sich sitzen lassen und wagte trotz schlechter Straßenbedingungen und Windböen einen Versuch. Der Wagen war seit Oktober 1937 komplett neu aufgebaut worden und Professor Eberan Ebernhorst hatte umfassenden Windkanaltest durchgeführt. Die Wissenschaft der Automobil-Aerodynamik steckte noch in den Kinderschuhen und die Wagen waren stets sehr empfindlich. Ziel war es lediglich die Wagen windschnittig zu machen. Alle Anzeichen sprachen dafür, dass auch Auto-Union weiterhin den Rekord behalten wird. Bernd Rosemeyer startete zu seinem Rekordversuch und erreichte „nur“ eine Geschwindigkeit von 429 km/h, da der Motor offenbar noch nicht die richtige Temperatur erreicht hatte. Von der Rückfahrt sollte Bernd Rosemeyer nicht mehr zurückkommen. Bei geschätzten 437 km/h wurde der Wagen vor der Autobahn-Abfahrt Langen-Mörfelden von einer Windböe erfasst, überschlug sich mehrmals und wurde in die nebenstehenden Bäume geschleudert. Bernd Rosemeyer war sofort tot. Der tragische Tod erschütterte das damalige Deutschland und mein Großvater und seine Freunde verloren damals ein Idol.

Die Schlagzeile des Mainzer Anzeigers am Tag darauf lautete „Caratsch schaffte es auf Anhieb“.



Bernd Rosemeyer am 18.1.1938 vor seiner Rekordfahrt an der Autobahn am Ober Nauheimer Wald



Heute errinnert nur eine kleine Gedenkstätte an der A5 an dem Auto-Union Star der 30er Jahre

Quellen Bild: Archiv Rhein-Main Presse / Wolfgang Knoke / www.isanhalt.de

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